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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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an den Hof rief, und alte Gewohnheiten sind nun mal schwer auszurotten. Meine Erzählerinstinkte sagen mir, daß da eine Geschichte zu finden ist, wenn das Oberhaupt des Setmur-Clans an Land bleibt, während seine Kähne auf Fang sind.«
    Monkel betrachtete den Alten skeptisch.
    »Wurde meine Abwesenheit im Palast gemeldet? Hat die Beysa Euch geschickt, damit Ihr Euch nach meinem Befinden erkundigt? Oder seid Ihr wirklich auf der Suche nach einer Geschichte bis hierhergekommen?«
    Der ehemalige Geschichtenerzähler nickte anerkennend.
    »Information für Information. Ein fairer Handel. Ich sehe, Ihr paßt Euch hier rasch an. Nein, ich bin nicht einer Geschichte wegen hier, allerdings muß ich zugeben, daß ich früher für eine Geschichte noch weiter gegangen bin. Ich bin gekommen, um mich mit eigenen Augen zu überzeugen, daß ihr der Beysa nicht unverschämt viel mehr abknöpft, als das Schiff wert ist, das ihr baut.«
    Rasch hob er die Hand und wehrte Monkels Protest ab, ehe er ihn überhaupt äußern konnte.
    »Ich beschuldige nicht Euch im besonderen, Lord Setmur, obwohl wir beide wissen, daß die Ausgaben, die Ihr der Beysa gestern gemeldet habt, weit überhöht waren! So etwas hatte ich erwartet, als ich ihr empfahl, euer Projekt zu finanzieren. Und bisher hielten diese Überhöhungen sich noch in einem erträglichen Maß. Da Ihr gewöhnlich mit der Flotte ausfahrt, wißt Ihr natürlich nicht, daß ich jeden Tag die Werft besuche, damit der Anschein entsteht, daß Arbeit und Ausgaben genau überprüft werden. Ich hoffe, das hilft die Gier meiner Landsleute zu zügeln und dadurch einen Skandal und seine schlimmen Folgen zu vermeiden, zu dem eine Buchprüfung sonst führen könnte.«
    Monkel senkte verlegen und verwirrt die Augen. Außer mit der sinnlosen Gewalttätigkeit hier hatte er auch Schwierigkeiten zu verstehen, mit welcher Unbekümmertheit in Freistatt Bestechungsgelder angenommen, ja sogar erwartet wurden.
    »Unsere Begegnung ist rein zufällig, und daß ich Euch angesprochen habe, ist nur meiner Neugier zuzuschreiben, weil ich nicht gewohnt bin, Euch um diese Stunde an Land zu sehen, das ist alles«, versicherte ihm Hakiem. »Doch nun zu meiner Hälfte des Handels. Was, außer Krankheit, kann Euch veranlaßt haben, die Flotte nicht zu begleiten? Ich hoffe, Ihr habt Euch nicht eine Hafengasse als Krankenlager ausgesucht!«
    Als Erwiderung hielt Monkel einen kleinen Stock hoch, um den eine Angelschnur gewickelt war.
    Hakiem runzelte die Stirn, dann folgte er der Schnur mit dem Blick bis tief in die Gasse hinein. Ein Fischernetz hing dort, wie zum Trocknen aufgehängt, und auf dem Boden darunter lagen Brotkrümel und Stücke von Früchten.
    »Sieht aus, als ob …« Hakiem blickte Monkel verwirrt an. »Als ob Ihr nach Vögeln fischt. Deshalb vernachlässigt Ihr Eure Pflichten auf den Fangschiffen?«
    »Der Vogel soll ein Geschenk werden – für eine Dame. Ich dachte, er würde sie mehr beeindrucken als irgend etwas, das ich bloß kaufe.«
    »Aber sind die Beyarl Eurem Volk nicht heilig?«
    »Ja, aber ich will ja gar keinen Beyarl fangen, sondern …« Monkel sprach nicht weiter, doch Hakiem hatte genug gehört, um den Satz für ihn beenden zu können.
    »Sondern einen Freistätter Vogel.« Der Alte wirkte vage beunruhigt. »Dagegen gibt es kein Gesetz, wahrscheinlich weil noch nie jemand auf den Gedanken gekommen ist, es zu versuchen. Seid Ihr sicher, Lord Setmur, daß das klug ist? Freie Kreaturen sollen lieber frei bleiben.«
    Monkel lachte. »Das ist ein merkwürdiger Rat für einen, der davon lebt, freie Kreaturen aus dem Meer zu ziehen!«
    »Fangen und als Nahrung töten ist eins, doch zu zähmen …« Hakiem unterbrach sich und legte eine Hand auf Monkels Arm. Monkel blickte auf und zog fast im gleichen Augenblick an der Schnur.
    Ein schriller Schrei und heftiges Flattern verkündeten seinen Erfolg, als sich das dunkle Federbündel vergeblich bemühte, sich aus dem Netz zu befreien.
    »Hab’ ihn!« rief Monkel erfreut und stand auf. »Seid gedankt, Lord Ratgeber, Eure Aufmerksamkeit hat mir Zeit gespart.«
    Kopfschüttelnd wandte Hakiem sich zu gehen. »Dankt mir nicht«, sagte er düster. »Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende, falls sie überhaupt schon begonnen hat! Ich hoffe nur, Euch gefällt ihr Ausgang!«
    Das hörte Monkel alles nicht mehr, denn mit der Ungeduld der Jugend rannte er bereits, sich seinen Fang zu sichern – oder vielmehr war er davon überzeugt, endlich das Mittel für
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