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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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geduldig, bis Siri in ihre Schürze griff und einen Bund bunter Blumen hervorholte. Die Kinder rissen die Augen auf und starrten die leuchtenden Farben an. Drei der Blumen waren blau, eine war gelb.
    Die Blumen hoben sich deutlich von der vorsätzlichen Eintönigkeit des Ortes ab. Abgesehen von der Haut und den Augen der Bewohner war nirgendwo ein Farbtupfer zu sehen. Die Wände waren gekalkt, die Kleider grau oder braun eingefärbt. Es wurde alles unternommen, um Farben fernzuhalten.
    Denn ohne Farben gab es keine Erwecker.
    Das Mädchen, das an Siris Kleid gezupft hatte, nahm die Blumen entgegen und schoss mit ihnen davon; die anderen Kinder folgten ihm. Siri bemerkte missbilligende Blicke in den Augen einiger vorbeigehender Einwohner. Aber keiner von ihnen bot ihr die Stirn. Es war von Vorteil, eine Prinzessin zu sein– wenn auch nur eine unwichtige.
    Sie ging weiter auf den Palast zu. Bei ihm handelte es sich um ein niedriges, einstöckiges Gebäude mit einem großen Vorhof aus gestampfter Erde. Siri machte einen Bogen um die Menge der miteinander streitenden Leute vor dem Vordertor und begab sich zum Kücheneingang an der Hinterseite. Mab, die Herrin der Küche, stellte das Singen ein, als die Tür geöffnet wurde, und erkannte Siri.
    » Euer Vater hat nach Euch gesucht, mein Kind«, sagte Mab, drehte sich um und summte ein Lied, während sie einen Zwiebelhaufen in Angriff nahm.
    » Das kann ich mir vorstellen.« Siri kam herbei und steckte die Nase in den Topf, aus dem der sanfte Duft kochender Kartoffeln aufstieg.
    » Seid Ihr wieder in den Bergen gewesen? Ich wette, Ihr habt den Unterricht geschwänzt.«
    Siri lächelte, zog eine weitere der hellgelben Blumen hervor und drehte sie zwischen zwei Fingern hin und her.
    Mab rollte mit den Augen. » Und vermutlich habt Ihr wieder einmal die Stadtjugend verdorben. Ehrlich, Mädchen, in Eurem Alter solltet Ihr über diese Dinge hinaus sein. Euer Vater wird ein ernstes Wörtchen mit Euch reden, weil Ihr vor Eurer Verantwortung davonlauft.«
    » Ich mag Wörtchen«, sagte Siri. » Und ich lerne immer ein paar neue, wenn Vater wütend ist. Ich sollte doch meine Erziehung nicht vernachlässigen, oder?«
    Mab schnaubte und spickte die Zwiebeln mit gewürfelten Gurkenstückchen.
    » Ehrlich, Mab«, sagte Siri, während sie weiterhin die Blume zwischen den Fingern hielt und spürte, wie ihre Haare einen roten Schimmer annahmen, » ich verstehe nicht, warum das so schlimm sein sollte. Austre hat die Blumen erschaffen, richtig? Er hat ihnen Farben gegeben, also können sie nicht böse sein. Um Himmels willen, wir nennen ihn doch den Gott der Farben!«
    » Blumen sind nicht böse«, sagte Mab und gab ihrem Eintopf etwas hinzu, das wie Gras aussah, » vorausgesetzt, wir lassen sie da, wo Austre sie hingesetzt hat. Wir sollten nicht Austres Schönheit missbrauchen, damit wir selbst wichtiger wirken, als wir eigentlich sind.«
    » Eine Blume macht mich nicht wichtiger.«
    » Ach nein?«, fragte Mab und kippte das Gras, die Gurken und Zwiebeln in einen ihrer kochenden Töpfe. Sie schlug mit der flachen Seite ihres Messers gegen die Topfwand, lauschte, nickte und fischte unter dem Tisch nach weiterem Gemüse. » Glaubt Ihr wirklich«, fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort, » dass Ihr nicht die Aufmerksamkeit auf Euch gelenkt habt, als Ihr mit einer solchen Blume durch die Stadt spaziert seid?«
    » Das liegt nur daran, dass die Stadt so eintönig ist. Wenn es hier etwas mehr Farbe gäbe, dann würde eine Blume gar nicht auffallen.«
    Mab richtete sich wieder auf und wuchtete eine Kiste mit verschiedenen Knollen hoch. » Sollen wir diesen Ort etwa wie in Hallandren schmücken? Vielleicht sollten wir alle Erwecker zu uns einladen? Wie würde Euch das gefallen? Wenn irgendein Teufel den Kindern die Seele aussaugt und die Einwohner mit ihren eigenen Kleidungsstücken erwürgt? Wenn er die Männer aus dem Grab zurückholt und ihre toten Körper als billige Arbeitskräfte missbraucht? Wenn er die Frauen auf seinen unheiligen Altären opfert?«
    Siri spürte, wie ihr Haar vor Angst etwas heller wurde. Hör auf damit!, dachte sie. Das Haar schien einen eigenen Willen zu haben und auf Bauchgefühle zu reagieren.
    » Die Opferung von Jungfrauen ist nur eine Legende«, wandte Siri ein. » Das tun sie nicht in Wirklichkeit.«
    » Legenden entstehen immer aus einem bestimmten Grund.«
    » Ja, aber sie kommen von alten Weibern, die im Winter um den Kamin herumsitzen. Ich glaube nicht, dass wir

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