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Stürmische Liebe in Cornwall

Stürmische Liebe in Cornwall

Titel: Stürmische Liebe in Cornwall
Autoren: ANNE HERRIES
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Vermieterin vorzustellen.
    Während seiner Überlegungen hatte er den Blick nicht vom Strand abgewandt, obwohl die Schmuggler in dieser sternklaren Vollmondnacht kaum in die Bucht einlaufen würden. Vielleicht sollte auch er zu Bett gehen.
    Ganz kurz erschien das Bild einer Dame vor seinem geistigen Auge. Sie hatte die Reisenden der verunglückten Kutsche, die von der Straße zu räumen er geholfen hatte, in ihrem Wagen aufgenommen. Etwas in ihrem Gesicht hatte ihn seine Höflichkeit vergessen lassen. Er hatte sie eindringlich betrachtet, vielleicht zu eindringlich, denn er glaubte in ihren Augen eine Spur Ärger aufflammen zu sehen, als sie an ihm vorbeifuhr. Unwillkürlich musste er lächeln. Sie schien ebenso temperamentvoll wie schön zu sein, doch auf jeden Fall eine Dame. Nicht jedoch eine sanfte, unterwürfige Frau, die er sich im Gedanken an einen Erben als zukünftige Gattin ausgemalt hatte. Sie war zu gut für einen Mann wie ihn, denn er wusste, er würde einem unschuldigen Mädchen das Herz brechen. Viel vernünftiger, sich nach einer jungen Witwe umzusehen, die um eines bequemen Lebens willen seine Rastlosigkeit in Kauf nahm.
    Außerdem war es unwahrscheinlich, dass er die schöne junge Dame je wiedersehen würde.
    „Marianne, mein liebes Mädchen“, sagte Großtante Bertha, als ihre Nichte in den Salon trat, und küsste ihr die weiche Wange. „Wie ich mich freue, dass du kommen konntest! Ich fürchtete schon, die Reise wäre zu mühsam für dich, doch nun sehe ich, dass dein Onkel Wainwright dich netterweise in einer seiner Kutschen reisen ließ! Das war sehr lieb von ihm.“
    „Ja, wirklich“, entgegnete Marianne, „denn wir waren über drei Tage unterwegs, das ist recht ermüdend. Aber ich konnte mir das Geld für das Ticket erstatten lassen, das du mir geschickt hattest, Tante. Ich werde es dir gleich aushändigen.“
    „Nicht um die Welt, Kind!“, rief Lady Edgeworthy, eine kleine zerbrechliche Dame mit blanken Augen und krausem grauem Haar, das von einem Spitzhäubchen bedeckt war. „Behalte es nur! Ich werde dir sowieso monatlich einen Betrag aussetzen, betrachte es also als einen Vorschuss. Du brauchst schließlich Geld, Liebes.“
    „Aber das ist viel zu viel. Obwohl ich Sally ein Goldstück für ihre Mühe gab, habe ich noch genug. Noch nie in meinem Leben besaß ich so viel Geld wie jetzt gerade.“
    „Nun, das höre ich gern.“ Die Tante lächelte gütig. „Trotzdem – du wirst das eine oder andere benötigen, während du hier bist, und ich hoffe, du wirst recht lange bleiben. Du bist jung und wirst natürlich eines Tages heiraten. Ich beabsichtige, eine Summe für dich festzulegen, als Mitgift für dich, wenn du eine Ehe eingehst. Immerhin bist du mein Patenkind. Und nun genug davon, denken wir nicht mehr daran.“
    „Du bist sehr großzügig, Tante“, sagte Marianne errötend. „Ich versichere dir, ich kam um deinetwegen her, ohne etwas zu erwarten.“
    „Reden wir nicht mehr darüber. Du solltest nur wissen, dass du nicht ganz ohne einen Penny dastehst, Kind. Auch für deine Mama werde ich mir noch etwas überlegen, doch das hat Zeit. Sag, Marianne, meinst du, du könntest dich hier bei mir wohlfühlen?“
    „Gewiss doch“, antwortete Marianne, ohne zu zögern. „Ich hatte ganz vergessen, wie schön es hier ist, Tante Bertha. Die Spaziergänge auf den Klippen oder auch am Strand werde ich bestimmt genießen.“
    „Die meisten Wege sind sicher, nur dieser von den Klippen eingerahmte Streifen Sand kann schnell zur Falle werden, wenn die Flut kommt. Das Wasser steigt dort in der Bucht unvermutet rasch, und die steilen Pfade sind schwer zu erklimmen, wenn man sich nicht auskennt.“
    „Das werde ich mir merken, Tante. Aber ich habe dich noch gar nicht gefragt, wie es dir geht! Du schriebst, dass du krank warst?“
    „Ach, ich hatte eine schwere Erkältung, die mich sehr schwächte, sodass ich ein wenig ins Grübeln geriet. Doch denk nur nicht, dass ich nun ganz gebrechlich wäre. Von Zeit zu Zeit lade ich mir immer noch Gäste ein und besuche auch manchmal Freunde, wobei die meisten indes so entgegenkommend sind, mich hier aufzusuchen.“
    „Das Palais in London hast du aufgegeben?“
    „Ich habe es einem entfernten Cousin meines verstorbenen Mannes überlassen“, erklärte Lady Edgeworthy. „Du weißt, ich habe keine Kinder, Marianne. Mein Sohn starb im Kindesalter, und eine Tochter war mir nie vergönnt. Der Trubel in der Stadt sagt mir nicht zu, also benötige ich
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