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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung
Autoren: Rosamunde Pilcher
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über die polierte Tischplatte hinweg beobachtete. Er lächelte, als wären wir Verschwörer. Der Ausdruck in seinem Gesicht war zuversichtlich und zugleich triumphierend. Viel leicht wußte er bereits, daß ich ihn heiraten würde, während ich noch darüber nachdachte.
    Wir waren wieder im Wohnzimmer, saßen am Kamin und tran ken unseren Kaffee, als das Telefon klingelte. Ich dachte, Eliot würde abnehmen, aber er saß mit der Zeitung und seinem Drink im Sessel und zauderte so lange, bis Pettifer es schließlich tat. Wir hörten, wie die Küchentür geöffnet wurde und wie er langsam durch die Diele schritt. Das Läuten brach ab. Ich schaute zur Uhr auf dem Kaminsims. Es war fast Viertel vor zehn.
    Wir warteten. Die Tür ging auf, und Pettifer steckte den Kopf ins Zimmer. Seine Brillengläser blitzten im Schein der Lampe.
    „Wer ist es, Pettifer?“ fragte Mollie.
    „Es ist für Rebecca“, sagte er.
    Ich war überrascht. „Für mich?“
    „Wer ruft dich zu dieser unmöglichen Zeit an?“ fragte Eliot.
    Ich zuckte die Achseln. „Keine Ahnung.“
    Während ich hinausging, überlegte ich, wer es sein konnte. Vielleicht wollte Maggie mir etwas über die Wohnung sagen. Vielleicht wollte Stephen Forbes wissen, wann ich wieder in die Buch handlung käme. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn ich hätte ihm längst sagen müssen, was los war und wann ich nach London zurückkommen wollte.
    Ich setzte mich auf die Truhe in der Diele und nahm den Hörer.
    „Hallo?“
    Eine dünne piepsige Stimme, die sehr weit entfernt klang, plapperte los.
    „Oh, Miss Bayliss, wir kamen gerade vorbei, und da hat er gelegen… Mein Mann hat gesagt… Also haben wir ihn die Treppe hoch in die Wohnung gebracht… Ich weiß nicht, was passiert ist. Blutüberströmt, blutbedeckt, und er konnte kaum sprechen. Ich wollte den Arzt holen, aber er wollte nichts davon wissen… Ich hatte solche Angst, ihn da allein zu lassen… Es müßte jemand bei ihm sein… Er hat gesagt, er ist ganz in Ord nung… “
    Ich muß außergewöhnlich begriffsstutzig gewesen sein, denn es dauerte eine ganze Weile, bis mir klar wurde, daß es Mrs. Kernow war, die aus der Telefonzelle am Ende der Fish Lane anrief, um mir zu sagen, daß Joss etwas zugestoßen war.

12
     
     
     
     
    V erblüfft stellte ich fest, daß ich vollkommen ruhig und gelassen war. Fast schien es, als wäre ich schon auf diese Krise vorbereitet, als hätte ich genaue Anweisun gen erhalten und wüßte, was ich tun mußte. Es gab nicht den leisesten Zweifel, deshalb auch keine Unschlüssigkeit. Ich mußte zu Joss. So einfach war es.
    Ich ging nach oben in mein Zimmer, zog den Ledermantel an, knöpfte ihn zu und ging wieder hinunter. Mollies Wagenschlüs sel lag noch dort, wo ich ihn hingelegt hatte, auf dem Tisch in der Diele.
    Ich nahm ihn, und in diesem Moment wurde die Wohnzim mertür geöffnet, und Eliot kam auf mich zu. Ich kam gar nicht auf die Idee, er könne versuchen, mich aufzuhalten. Es gab nichts, was mich aufhalten würde.
    Er sah mich im Mantel, zum Aufbruch bereit. „Wohin willst du?“
    „Nach Porthkerris.“
    „Wer war das eben am Telefon?“
    „Mrs. Kernow.“
    „Was wollte sie?“
    „Joss ist verletzt. Sie und ihr Mann haben ihn in der Hafen straße gefunden, als sie von ihrer Schwester zurückkamen.“
    „Na und?“ Seine Stimme war kalt und sachlich. Einen Moment lang fürchtete ich, es würde ihm gelingen, mich einzu schüchtern, aber ich blieb ganz ruhig.
    „Ich nehme den Wagen deiner Mutter. Ich fahre zu ihm.“
    Seine markanten Züge verhärteten sich.
    „Hast du den Verstand verloren?“
    „Ich glaube nicht.“
    Er sagte nichts mehr. Ich steckte den Schlüssel in die Tasche und ging zur Tür, aber er war schneller als ich, erreichte sie mit zwei langen Schritten und baute sich mit der Hand am Riegel davor auf.
    „Du fährst nicht“, sagte er kühl. „Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich dich zu ihm lasse?“
    „Er ist verletzt, Eliot.“
    „Na und? Du hast selbst gesehen, was er mit Andrea gemacht hat. Er ist schlecht, Rebecca. Du weißt, daß er schlecht ist. Seine Großmutter war eine irische Hure, Gott weiß, wer sein Vater war, und seine Art, mit Frauen zu verfahren, haben wir ja heute abend kennengelernt.“
    Die häßlichen Beschimpfungen, die mich schockieren sollten, glitten an mir ab. Eliot bemerkte, daß seine Attacke fruchtlos blieb, und wurde nur noch wütender.
    „Warum willst du überhaupt zu ihm? Was kannst du für ihn tun? Er
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