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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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gefangen und gezähmt.«
    »Warum?«
    Monkel schluckte. Als er sich immer wieder vorgestellt hatte, wie er sagen würde, wenn er Uralai das Geschenk überreichte, hatte er nicht mit einem längeren Gespräch gerechnet. Seine innere Unsicherheit wuchs.
    »Ich wollte … ich bin ein einfacher Fischer … ich habe hin und her überlegt … aber mir fiel nichts Besseres ein, Euch meine Bewunderung zu zeigen als mit einem Geschenk.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, sagte Uralai, »obwohl es Euch zweifellos gelungen ist. Ich meinte, weshalb Ihr Euch gerade dieses Geschenk ausgedacht habt.«
    »Der Vogel ist ein Geschöpf unserer neuen Heimat. Sein Wesen und das der Stadt sind eins. Wenn wir hier überleben wollen, müssen auch wir eins damit werden. Wir dürfen uns nicht an unseren Sitten und Gebräuchen festklammern, sondern müssen aufgeschlossen für Veränderungen sein und für hiesige Vorstellungen – wie der beispielsweise, daß Ihr die Bewunderung eines Mannes von einem niedrigeren Clan nicht als beleidigend empfindet.«
    »Für einen einfachen Fischer versteht Ihr Euch aber erstaunlich gut auszudrücken.«
    Uralai nahm den Vogel auf die Hand und hob ihn zu ihrer Schulter. Gehorsam hüpfte er darauf. Monkel hielt den Atem an. Plötzlich wurde ihm bewußt, wie leicht der Vogel nach ihrem Auge hacken könnte.
    »Es ist nicht einfach, sich Eure Vorstellung anzueignen, eins mit dieser elenden Stadt zu werden. Ich werde darüber noch in Ruhe nachdenken müssen. Doch …«
    Sie legte eine Hand sanft auf seinen Arm.
    »Doch sich über Eure Bewunderung zu freuen, ist nicht so schwer, wie Ihr zu glauben scheint. Bedenkt doch, Ihr seid das Oberhaupt Eures Clans, während meine Stellung in meinem viel niedriger ist …«
    Der Vogel drehte sich um und ließ seinen Kot vorne auf ihre Uniform fallen.
    Monkel rollte die Augen himmelwärts und wünschte sich inbrünstig, er könnte im Erdboden versinken.
    »Denkt Euch nichts dabei.« Uralais Lachen wirkte nur leicht gezwungen. »Er ist so unkultiviert wie diese Stadt. Er weiß nicht, wie man sich einer Dame gegenüber benimmt. Ein Wunder, daß er so zahm ist! Erzählt mir, wie habt Ihr das geschafft? War es sehr schwierig?«
    »Nun …«
    Ehe Monkel fortzufahren vermochte, hüpfte der Vogel auf Uralais Kopf, wo er seine vorherige Unanständigkeit wiederholte, und zwar in einer Menge, daß etwas davon auf ihr Gesicht fiel.
    »Das hast du absichtlich gemacht!« explodierte Monkel und griff nach dem gefiederten Unhold. »Ich werde dir …«
    Der Vogel flog aus dem Fenster und verschwand mit einem Schrei, der zweifellos eher triumphierend klang als entschuldigend.
    »Zur Hölle mit dir!« brüllte Monkel ihm nach. »Tut mir leid, Uralai, wenn ich geahnt hätte …«
    Uralai schüttelte sich vor stummem Lachen und wischte sich den Vogeldreck von Gesicht und Haar.
    »O Monkel!« sagte sie und nannte ihn zum ersten Mal nur bei seinem Namen. »Wenn Ihr Euch hättet sehen können! Vielleicht hätte ich damals Euer Angebot annehmen sollen, mich zu begleiten. Ihr werdet so unbeherrscht wie diese Leute, mit denen Ihr trinkt. Aber kommt, macht einen Spaziergang mit mir und erzählt mir, wie Ihr Euer entschwundenes Geschenk gezähmt habt.«
    Erst nach über einer Stunde mußte Monkel sich von ihr trennen und fühlte sich beschwingter als selbst vom berauschendsten Wein. Das Geschenk hatte seine wildesten Erwartungen, eine Beziehung zu Uralai herzustellen, übertroffen. Und was noch besser war, er brauchte sich jetzt keine Sorgen mehr zu machen, daß ihr der Vogel zu Hause Unannehmlichkeiten bereitete.
    Der Vogel erwartete ihn bereits, als er heimkam. Und keine Verwünschung oder Drohung konnten ihn dazu bewegen, ihn zu verlassen.
     
    Originaltitel: A Fish with Feathers is Out of His Depth
    Copyright © 1984 by Robert Lynn Asprin

Personenregister
    Am Ende jedes Eintrags wird auf den Band verwiesen, in dem die jeweilige Figur zum ersten Mal vorgestellt wurde. Die Abkürzungen bedeuten im einzelnen:
    DF = Die Diebe von Freistatt (Band 20089)
    BS = Der Blaue Stern (Band 20091)
    WE = Zum Wilden Einhorn (Band 20093)
    RW = Die Rache der Wache (Band 20096)
    GF = Die Götter von Freistatt (Band 20098)
    VF = Verrat in Freistatt (Band 20101)
    KD = Der Krieg der Diebe (Band 20107)
    HN = Hexennacht (Band 20113)
    SF = Sturm über Freistatt (Band 20122)
    Ahdiovizun - Wirt in Fuchs’ Kneipe, einer der verrufensten Spelunken Freistatts, zudem Treffpunkt der VFBF. (SF)
    Alter Mann - eigentlicher Name Panit.
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