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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01
Autoren: Christoph Hardebusch
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anwesend, was Jaquento überrascht blinzeln ließ. Auf seiner Schulter reckte Sinosh der Offizierin den langen Hals entgegen.
    »Setzen Sie sich«, bat Roxane und wies auf einen Stuhl. Mit einem Lächeln kam Jaquento der Aufforderung nach, auch wenn sein Inneres dagegen protestierte. Seine Muskeln waren angespannt, und sein Körper wollte stehen bleiben, fluchtbereit.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten? Wir haben noch einen recht guten Brandy, allerdings hat ein unglücklicher Treffer die Gläser des Kapitäns zerstört.«
    »Nein, vielen Dank, Meséra. Da Ihr gerade vom Kapitän sprecht … wo ist er denn?«
    »Er sitzt vor Ihnen.«
    Möge mir die Einheit gnädig sein. »Oh. Meinen Glückwunsch«, erwiderte Jaquento mit belegter Stimme. Die Offizierin verzog das Gesicht.
    »Es besteht kein Grund dazu, mir zu gratulieren. Kapitän Harfell erlag seinen Verletzungen noch vor dem Gefecht. Leutnant Frewelling ist im Kampf gefallen, Leutnant Hugham liegt schwer verletzt im Lazarett. Deshalb obliegt das Kommando derzeit mir.«
    Stille breitete sich aus, hüllte Jaquento unangenehm ein. Die Feindseligkeit der Offizierin war beinahe greifbar, und er konnte ihr diese Reaktion nicht verübeln. Er hatte gehofft, Leutnant Frewelling mit einigen wohlformulierten Sentenzen besänftigen zu können, doch angesichts Roxanes schlecht unterdrückten Zorns fehlten ihm die Worte.
    »Nun?«, sagte die Offizierin nach einiger Zeit.
    »Nun was?«
    »Ich denke, Sie schulden mir eine Erklärung«, erwiderte sie frostig. Ihre Finger trommelten auf der Tischplatte, ein enervierendes Geräusch, das den jungen Hiscadi aus dem Konzept brachte.
    »Das stimmt, Meséra, verzeiht mir bitte. Mir scheint, wir beide wurden Opfer eines Verrats.«
    Jetzt explodierte sie, wie ein Pulverfass, in das ein Funken fällt.
    »Wir beide? Wir beide! Sie …«, ereiferte sich Roxane, hatte sich jedoch erstaunlich schnell wieder im Griff. »Ich denke nicht, dass es so einfach ist, nicht wahr?«
    »Nein. Ihr müsst wissen, dass ich die Reise von Brebant zu diesem von der Einheit verlassenen Eiland als Gefangener verbrachte. Capitane Deguay hat Capitane Pertiz getötet und mich eingesperrt, um mich unschädlich zu machen, da wir seine Pläne nicht gutheißen mochten. Vordringlich war es die Rettung der Sklaven, die Pertiz und mich angetrieben hat. Während Deguay anscheinend andere Pläne hatte.«
    Immer noch klopfte sie auf den Tisch, in einem schnellen Rhythmus. Auf ihrer Wange leuchteten zwei Schrammen, und ihre linke Hand war von Kratzern übersät. Sie hielt sich so aufrecht, als ob er seinen Bericht vor der gesamten Admiralität ablegen würde, doch Jaquento wusste nicht, ob das nicht nur Schmerzen von Wunden geschuldet oder einfach Ausdruck ihrer thaynrischen Steifheit war.
    »Und von diesen Plänen hatten Sie keinerlei Ahnung?«
    »Nein, denn sonst hätte ich wohl nicht einige Tage in der Brig verbracht. Ihr glaubt gar nicht, wie unbequem es dort sein kann.«
    »Ich muss gestehen, dass die Versuchung groß ist, Ihnen die Annehmlichkeiten unserer Brig zum Ausgleich anzubieten, Jaquento. Sie haben uns verraten und im Stich gelassen. Ich hatte bereits damit gerechnet, dass Sie und Ihresgleichen Gesindel sind, doch das entschuldigt kaum Ihr Verhalten.«
    Jaquento schwieg. Das Trommeln hatte aufgehört. Immerhin hat sie mich noch nicht festsetzen lassen. Das ist ein Hoffnungsschimmer an einem ansonsten ziemlich finsteren Horizont.
    »Deguay hatte eine Frau an Bord. Eine Maestra. Sie ist in diese Angelegenheit involviert, aber ich kann nicht sagen, wie«, erklärte der junge Hiscadi beinahe wahrheitsgemäß, um ihren Zorn auf andere zu lenken.
    »Und der Name dieser Person lautet?«
    »Tareisa. Sie kam erst kurz vor Brebant an Bord. Ich denke, sie repräsentiert noch weitere fremde Interessen an diesem schwarzen Schiff.«
    »Ja, das mysteriöse schwarze Schiff.«
    Der Satz blieb im Raum hängen wie Pulverdampf. Eigentlich hätte Jaquento schweigen sollen, dessen war er sich bewusst. Doch das schwarze Schiff hatte sie alle an diesem Ort zusammengeführt, hatte den Weg zu Schlacht und Tod gewiesen und dabei doch keines seiner Geheimnisse preisgegeben. Vermutlich badet Deguay gerade in Gold, der Bastard, während ich hier meinen Hals aus der Schlinge reden muss!
    »Wisst Ihr, was sich an Bord befand?«, fragte er. »Eigentlich ist Capitane Deguay ein großer Gegner der Sklaverei. Dass er seine Prinzipien für dieses Schiff opfert, erschien mir ungewöhnlich. Es muss ein
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