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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster
Autoren: Stefan Wolf
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verstört.
„Der Mann rief mich an, fragte, ob ich zu diesem und jenem bereit wäre — für
gutes Geld — und ob ich noch andere wüsste, die zuverlässig sind.“
    „Zum Beispiel Sergio Gilli und
Tanja Trücklich. Wer sonst noch?“
    „Himmel! Ihr wisst ja schon
alles. Außerdem nur...“ Tim hob die linke Faust. „Weißt du, wie unangenehm das
ist, wenn man zum dritten Mal genau auf dieselbe Stelle eins auf die Leber
kriegt? Zumal auf eine verfettete Säuferleber!“
    „Käthe Biberkuhl und Arnold
Pönke.“
    „Die Adressen!“
    Er nannte sie und Karl
notierte.
    Bevor Tim das Verhör fortsetzen
konnte, klingelte Flappes Telefon. Alle sahen den Apparat an.
    „Weiß nicht, wer das ist.“
Flappe hob die Schultern.
    „Du meldest dich. Kein falsches
Wort — falls es einer von deinem Gesindel ist. Und gib dich fröhlich — nicht
so, als hättest du Bauchschmerzen.“
    Flappe nahm den Hörer.
„Paul-Egon Flappe — ja bitte?“
    „Ich bin’s“, sagte eine
Männerstimme. Der Akzent war nicht zu überhören. „Hast du mit den Anrufen
angefangen?“
    Tim, mit dem Ohr dicht am
Hörer, blieb die Spucke weg. „Ja, Chef“, erwiderte Flappe. „Schon etliche. Ich
bin jetzt bei der gesteigerten Todesdrohung.“
    „Sofort damit aufhören!“
    „Wie bitte?“
    „Sofort.“ Der Anrufer nuschelte
etwas, als sei er nicht ganz nüchtern. „Die Situation hat sich... hat sich
geändert. Wir müssen erst... erst einmal pausieren. Das gilt auch für die
anderen.“
    „Wie Sie wünschen, Chef.“
    Der Anrufer war schon beim
Hörer auflegen, murmelte aber noch und Tim hätte geschworen, dass er fluchte:
„That pisses me off! (Das stinkt mir!)“
    Dann war die Verbindung
unterbrochen. Auch Flappe legte auf.
    Tim sah Karl an. „Ich weiß, wer
das war. Er versucht nicht mal, seine Stimme zu verstellen.“ An Flappe gewandt,
wollte Tim wissen: „Redet der immer so?“
    „Ja. Genauso. Ist ein
Ausländer, ja?“
    „Bei dir muss er sich nicht
verstellen, wenn er unerkannt bleiben will. Bei drei anderen von euch auch
nicht. Denn in seinem Revier habt ihr keinen Zutritt. Bei Nummer fünf in eurem
Verein — da verstellt er allerdings sein Sprechorgan. Aus gutem Grund.
Wahrscheinlich legt er sich ein Paperweight (Briefbeschwerer) auf die
Zunge.“
     
    *
     
    Sie riefen bei Dr. Lorder an.
Der Rechtsanwalt war in seiner Wohnung.
    „Wir haben umwerfende neue
Erkenntnisse“, sagte Tim, „und möchten mit Ihnen darüber reden. Und zwar
gleich. Okay?“
    „Ich erwarte euch.“
    Er wohnte in einem
Apartmenthaus, das umgeben war von einer gepflegten Grünanlage. TKKG stellten
ihre Bikes neben die Eingangstür und übersahen geflissentlich das Schild, mit
dem das Abstellen-von-Fahrrädern ausdrücklich untersagt wurde.
    Lorder besaß einen Siamkater,
der den Kids schnurrend um die Beine strich. Gaby nahm ihn auf den Schoß.
    „Ich habe die Stimme des
unbekannten Auftraggebers mit absoluter Sicherheit erkannt“, sagte Tim, nachdem
er berichtet hatte. „Es war noch einfacher als Flappe zu entlarven. Auch Sie,
Herr Lorder, kennen den Kerl. Der Amerikaner ist es. Bruce Redfire. Er will
jetzt beim Terror ‘ne Pause einlegen. Hat wohl Muffensausen. Weil ich in der
Bar gedröhnt habe, wir wären an dem Unbekannten dicht dran.“
    Gaby, Karl und Klößchen hatten
vorhin gestaunt. Jetzt war der Rechtsanwalt mit totaler Verblüffung an der
Reihe.
    „Das... das... verstehe wer
will“, murmelte er.
    „Den Flappe haben wir übrigens
gefesselt in seiner Wohnung eingeschlossen“, sagte Karl. „Jetzt müssen Sie
entscheiden, was mit ihm und den vier anderen wird. Tim meint, dass man die
Aussagen der Gangster braucht — als Material für die Anklage gegen den
Auftraggeber.“
    Lorder nickte. „Das ist
richtig. Ich werde gleich den zuständigen Untersuchungsrichter anrufen.
Vorläufige Festnahme müsste möglich sein. Gut, die fünf werden aussagen. Aber
die einzige Verbindung zu Bruce Redfire besteht darin, dass Tim seine Stimme
erkannt hat. Das reicht natürlich nicht. Der Mann hat sich abgeschirmt. Und ein
Motiv — warum er Anna so brutal zusetzt — ist nicht erkennbar.“
    „Redfire hat heute Abend
erheblich getrunken“, sagte Tim. „Das habe ich auch am Telefon gemerkt.
Bekanntlich macht Alkohol blöde. Vielleicht können wir den Kerl überrumpeln.“
    „Wahrscheinlich unsere einzige
Möglichkeit.“ Der Rechtsanwalt schüttelte immer wieder den Kopf. „Unglaublich!
Wenn man sich das überlegt. Damals — ich war noch ein
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