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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Autoren: Brandon Sanderson
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den Knebel aus dem Mund.
    » Du«, flüsterte der Eingekerkerte und hustete dabei leise. » Bist du hier, um mich zu befreien?«
    » Nein, Vahr«, sagte Vascher gelassen. » ich bin hier, um dich zu töten.«
    Vahr schnaubte verächtlich. Die Gefangenschaft hatte ihm schwer zugesetzt. Als Vascher ihn zuletzt gesehen hatte, war Vahr recht stämmig gewesen. Seinem inzwischen ausgemergelten Körper nach zu urteilen, war er schon seit einiger Zeit ohne Nahrung. Die Schnitte, Prellungen und Brandmale auf seiner Haut waren frisch.
    Sowohl die Folter als auch der gehetzte Blick in Vahrs geschwollenen Augen bezeugten eine tiefe Wahrheit. Ein Hauch konnte nur durch freiwilligen, absichtlichen Befehl übertragen werden. Doch es gab gewisse Möglichkeiten, einen Mann zu einem solchen Befehl anzuspornen.
    » Also richtest du mich genauso wie jeder andere auch«, krächzte Vahr.
    » Mir geht es nicht um deine fehlgeschlagene Rebellion. Ich will nur deine Hauche haben.«
    » Du und der ganze Hof von Hallandren.«
    » Ja. Aber du wirst sie keinem der Zurückgekehrten geben. Du wirst sie mir übertragen. Im Austausch für deine Tötung.«
    » Das scheint mir nicht gerade ein gutes Geschäft zu sein.« In Vahr steckte eine Härte– eine Gefühllosigkeit–, die Vascher nicht bemerkt hatte, als sie sich vor vielen Jahren zum letzten Mal begegnet waren.
    Seltsam, dachte Vascher, dass ich nach all der Zeit etwas an dem Mann finde, womit ich mich identifizieren kann.
    Vascher hielt vorsichtig Abstand zu Vahr. Nun, da der Mann reden konnte, konnte er auch den Dingen gebieten. Doch er berührte nichts außer den Metallketten, und Metall war nur sehr schwer zu erwecken. Es war nie lebendig gewesen und weit von der äußeren Gestalt eines Menschen entfernt. Selbst als sich Vascher auf der Höhe seiner Macht befunden hatte, war es ihm nur sehr selten möglich gewesen, Metall zu erwecken. Natürlich waren einige außerordentlich mächtige Erwecker in der Lage, auch Gegenstände lebendig zu machen, die sie nicht berührten, sondern nur mit dem Klang ihrer Stimme belegten. Doch dazu war die Neunte Erhebung nötig. Sogar Vahr hatte nicht so viele Hauche in sich. Vascher kannte nur eine Person, die dazu in der Lage war: Der Gottkönig persönlich.
    Das bedeutete, dass Vascher vermutlich nichts zustoßen konnte. Vahr besaß einen großen Vorrat an Hauch, aber nichts, das er erwecken konnte. Vascher ging um den angeketteten Mann herum und empfand es als sehr schwierig, ihm so etwas wie Mitgefühl zu zeigen. Vahr hatte sein Schicksal verdient. Doch die Priester würden ihn nicht sterben lassen, solange er noch so viel Hauch in sich trug, denn dieser Schatz würde verloren sein, wenn Vahr starb. Verschwunden. Auf immer.
    Nicht einmal die Regierung von Hallandren– die so strenge Gesetze über den Kauf und die Veräußerung von Hauch erlassen hatte– konnte sich einen solchen Schatz durch die Finger schlüpfen lassen. Sie gierte so sehr danach, dass sie dafür sogar die Hinrichtung eines derart berüchtigten Verbrechers wie Vahr aufschob. Im Nachhinein würden sich die Regierungsmitglieder vorwerfen, ihn nicht besser bewacht zu haben.
    Doch schließlich hatte Vascher zwei Jahre auf eine solche Gelegenheit gewartet.
    » Also?«, fragte Vahr.
    » Gib mir deinen Hauch, Vahr«, sagte Vascher und trat vor.
    Vahr schnaubte noch einmal. » Ich bezweifle, dass du genauso geschickt wie die Folterer des Gottkönigs bist, Vascher– und denen widerstehe ich jetzt schon seit zwei Wochen.«
    » Du wärest überrascht. Aber das spielt hier keine Rolle. Du wirst mir deinen Hauch geben. Du weißt, dass du nur zwei Möglichkeiten hast. Entweder gibst du ihn mir, oder du gibst ihn den anderen.«
    Vahr hing mit den Handgelenken in den Ketten und drehte sich langsam. Schweigend.
    » Du hast nicht viel Zeit zum Nachdenken«, sagte Vascher. » Bald wird jemand herausfinden, dass die Wachen draußen tot sind. Dann wird man Alarm schlagen. Ich werde dich hier zurücklassen, du wirst wieder gefoltert werden und irgendwann deinen Widerstand aufgeben. Dann wird all die Macht, die du gesammelt hast, auf die Leute übergehen, die du unbedingt vernichten wolltest.«
    Vahr starrte den Boden an. Vascher ließ ihn noch einige Augenblicke hängen und erkannte, dass ihm seine Lage durchaus bewusst war. Dann hob Vahr den Blick und sah Vascher an. » Das Ding, das du mit dir herumträgst… Ist es hier? Hier in der Stadt?«
    Vascher nickte.
    » Die Schreie, die ich vorhin gehört
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