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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern
Autoren: Horst Hoffmann
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in ihrer Rechten deutete voraus in den Hexenschlag.
    Exell sah die Klippen zu beiden Seiten zurückweichen. Im gleichen Augenblick verspürte sie wieder die Furcht vor einer unheimlichen Bedrohung. Etwas Ungeheuerliches wartete auf die Sturmbrecher, dort, wo sich nun der Hexenschlag zu einem See verbreiterte. Es lauerte in den Tiefen, und Exell hatte ein Gefühl von Zeitlosigkeit. Es war fast so, als führe das Schiff auf einen Ort zu, an dem die fernste Vergangenheit noch lebendig war - oder jetzt zu neuem, schrecklichem Leben erwachte.
    Wieder sah sie sich nach Moule um, und nun hatte die Hexe im rosa Mantel beide Arme weit gen Himmel gereckt, die Finger nach vorne gebogen, als trachte sie, das, was dort in den Tiefen verborgen lag, durch ihre Magie in seine Grenzen zu weisen.
    Die Sonne versank hinter den Felsen. Doch nicht allein das war es, das plötzlich den Himmel verdunkelte. Urplötzlich senkte sich beklemmende Finsternis auf den See und das Schiff herab, und Exell war nach Schreien zumute.
    Sie bezwang ihre Angst vor dem Unbekannten und vor den Gewalten, die sich um sie herum zu offenbaren begannen. Ihre Rechte lag auf dem Griff einer der beiden namenlosen Klingen. Unter der Rüstung hob und senkte sich ihre Brust unter tiefen Atemzügen. Eiseskälte griff noch beängstigender nach ihrem Herzen. Sie mußte sich dazu zwingen, geradeaus zu blicken - und sah die Lichter auf dem See, zwölf an der Zahl.
    Unheimliche Stille hatte sich breitgemacht. Die Ruder waren eingezogen. Nur das leise Plätschern des an ihnen ablaufenden Wassers war noch zu hören.
    Dann sagte Nataika in diese Stille hinein:
    »Wir sind am Ziel, meine Kriegerinnen. Die Hexen erwarten uns.«
*
    Es hieß, daß der See, der sich am Hexenschlag gebildet hatte, noch nie erforscht worden sei und Mächte beherberge, denen kein Sterblicher je zu trotzen vermocht hätte. Wer dennoch vermessen genug gewesen war, ihm seine Geheimnisse entreißen zu wollen, war niemals wieder von diesem Ort zurückgekehrt.
    Alte Überlieferungen wollten wissen, daß das Gewässer mehr als zehntausend Fuß tief sei, ja an einigen Stellen bis zum Herzen der Welt selbst reiche.
    Was davon der Wahrheit entsprach, das wußten selbst die zwölf Hexen nicht zu sagen, die in den zwölf Wachtürmen lebten, die um den See herum erbaut worden waren. Dort fristeten sie ihr einsames Dasein in dem Bestreben, die aus den Tiefen emporsteigenden verderblichen Kräfte im Zaum zu halten, auf das ihnen die Möglichkeit verwehrt blieb, sich über Ganzak auszubreiten.
    So war es seit langer Zeit gewesen. Doch nun war der Tag gekommen, an dem die Gefahr für immer gebannt werden sollte.
    Die Wehrtürme, die über die senkrechten Ufer ragten, die durch das Aufsplittern des Landes und das Entstehen der fünf Risse selbst tief gespalten worden waren, standen verlassen. Zaems gewaltige Vision am verdunkelten Firmament war auch für die Hexen das Zeichen zum Aufbruch gewesen. In stummem Einverständnis hatten sie sich zu ihren zwischen den Klippen versteckten Booten begeben und sich bis auf die Mitte des Sees hinausgewagt, wo sie nun einen magischen Kreis bildeten.
    Für fast drei Stunden verharrten sie dort. Dann endlich erschien das ihnen angekündigte Schiff. Und mit dem Kommen der Sturmbrecher verfinsterte sich das Firmament.
    Fackeln brannten in den zwölf Booten, um den Amazonen und ihrer Bordhexe den Weg zu weisen. Die Hexen selbst vermochten dies nicht mehr.
    Ihre Augen waren starr auf die Mitte des Kreises gerichtet. Jede einzelne gab ihre magische Kraft in den Kreis, so daß ein magisches Feld entstand, in dem die Kräfte der einzelnen um ein Vielfaches verstärkt zusammenflossen.
    Das Erscheinen der Sturmbrecher war das Zeichen zum Beginn eines Unterfangens, von dem niemand zu sagen wußte, was an dessen Ende stehen würde. Doch die Zaem hatte befohlen!
    Magische Ströme reichten in die Tiefen hinab, tasteten sich vor, behutsam und langsam, bis sie endlich auf Widerstand stießen.
    Die Hexen gaben ihr Bestes, während ein Teil ihrer Magie versuchte, weiterhin die Macht in der Tiefe an ihrer vollen Entfaltung zu hindern.
    Es war ein Spiel mit Gewalten, die nicht von dieser Welt waren.
*
    Die Sturmbrecher ging gerade so weit vor dem Hexenkreis vor Anker, wie die Enge des Sees dies zuließ. Gespenstisch leuchteten die Fackeln herüber, schaukelten die zwölf Hexenboote leicht auf den Wellen. Hochaufgerichtet standen die Hexen darin, auch sie nur Schemen gegen die unnatürliche
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