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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Bett?« Tercy zwinkerte ihm zu. Das war eine Geste, von der Monkel nie sicher war, wie er sie deuten sollte.
    »Du mußt sie mal mitbringen. Wir möchten sie alle gern kennenlernen.«
    »Dummkopf!« spottete Haron und versetzte dem Sprecher einen freundschaftlichen Knuff. »Hast du denn keine Augen im Kopf? Sie war soeben da. Die kleine Gardistin mit dem großen Vorbau. Es war so offensichtlich wie eine Schar Seevögel über einem Schwarm fressender Fische.«
    Monkel, der sich unter diesem Kreuzverhör wand, vermied es, die anderen Clansleute in der Gaststube anzusehen. Er war überzeugt, daß sie ihn verwundert, aber sicher auch voll Verachtung anstarrten. Sex war unter den Beysibern etwas sehr Intimes, über das selten gesprochen wurde und über das man auf gar keinen Fall in der Öffentlichkeit Witze machte.
    Der Alte Mann blickte Monkel nachdenklich an.
    »Eine Leibgardistin aus dem Burek-Clan?« fragte er.
    Monkel nickte stumm.
    »Ist das von Bedeutung?« mischte Ornat sich ein und beugte sich über den Tisch.
    »Es bedeutet, daß Monkels Chance, sie für sich zu gewinnen, so groß ist wie deine, mit Prinz Kittycats Kurtisanen zu schlafen!« antwortete der Alte Mann.
    »Wie kommst du darauf?« erkundigte sich Haron. »Sie sind doch beide Beysiber, oder? Monkel ist ein guter Mann, und ich bin nicht vielen besseren begegnet. Niemand an diesem Tisch kennt das Meer wie er! Warum sollte er sie nicht bekommen, wenn er sie haben will?«
    Obgleich ihm bei diesem Kompliment warm ums Herz wurde, schüttelte Monkel den Kopf.
    »Ihr versteht nicht. Bei uns ist es anders. Wäre sie auf der Überfahrt nicht auf meinem Schiff gewesen, hätte ich sie nie kennengelernt. Es ginge einfach nicht, daß ich …«
    »So anders ist es auch wieder nicht«, brummte der Alte Mann. »Sie ist reicher und gehört zu den Edelleuten. Einen Fischer zu heiraten – wäre ein richtiger Abstieg.«
    Monkel zuckte unwillkürlich zusammen, als Haron sich laut räusperte und auf den Boden spuckte. Sich an diese einheimische Sitte zu gewöhnen, fiel ihm am schwersten. Der Speichel der Beysiberinnen war sehr häufig giftig.
    »So ein Blödsinn, Alter Mann!« sagte sie. »Da sieht man es wieder, wie wenig du von Frauen verstehst. Du hast ja keine Ahnung, was eine Frau in einem Mann sucht. Hör nicht auf diese Hafenratten, Monkel! Sag mir, wie sie es sieht.«
    Monkel nahm einen größeren Schluck als sonst und starrte in das Glas, um ihrem Blick auszuweichen.
    »Ich – ich habe keine Ahnung«, stammelte er schließlich. »Ich habe ihr nie gesagt, was ich für sie empfinde.«
    »Dann wird es aber Zeit. Oder besser noch, zeig es ihr. Mach ihr ein Geschenk – Blumen oder so was.«
    »Blumen!« höhnte Ornat. »Die Frau ist eine Gardistin. Was sollte sie mit Blumen? Was tätest du, wenn ein Mann dir Blumen schenkte, Haron?«
    »Was würdest du dann als Geschenk vorschlagen? Ein Schwert? Oder vielleicht ein Paar Wurfmesser?«
    »Weiß ich auch nicht. Aber es sollte was sein, was sie sich nicht selbst kaufen könnte oder würde.«
    Dieses Thema wurde stundenlang ausgeweidet, bis Monkel die Erinnerung daran in der trunkenen Tiefe seines vierten oder fünften Glases verlor. Nur zwei Punkte blieben haften: Er sollte die Möglichkeit, Uralai zu heiraten, nicht aufgeben, solange er nicht wußte, wie sie darüber dachte. Und er sollte ihr seine Gefühle mit einem Geschenk ausdrücken – einem beeindruckenden Geschenk!
     
    »Seid Ihr krank, Lord Setmur? Oder lief die Fischerflotte heute nicht aus?«
    Erschrocken wirbelte Monkel im Sitzen herum und sah Hakiem hinter sich stehen, nicht einmal eine Armlänge entfernt. Er erkannte den einheimischen Ratgeber der Beysa von seinen Besuchen am Hof, doch er hätte nie gedacht, daß der Alte sich so lautlos bewegen konnte. Aber natürlich, Hakiem war schließlich aus den Freistätter Gassen hervorgegangen!
    »Ich wollte Euch nicht erschrecken«, entschuldigte sich Hakiem, als er des Beysibers verstörte Miene bemerkte. »Aber Ihr solltet wirklich nicht mit dem Rücken zum Eingang einer Gasse sitzen. Das lenkt nur die Aufmerksamkeit jener auf sich, die mehr habgierig und blutdürstig sind als neugierig.«
    »Ich – ich fuhr heute nicht mit hinaus.«
    »Unübersehbar, daß Ihr die Wahrheit sprecht. Ihr seid hier, und die Schiffe sind nicht im Hafen.« Ein Lächeln zog über Hakiems verwittertes Gesicht. »Verzeiht mir, ich stecke meine Nase in Dinge, die mich nichts angehen. Ich war Geschichtenerzähler, ehe eure Beysa mich
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