Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Streitbare Frauen

Streitbare Frauen

Titel: Streitbare Frauen
Autoren: Michaela Karl
Vom Netzwerk:
Peiniger, sondern sind diesen schutzlos ausgeliefert.
    Harriets Eltern, Harriet Green und Ben Ross, sind seit 1808 verheiratet und leben auf einer großen Plantage. Der Vater ist dort als Schreiner tätig, die Mutter arbeitet im Herrenhaus. Das Paar hat neun Kinder, die für ihren Besitzer Anthony Thompson einen zunehmenden Wertzuwachs darstellen. Thompson scheint ein humaner Sklavenhalter gewesen zu sein, bei seinemTod verfügt er in seinem Testament, dass das Ehepaar 1840 freigelassen werden soll. Doch seine Erben weigern sich beharrlich, dieser Bestimmung nachzukommen. Da es für Sklaven keine Möglichkeit gibt, ihre Rechte einzufordern, verbleiben beide in der Sklaverei. Die drei älteren Töchter werden in der Folgezeit an einen Sklavenhändler verkauft. Sie werden die Familie nie mehr wiedersehen. Der kleinen Harriet brennt sich die Verzweiflung über die Trennung der Familie tief ins Gedächtnis ein. Als der neue Plantagenbesitzer Edward Brodess auch den jüngsten Sohn Moses verkaufen will, versteckt die Mutter ihn mit Hilfe anderer Sklaven. Als die Sklavenhändler das Kind schließlich mit Gewalt aus der Hütte holen wollen, droht die Mutter damit, den Eindringlingen den Schädel einzuschlagen. Darauf hin verzichtet Edward Brodess überraschenderweise auf den Verkauf. Für Harriet, die den Widerstand der Mutter staunend verfolgt, ist dies ein Schlüsselerlebnis, das zeigt, dass Widerstand möglich ist und durchaus zum Erfolg führen kann.
    Da die Mutter keine Zeit hat, die Kinder zu versorgen, übernimmt Harriet bereits als kleines Mädchen die Versorgung der Geschwister. Als sie fünf Jahre alt ist, erscheint sie ihrem Besitzer als voll arbeitsfähig und wird an andere Sklavenhalter vermietet. Sie kommt auf die Plantage der Familie Cook, die sie sehr schlecht behandelt. Mehr als zwei Jahre bleibt das kleine Mädchen von ihrer Mutter getrennt. Krank vor Heimweh weint sie sich in den Schlaf: »Ich schlief auf dem Fußboden vor dem Feuer. Hier lag ich und weinte und weinte. Die ganze Zeit dachte ich, wenn ich doch nur nach Hause gehen und zu meiner Mutter ins Bett schlüpfen könnte. Das Lustige daran ist, dass meine Mutter in ihrem ganzen Leben niemals ein Bett hatte.« 2 Einmal soll sie, obwohl an Masern erkrankt, Fallen für Bisamratten in den Sümpfen überprüfen. Schwer krank watet sie durchs hüfthohe Wasser. Erst als sie zusammenbricht, darf sie nach Hause zu ihrer Mutter. Wieder genesen wird sie umgehend weiter vermietet, wobei die Aufgaben mit zunehmendem Alter beschwerlicher und gefährlicher werden.
    Auf der nächsten Plantage ist es ihre Aufgabe, einen schlafenden Säugling zu hüten. Jedes Mal, wenn das Kind erwacht und zu schreien beginnt, wird die kleine Harriet mit der Peitsche bestraft. In ihren Erinnerungen beschreibt Harriet Tubman, dass sie einmal noch vor dem Frühstück ganze fünf Mal ausgepeitscht worden war, weil das Kind geschrieen hatte. Zahlreiche Narben am ganzen Körper bleiben als lebenslange Erinnerung an diese Tätigkeit zurück. Später wird sie erzählen, dass sie niemals geweint habe, wenn sie gezüchtigt wurde, und die Befreiung der Sklaven gerade von Plantagen, auf denen sie selbst geschuftet habe, ihre späte Rache für das damals erlittene Unrecht gewesen sei.
    Sie ist noch ein junges Mädchen, als sie sich eine schwere Kopfverletzung zuzieht, an der sie ein Leben lang zu leiden haben wird. Im Auftrag eines ihrer Leihbesitzer ist sie gerade beim Einkaufen in einem Laden, als sie auf den Sklaven einer anderen Plantage trifft, der sich unerlaubt von der Feldarbeit entfernt hat. Als dessen Aufseher hinzukommt, verlangt er von Harriet, ihm dabei zu helfen, den Mann zu fesseln. Als Harriet sich weigert, nutzt der Sklave den entstehenden Disput, um zu fliehen. Darauf hin nimmt der Aufseher ein zwei Pfund schweres Gewicht von der Ladentheke und schleudert es auf den Flüchtenden. Aus Versehen trifft er Harriet am Kopf, die darauf hin schwer verletzt zusammenbricht. Bewusstlos bringt man die Blutüberströmte zurück auf die Plantage. Hier lässt man sie ohne jegliche medizinische Versorgung zwei Tage auf der Bank eines Webstuhls liegen. Anschließend wird sie erneut aufs Feld geschickt. Das Blut rinnt ihr in Strömen vom Kopf, sie kann kaum mehr sehen, an Arbeit ist nicht zu denken. Da sie keine Leistung bringt, wird sie schließlich zu Edward Brodess zurückgeschickt. Doch auch dieser bietet ihr keine Hilfe an, sondern versucht erfolglos sie zu verkaufen.
    In ihrer Not sucht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher