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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung
Autoren: Rosamunde Pilcher
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kann.“
    „Die arme Andrea. Sie ist sehr unglücklich.“
    Er strich mir übers Haar. Ich wandte den Kopf und küßte sei nen Handrücken, die aufgeschrammten Knöchel.
    „Du hast ihr doch nicht geglaubt?“ sagte er.
    „Nicht wirklich.“
    „Und die anderen?“
    „Mollie und Eliot, ja. Eliot wollte die Polizei benachrichtigen, aber Grenville hat es nicht zugelassen.“
    „Das ist interessant.“
    „Warum?“
    „Wer hat sie nach Hause gebracht?“
    „Habe ich das nicht gesagt? Morris Tatcombe… Du weißt doch, der Junge, der für Eliot arbeitet.“
    „Morris? Also, ich will…“ Er verstummte, dann sagte er noch einmal: „Morris Tatcombe.“
    „Was ist mit ihm?“
    „Oh, Rebecca, hör auf. Denk mal eine Sekunde nach. Was glaubst du, wer das hier mit mir gemacht hat?“
    „Doch nicht Morris!“ Ich wollte es nicht glauben.
    „Morris und drei andere. Ich bin später zum Anchor gegangen, um etwas zu essen und ein Bier zu trinken, und als ich nach Hause ging, sind sie über mich hergefallen.“
    „Du hast gesehen, daß Morris dabei war?“
    „Wer sonst? Er hat Rachepläne geschmiedet, seit wir zuletzt aneinandergeraten sind und er im Rinnstein landete. Ich dachte, damit wäre die Sache endlich erledigt, aber ich habe mich ge irrt.“
    Ohne zu überlegen, fing ich an: „Eliot…“
    Ich hielt inne, aber es war zu spät. Joss fragte leise: „Was ist mit Eliot?“
    „Ich möchte nicht darüber sprechen.“
    „Hat er Morris gesagt, er solle mich verprügeln?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Es wäre möglich. Er kann mich nicht ausstehen. Es wäre lo gisch.“
    „Ich… Ich glaube, er ist eifersüchtig auf dich. Er kann es nicht ertragen, daß du Grenville so nahe stehst, daß Grenville dich so mag. Und…“ Ich sah auf mein Glas hinunter, drehte es hin und her, war auf einmal sehr nervös. „Da ist noch was.“
    „Nach deinem Gesicht zu urteilen, könnte man meinen, du hättest jemanden umgebracht. Was ist es?“
    „Es ist… der Sekretär. Der Sekretär unten in deiner Werk statt. Ich hab ihn heute morgen gesehen, als du telefoniert hast.“
    „Ich wunderte mich schon, warum du plötzlich rausgerannt bist, in den Regen. Was ist mit ihm?“
    „Der Schreibsekretär und der Chippendale-Stuhl. Sie sind von Boscarva.“
    „Ja, ich weiß.“
    Seine Gelassenheit schockierte mich. „Du hast sie doch nicht genommen, Joss?“
    „Genommen? Nein, ich habe sie nicht genommen. Ich hab sie gekauft.“
    „Von wem?“
    „Von einem Mann, der oben gleich hinter Fourbourne ein Antiquitätengeschäft hat. Es ist ungefähr einen Monat her. Ich war auf einer Versteigerung und hab danach bei ihm vorbeige schaut, und da hab ich den Stuhl und den Sekretär in seinem Laden gesehen. Ich kannte inzwischen alle Möbel von Grenville und wußte sofort, daß sie aus Boscarva waren.“
    „Aber wer hat sie genommen?“
    „Ich zerstöre ja nicht gern deine Illusionen, aber es war dein lieber Cousin. Eliot.“
    „Aber Eliot hat nichts von den Möbeln gewußt.“
    „Das bezweifle ich. Soweit ich weiß, standen sie in einer Dach kammer, und er dachte wahrscheinlich, niemand würde sie ver missen.“
    „Aber warum… “
    „Weil Eliot bis zum Hals in Schulden steckt, mein Liebes. Er hat die Werkstatt überhaupt nur mit dem Geld von Ernest Pad low bauen können, sie hat Unsummen gekostet, und er hat in den letzten zwölf Monaten durchgehend Verluste gemacht. Was die fünfzig Pfund ihm bedeutet haben, kann ich mir nicht vorstellen – das Geld war sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Vielleicht brauchte er gerade ein bißchen Bargeld, um eine Rechnung zu bezahlen oder auf ein Pferd zu setzen oder so… Ich weiß es nicht. Unter uns gesagt, ich finde, man sollte ihm verbieten, eine eigene Firma zu führen. Er wäre besser dran, wenn er für jemand anderen arbeitete und regelmäßig ein Gehalt bekäme. Du könn test vielleicht versuchen, ihn dazu zu überreden, wenn ihr abends wieder mal in Boscarva am Kamin sitzt und einen Drink nehmt.“
    „Diese Ironie paßt nicht zu dir.“
    „Ich weiß, aber ich bin allergisch gegen Eliot. Ich war es von Anfang an.“
    Ich hatte das unbestimmte Gefühl, daß ich Eliot verteidigen, eine Erklärung für sein Verhalten finden müsse.
    „Er glaubt irgendwie, daß Boscarva mit allem Inventar bereits ihm gehört. Vielleicht hat er gar nicht daran gedacht, daß er… daß er etwas gestohlen hat?“
    „Wann habt ihr gemerkt, daß die Möbel nicht mehr da sind?“
    „Vor ein paar
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