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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Autoren: Brandon Sanderson
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Brief. Das Papier war hellrosa, und diese aufdringliche Farbe hob sich von seinem Schreibtisch ab wie ein Blutstropfen im Schnee. Hellrosa war eine Farbe, die in Idris nie zu sehen war. In Hallandren jedoch– dem Zentrum der Färbereien– waren solche geschmacklosen Tönungen alltäglich.
    » Also, alter Freund«, meinte Dedelin, » hast du einen Rat für mich?«
    General Yarda schüttelte den Kopf. » Es wird Krieg geben, Euer Majestät. Ich spüre es im Wind und lese es in den Berichten unserer Spione. Hallandren betrachtet uns noch immer als Rebellen, und unsere Bergpässe nach Norden sind allzu verlockend. Sie werden uns angreifen.«
    » Dann sollte ich sie nicht wegschicken«, sagte Dedelin und schaute wieder aus dem Fenster. Der Hof quoll über vor Leuten in Pelzen und Mänteln, die zum Markt kamen.
    » Wir können den Krieg nicht verhindern, Euer Majestät«, sagte Yarda. » Aber… wir können ihn hinauszögern.«
    Dedelin drehte sich um.
    Yarda trat einen Schritt vor und sagte leise: » Dies ist keine gute Zeit. Unsere Truppen haben sich noch nicht von den Vendis-Überfällen im letzten Herbst erholt, und im letzten Winter haben die Getreidespeicher gebrannt…« Yarda schüttelte den Kopf. » Wir können es uns nicht leisten, im kommenden Sommer einen Verteidigungskrieg zu führen. Unser bester Verbündeter gegen die Hallandrener ist der Schnee. Wir dürfen es nicht zulassen, dass sie diesen Kampf zu ihren eigenen Bedingungen führen. Wenn wir das tun, sind wir tot.«
    Seine Worte ergaben einen Sinn.
    » Euer Majestät«, fuhr Yarda fort, » sie warten nur darauf, dass wir den Vertrag brechen, damit sie einen Grund zum Angriff haben. Wenn wir den ersten Schritt tun, werden sie zuschlagen.«
    » Sie werden auch zuschlagen, wenn wir den Vertrag einhalten«, gab Dedelin zu bedenken.
    » Ja, aber noch nicht sofort. Vielleicht sogar erst in vielen Monaten. Ihr wisst, wie langsam die Politik in Hallandren arbeitet. Wenn wir den Vertrag einhalten, wird es dort viele Debatten und Streitereien geben. Und wenn die bis zum Einsetzen des Schnees andauern, haben wir die Zeit herausgeholt, die wir so dringend brauchen.«
    Ja, es ergab alles einen Sinn. Einen brutalen, aufrichtigen Sinn. Die ganzen Jahre hindurch hatte Dedelin den hallandrischen Hof hingehalten und zugesehen, wie dieser immer erzürnter und angriffslustiger wurde. Jedes Jahr erhoben sich Stimmen für einen Angriff auf die » rebellischen Idrier«, die droben im Hochland lebten. Jedes Jahr hatte Dedelins Besänftigungspolitik die Armeen ferngehalten. Er hatte gehofft, dass der Rebellenführer Vahr und seine Pahn-Kahl-Abweichler die Aufmerksamkeit von Idris ablenkten, doch Vahr war gefangen genommen und seine sogenannte Armee in alle Winde zerstreut worden. Seine Taten hatten nur dazu geführt, dass Hallandren sich nun noch mehr auf seine Feinde konzentrierte.
    Der Friede würde nicht halten. Nicht für Idris und seine wertvollen Handelsrouten. Nicht bei der augenblicklichen Schar von hallandrischen Göttern, die so viel unberechenbarer waren als ihre Vorgänger. Er wusste das alles. Doch er wusste auch, dass es dumm war, den Vertrag zu brechen. Wenn man in die Höhle einer Bestie geworfen war, dann reizte man sie nicht auch noch.
    Yarda trat neben ihn ans Fenster, schaute hinaus und stützte sich dabei mit dem Ellbogen am Rahmen ab. Er war ein harscher Mann, das Kind harscher Winter. Aber er war auch der beste Mann, den Dedelin je gekannt hatte– am liebsten hätte der König Vivenna mit dem Sohn des Generals verheiratet.
    Doch das wäre eine Dummheit gewesen. Dedelin hatte immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Er selbst hatte den Vertrag formuliert, und dieser sah vor, dass Dedelin seine Tochter dem Gottkönig übergab. Die Hallandrener benötigten eine Tochter aus königlichem Geblüt, weil sie die traditionelle Blutlinie wieder in ihre Monarchie einführen wollten. Das war etwas, wonach sich die verkommenen und aufgeblasenen Völker im Flachland seit langem sehnten, und nur diese besondere Klausel im Vertrag hatte Idris in den letzten zwanzig Jahren immer wieder gerettet.
    Der Vertrag war der erste öffentliche Akt in Dedelins Herrschaft gewesen, den er wütend ausgehandelt hatte, nachdem sein Vater einem Attentat zum Opfer gefallen war. Dedelin biss die Zähne zusammen. Wie schnell hatte er sich den Launen seiner Feinde gebeugt! Doch er würde es wieder tun, denn ein Herrscher von Idris tat alles, um sein Volk zu schützen. Das war der
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