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Streitbare Frauen

Streitbare Frauen

Titel: Streitbare Frauen
Autoren: Michaela Karl
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dieser zwölf Frauen beispielhafte Lebenswege sein, die zeigen, dass es zu jeder Zeit, überall auf der Welt, schwierig war, als Frau politisch gegen den Strom zu schwimmen, dass es aber, zu jeder Zeit, überall auf der Welt, Frauen geben muss, die dies versuchen.
    München, im Juli 2009
    Michaela Karl

I
Ich that es um hundert tausend Menschen zu retten!
Charlotte Corday (1768–1793), die Mörderin Jean Paul Marats

    »Oh mein Vaterland! Dein Unglück zerreißt mir das Herz, ich kann dir nichts bieten als mein Leben, und ich danke dem Himmel, dass ich die Freiheit habe, darüber zu verfügen.« 1

II
Für Freiheit und Frauenrechte
Mathilde Franziska Anneke (1817–1884), die badisch-pfälzische Amazone

    »Nicht der Krieg hat mich gerufen, sondern die Liebe, (…) aber auch der Hass, der glühende, im Kampf des Lebens erzeugte Hass gegen die Tyrannen und Unterdrücker der heiligen Menschenrechte.« 1

III
Move or Die!
Harriet Tubman (1822–1913), der Moses ihres Volkes

    »Wenn Du die Hunde bellen hörst, geh weiter.
Wenn Du die Fackeln im Wald leuchten siehst, geh weiter.
Wenn sie nach Dir rufen, geh weiter.
Bleib niemals stehen. Geh weiter.
Wenn Du die Freiheit willst, geh weiter.« 1

Die zitierten Worte Harriet Tubmans stellten den Schluss jener viel beachteten Rede Hillary Rodham Clintons beim Parteitag der Demokraten im August 2008 dar, in der sie Barack Obama ihr volle Unterstützung zusagte. Die erste Frau, die jemals ernsthafte Chancen hatte, ins Weiße Haus einzuziehen, zitierte am Ende ihrer Ansprache eine ehemalige Sklavin, die als unerschrockene Kämpferin für Freiheit und Frauenrechte in die Geschichte eingegangen ist. Jedes Kind in den Vereinigten Staaten kennt den Namen Harriet Tubman. Einer Umfrage zufolge zählt sie zu den drei berühmtesten historischen Figuren der USA. Die legendäre Kondukteurin des Fluchtnetzwerkes Underground Railroad hat sich ihren Platz in den Geschichtsbüchern und im Herzen einer ganzen Nation gesichert. Neben Sojourner Truth und Frederick Douglass gehört sie zu den Ikonen afroamerikanischer Befreiungshistorie.
    Harriet Tubmans Geschichte ist eng verbunden mit der Geschichte der Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika. Während die Staaten des Nordens nach dem Unabhängigkeitskrieg 1776 die Sklaverei abschafften oder zumindest Ansätze zeigten dies zu tun, war die Sklavenhaltung im Süden unvermindert weitergegangen. Der Reichtum ganzer Landstriche basierte weiterhin auf Ausbeutung und Unterdrückung. Auf den Baumwollplantagen des Südens schufteten Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen, rechtlos und wehrlos. Auch wenn die meisten Südstaatler keine Sklavenhalter waren, standen sie dennoch hinter dem Recht zur Sklavenhaltung. Ganz anders der Norden. Hier entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts immermehr Vereinigungen, die für die Abschaffung der Sklaverei eintraten. Philanthropen, Humanisten, Politiker und diverse religiöse Gruppen sahen in den Sklaven Menschen, denen sie dieselben Rechte auf Leben und Freiheit zugestehen wollten wie allen anderen US-Amerikanern. Für die Befürworter der Sklaverei aber waren Sklaven Besitz, der keinerlei Rechtsansprüche hatte. Sie forderten, dass ihnen als Sklavenbesitzer dieselben Rechte zugestanden werden mussten wie jedem anderen Eigentümer. Ein Argument, das in einem Land, das den Schutz des Eigentums in der Präambel seiner Verfassung niedergeschrieben hatte, von großer Bedeutung war. Die Menschenrechte der Sklaven standen gegen die Eigentumsrechte der Sklavenhalter und es sollte fast ein Jahrhundert dauern, bis sich endgültig die Einsicht durchsetzte, dass auch Sklaven Menschen sind. Eine Einsicht, die mit einem Bürgerkrieg und Tausenden von Toten teuer bezahlt werden musste. Eine Einsicht, zu der vor allem Menschen wie Harriet Tubman entscheidend beitrugen.
    Geboren wird Harriet Tubman wohl 1822 als Araminta Ross in Dorchester County/Maryland. Wie viele Sklaven kann sie ihr Geburtsjahr nicht eindeutig benennen. Schon ihre Großmutter mütterlicherseits war auf einem Sklavenschiff in die Vereinigten Staaten verschleppt worden. Vermutlich stammt die Familie von den Ashantis aus Ghana ab. Vom Großvater mütterlicherseits ist nichts bekannt, Gerüchten zufolge war er weiß. Sexuelle Übergriffe Weißer auf schwarze Frauen sind in den Jahren der Sklaverei an der Tagesordnung und stellen für weibliche Sklaven eine ständige Bedrohung dar. Frauen, die davon betroffen sind, haben keinerlei Handhabe gegen ihre
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