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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Tagen. Weißt du, der Sekretär gehörte meiner Mutter. Jetzt gehört er mir. Deshalb haben wir ihn gesucht.“
    „Pech für Eliot.“
    „Ja.“
    „Ich nehme an, Eliot behauptet, ich hätte die Möbel gestoh len?“
    „Ja“, gab ich kläglich zu.
    „Was hat Grenville gesagt?“
    „Er hat gesagt, du würdest so etwas nie tun.“
    „Und da gab es wieder einen Riesenkrach?“
    „Ja.“
    Joss stieß einen Seufzer aus. Wir schwiegen. Die Flammen er starben, und es wurde wieder kalt im Zimmer. Ich stand auf, um ein Scheit nachzulegen, aber Joss hinderte mich.
    „Laß das.“
    Ich sah ihn überrascht an. Er trank sein Glas aus, stellte es neben sich auf den Boden, und dann schlug er die Decke zurück und stand vorsichtig auf.
    „Joss, das darfst du nicht!“
    Ich lief zu ihm, aber er schob mich von sich und richtete sich langsam, ganz vorsichtig auf. Dann lächelte er triumphierend auf mich herunter. Er bot einen martialischen Anblick, wie er so dastand, mit seinen Wunden, seinem geschwollenen Gesicht, dem notdürftigen Verband und den total zerknitterten Jeans.
    „Auf in den Kampf“, sagte er.
    „Was hast du vor?“
    „Wenn du irgendwo ein Hemd und Schuhe für mich findest, ziehe ich mich an. Und dann gehen wir nach unten und steigen in den Wagen und fahren nach Boscarva.“
    „Aber du kannst nicht fahren, in deinem Zustand.“
    „Ich kann alles, was ich will“, entgegnete er, und ich glaubte ihm. „Hol jetzt bitte meine Sachen und hör auf, Widerworte zu geben.“
    Er ließ nicht einmal zu, daß ich Mollies Wagen nahm. „Wir lassen ihn da stehen, es wird sich schon niemand daran vergrei fen. Morgen früh kann ihn jemand holen.“ Sein Pritschenwagen stand um die Ecke, in einem schmalen Gang. Wir stiegen ein, er ließ den Motor an, setzte zurück auf die Straße, und ich diri gierte ihn, weil er sich im Sitzen nicht umdrehen konnte. Wir fuhren durch den Ort, durch Straßen, die mir inzwischen ver traut waren, erreichten die Kreuzung und fuhren den Hügel hoch.
    Ich starrte, die Hände im Schoß geballt, angestrengt nach vorn. Mir war bewußt, daß es noch etwas gab, worüber wir reden mußten. Und es mußte jetzt sein, ehe wir in Boscarva waren.
    Joss hatte aus irgendeinem Grund, vielleicht aus schierer Le bensfreude, angefangen zu singen:
     
    Als ich zum erstenmal dein Gesicht sah, Dachte ich, in deinen Augen geht die Sonne auf und der Mond und all die Sterne…
     
    „Joss.“
    „Was gibt’s nun schon wieder?“
    „ Da ist noch etwas anderes.“
    Er tat entsetzt. „Noch eine Leiche im Keller?“
    „ Laß den Quatsch.“
    „Entschuldige. Was ist es?“
    Ich schluckte gegen einen sonderbaren Kloß in meiner Kehle an.
    „Sophia.“
    „Was ist mit Sophia?“
    „Grenville hat mir erlaubt, in sein Atelier zu gehen und mir ein Bild von ihm auszusuchen, für meine Wohnung in London. Ich habe ein Porträt von Sophia gefunden. Ein richtiges Porträt, mit dem Gesicht von vorn. Eliot kam mir nach, um mich zu holen, und er hat es auch gesehen.“
    Eine lange Stille. Ich sah ihn an, aber sein Profil war unbewegt, und er sah geradeaus auf die Straße vor uns. „Ich verstehe“, sagte er endlich.
    „Sie sieht genauso aus wie du, oder du siehst so aus wie sie.“
    „Ganz natürlich. Sie war meine Großmutter.“
    „Ja, das hab ich mir gedacht.“
    „Das Porträt stand also im Atelier?“
    „Ist das… Bist du deshalb nach Porthkerris gekommen und hast hier den Laden gekauft?“
    „Ja. Grenville und mein Vater haben es unter sich ausgemacht. Grenville hat die Hälfte von dem Geld für den Laden aufge bracht.“
    „Dein Vater…“
    „Du kennst ihn. Es ist Tristram Nolan Gardner. Ihm gehört das Antiquitätengeschäft in der New Kings Road. Du hast zwei Kirschholzstühle bei ihm gekauft. Erinnerst du dich?“
    „Und er hat auf meinem Scheck gelesen, daß ich Rebecca Bayliss heiße.“
    „So ist es. Und dann hat er mit ein paar geschickten Fragen festgestellt, daß du Grenville Bayliss’ Enkelin bist. Und daß du mit dem Zug nach Cornwall fahren wolltest – letzten Montag.“
    „Also hat er dich angerufen und dir gesagt, du solltest auf dem Bahnhof sein.“
    „So ist es.“
    „Aber warum?“
    „Weil er fand, daß es ihn etwas angeht. Er fand, daß du einen verletzlichen und irgendwie hilflosen Eindruck machst. Er wollte, daß ich ein bißchen auf dich achtgebe.“
    „Ich verstehe es immer noch nicht.“
    „Weißt du was?“ sagte er. „Ich liebe dich sehr.“
    „Weil ich so dumm
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