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Stürmische Liebe in Cornwall

Stürmische Liebe in Cornwall

Titel: Stürmische Liebe in Cornwall
Autoren: ANNE HERRIES
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wildfremden Mannes durchs Land reiten zu wollen!
    Drew lehnte sich gähnend in seinem Lehnstuhl zurück. Mitternacht war vorbei, und nichts war geschehen. Seit dem frühen Abend saß er hier am Fenster, von dem aus er die kleine, sonst vom Land uneinsehbare Bucht deutlich im Blickfeld hatte. Dieses Cottage hier, das ihm sein Makler beschafft hatte, war ein reiner Glücksfall für ihn. Es lag auf dem Besitz Lady Edgeworthys, einer alleinstehenden alten Dame, und hatte früher deren Cousin beherbergt. Der Sachwalter eben der Dame hatte es nicht ungern zur Vermietung freigegeben und war ihnen am Tag zuvor bei ihrer Ankunft äußerst bereitwillig zu Diensten gewesen. Bei der Übergabe des Schlüssels hatte er zu Drew gesagt: „Sie werden sehen, Mr. Beck, das Haus ist sehr solide, obwohl seit einigen Jahren nichts mehr daran getan wurde. Der vorherige Bewohner stürzte zu Tode, als er von dem Pfad auf der Klippe abkam, und Lady Edgeworthy ließ es danach erst einmal unbewohnt. Sie ist aber bereit, es Ihnen für längere Zeit zu überlassen.“
    „Das ist sehr freundlich … wie ich schon erwähnte, möchte ich mich hier auskurieren …“ Drew hatte eine Hand vor den Mund gehoben und angestrengt gehustet. „Sie wissen schon, Seeluft und Bewegung im Freien … das wird mir guttun, und ich sehe gern den Möwen zu, wie sie über den Klippen kreisen.“
    „Hoffen wir, es bekommt Ihnen. Natürlich ließ ich das Haus reinigen. Soll ich Ihnen eine Zugehfrau aus dem Dorf besorgen?“
    „Nein, danke, mein Kammerdiener begleitet mich – er wird wie stets für mich sorgen“, hatte Drew dankend abgelehnt.
    Als dieser Kammerdiener nun eintrat, ein Tablett balancierend, auf dem Glas und Weinbrandkaraffe standen, musste Drew lächeln.
    „Brauchen Sie sonst noch etwas, Sir?“
    „Nein, danke, Robby. An deiner Stelle würde ich mich um ein wenig Schlaf bemühen. In den nächsten Wochen wirst du noch genug zu tun bekommen – bestimmt brauche ich dich während der einen oder anderen Nacht.“
    „Klar, Captain.“
    „Im Moment nur Mr. Beck“, mahnte Drew sanft. In Spanien war Robbie sein Offiziersbursche gewesen und war mit ihm heimgekehrt, als er die Armee verließ. Hier bemühte er sich nun weiterhin um die persönlichen Bedürfnisse seines Captains. Drew war klar, dass einige der Nachbarn von Marlbeck Manor ebenso wie seine übrigen Dienstboten dieses Arrangement seltsam fanden, denn Robbie mit seinem narbenübersäten Gesicht und der schwarzen Augenklappe gab nicht gerade das typische Bild eines Kammerdieners ab. „Wir wollen möglichst normal wirken. Ich erhole mich von einer Krankheit, und du als mein treuer Diener sorgst für mich.“
    „Ja“, erwiderte Robbie, „aber dann sollten Sie mich besser Harris nennen. Robbie könnte zu vertraulich wirken. Als Lord Marlbeck kämen Sie damit durch, aber nicht als schlichter Mr. Beck, meine ich.“
    „Da magst du recht haben“, gab Drew zu, „wenn wir jedoch allein sind, spielt es keine Rolle.“
    „Genau, Captain.“
    Drew grinste. Dass sich ein solch festes Band zwischen ihnen gebildet hatte, musste wohl an dem trockenen Humor und dem raschen Verstand Robbies liegen. Er hatte an Drews Verletzungen ebenso geschickt Hand angelegt wie an seine Uniform, und stets wahrte er seine höfliche, aber direkte Art, die allerdings manchmal an Unverschämtheit grenzte – vor allem, wenn er fand, dass sein Offizier über die Stränge schlug. Zu Zeiten, als Drew besonders ungebärdig gewesen war, hatte einzig sein treuer Bursche ihn, mit einem Blick oder einem kurzen Wort, bändigen können. Er konnte sich glücklich schätzen, einen Diener gefunden zu haben, der ihm gleichzeitig ein so treuer Freund war.
    Robbie hatte er bewusst als Vertrauten auf dieses verrückte Abenteuer mitgenommen – als das betrachtete er diese Sache –, denn auf ihn war Verlass, er konnte schweigen und hielt sich an Anweisungen. Zurzeit lebten sie in glücklicher Abgeschiedenheit, da das Haus mit Vorräten versehen worden war und außerdem der Küchenchef auf Marlbeck es sich nicht hatte nehmen lassen, sie mit einem Korb voller Köstlichkeiten auszustatten. Danach würde Robbie als Koch fungieren müssen, was angesichts seiner Kochkünste weniger gute Verpflegung bedeuten würde.
    Drew hatte das Cottage gewählt, weil es abgelegen war und man nicht mit Besuchern rechnen musste. Einen Höflichkeitsbesuch bei Lady Edgeworthy würde er allerdings nicht vermeiden können, und sei es nur, um sich seiner
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