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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster
Autoren: Stefan Wolf
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Kind — hat mein Vater für
den alten Redfire, den Hotelkettenkönig, Verträge gemacht. Auch mein Vater war
Anwalt. Und von William Redfire war er sehr angetan.“
    Tim horchte auf. „Damals — wann
war das?“
    „Vor... ja, vor 30 Jahren. Der
alte Redfire — das heißt, damals muss er in den besten Jahren gewesen sein —
wollte ein Hotel kaufen. Wie gesagt, mein Vater hatte den Vertrag aufgesetzt.
Es ging um den Kaiserhof. Aber aus dem Kauf ist dann doch nichts geworden.“
    „Da sehe ich aber eindeutig einen
Zusammenhang“, rief Gaby. „Allerdings nur als großes Gebilde. Damals war der
Vater William hier. Jetzt ist der widerwärtige Sohn vor Ort und versucht mit
ungeheurem Aufwand, Anna unmöglich zu machen. Oder in einen Zusammenbruch zu
treiben. Vielleicht sogar zum... Nein! Sie ist nicht der Mensch, der sich
selbst tötet. Das würde Anna trotz allem nie tun.“
    „Pfote!“, rief Tim. „Aber genau
das kann es sein. Er versucht, Anna in eine finstere Ecke zu drängen, wo
scheinbar kein Ausweg mehr ist. Wenn sie dann von eigener Hand stirbt, gibt das
der Umwelt — und der Polizei — keine Rätsel auf. Anna war am Ende. Seelisch und
körperlich. In Wahrheit aber war es — Mord. Ein teuflisch vorbereiteter Mord,
der jedoch ganz wie ein Freitod aussieht.“
    Alle schwiegen. Der Gedanke war
zu entsetzlich.
    „Und warum?“, fragte Klößchen.
„Wenn Bruce Redfire unsere Lehrerin hasst, könnte er sie doch gleich ermorden.
Ohne diesen Riesenaufwand.“
    „Guter Einwand“, nickte Lorder.
„Aber dafür gibt es eine mögliche Erklärung. Nämlich: Bei Mord fiele der
Verdacht vielleicht sofort auf Bruce Redfire. Hingegen man ihm bei einem
Freitod nichts anhaben könnte.“
    „Aber wer ist — man?“, fragte
Tim. „Bis vorhin gab’s nicht die geringste erkennbare Verbindung zwischen Anna
und Bruce Redfire. Die Polizei wäre nicht auf ihn gestoßen. Niemand hätte einen
Zusammenhang hergestellt. Jedenfalls keiner, den wir kennen. Und ..Tim hielt
inne. Dann klatschte er eine Faust in die Handfläche. „Ja, natürlich! Sein
Vater! William Redfire hätte den Zusammenhang gesehen.“
    Lorder nickte heftig. „Ich
glaube, wir sind auf der richtigen Spur.“
    „Moment mal!“, meinte Karl,
wobei er seine Brille abnahm und aufgeregt die Gläser polierte. „Mir fällt was
ein. Anna hat uns erzählt, dass sie unehelich geboren wurde. Tolle Mutter zwar.
Aber der Vater hat sich verpi... abgesetzt vor Annas Geburt. Sie weiß nicht,
wer er ist. Die verstorbene Mutter hat’s nie rausgelassen. Anna ist 29. Die
Beziehung muss also vor 30 Jahren gewesen sein.“
    In die Stille sagte Gaby:
„Karl, ich könnte dich küssen.“
    „Du küsst bitte nur mich!“,
knurrte Tim.
    Lorder grinste. „Wahnsinn!“,
murmelte er. „Eine tollkühne Idee. Aber an der ist was dran, Karl. Stellt euch
vor: Auf seine alten Tage wird der Hotelkönig reuig und will wieder gutmachen,
was er damals übel tat. Vermutlich ist das mit viel Geld verbunden. Und
Söhnchen Bruce will’s verhindern.“
    „Herr Lorder!“ Tim straffte
sich. „Sprechen Sie Englisch?“
    „Fast so gut wie Italienisch.
Und ich bin Italien-Fan.“
    „In Amerika schläft man noch nicht.
Da ist es früher. Die Rufnummer vom alten Redfire muss rauszukriegen sein. Wozu
gibt’s ‘ne Auslandsauskunft?!“
    Lorder griff schon zum Telefon.

23. Anna will kein Goldfisch werden
     
    Eine Stunde später fühlten sich
alle wie gerädert.
    Ein Abgrund menschlicher
Niedertracht tut sich auf, dachte Tim. Man glaubt es nicht!
    Sehr lange hatte Lorder mit
William Redfire telefoniert, war natürlich anfangs auf misstrauisches Schweigen
gestoßen, hatte aber dann alle Karten auf den Tisch gelegt: die Ermittlungsergebnisse
vom Terror gegen Anna Riedel, die Anschläge. Als Annas Name fiel, schrie der
Hotelkönig auf. Aber Lorder hatte weiter geredet, den Zusammenhang zu Bruce als
Auftraggeber hergestellt — und dann auch den Verdacht ausgesprochen, was der
Sinn sein könnte von alldem.
    Bei Redfire löste das fast
einen Herzinfarkt aus.
    Doch der alte Mann fing sich
und hielt dann keine Information mehr zurück: über seine Beziehung zu Annas
Mutter, über die Vaterschaft, über den Auftrag an seinen Sohn und dessen
Versagen.
    Das Motiv lag nun klar auf der
Hand. Auch der alte Redfire schien seinen Stiefsohn — so bezeichnete er ihn —
für den Täter zu halten.
    Und dessen Charakter, dachte
Tim, kann niemand besser beurteilen als der Alte.
    Lorder versprach,
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