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Street Art Love (German Edition)

Street Art Love (German Edition)

Titel: Street Art Love (German Edition)
Autoren: Katrin Bongard
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Hausaufgaben oder Zeichnen, ich möchte eigentlich auch nur auf der Couch abhängen und vielleicht etwas über Charly nachdenken und warum er ausgerechnet mit mir zusammenarbeiten wollte. Und nicht lieber mit Pia.
    »Okay, Kika!«
    Max jubelt und schaltet den Fernseher an. Wir haben einen großen Plasmafernseher. Auf einmal stehen Zwerge in unserem Wohnzimmer. Ich lasse mich mit Max auf das Sofa plumpsen und lege die Beine auf den Couchtisch. Max stellt die Obstschüssel zwischen uns, und wir greifen abwechselnd zu. Doch während Max aufmerksam den Zwergenaufstand auf Kika verfolgt, denke ich an Charly. In meinem Magen kribbelt es, wenn ich mir sein Grinsen vorstelle. Nicht weil ich verliebt bin. Natürlich nicht. Aber wir werden wirklich Freunde, und das gefällt mir immer besser.
     
    Es ist acht, als meine Eltern nach Hause kommen. Max und ich sind vom Kinderprogramm zum Vorabendprogramm, einer albernen Daily Soap, übergegangen, aber das habe ich gar nicht richtig mitbekommen.
    Mein Vater trägt einen kleinen Turm von Pizzaschachteln, und Max stürmt ihm entgegen. Ich richte mich langsam auf und kehre zurück aus meinen Tagträumen in die nach Pizzakäse riechende Realität.
    »Na, wie geht’s?«, fragt meine Mutter, schleudert ihren Mantel auf einen Stuhl und starrt auf das Display ihres iPhones. »Das gibt es ja nicht, ich muss den gleich zurückrufen!« Sie verschwindet im Flur, und ich trage die Pizzen in die Küche. Erst jetzt bemerke ich, was für einen Hunger ich habe.
    Mein Vater drückt Max Geschirr in die Hand, und mein Bruder flitzt ins Wohnzimmer zurück, um den Tisch zu decken. Immerhin werden wir von Tellern essen.
     
    Eine Viertelstunde später sitzen wir zusammen am Tisch, das iPhone meiner Mutter vibriert leise auf dem Couchtisch, aber da wir essen, ignoriert sie es. Max erzählt ohne Punkt und Komma von all den Sendungen, die er am Nachmittag gesehen hat, bis meine Mutter skeptisch fragt: »Und? Hast du deine Hausaufgaben gemacht?«
    Max starrt sie mit großen Augen an, dann sieht er zu mir.
    »Hattest du denn was auf?«, frage ich arglos.
    »Habt ihr den ganzen Nachmittag ferngesehen?«
    »Na ja, wir waren beide … kaputt.«
    Wir haben aufgegessen, Max muss ins Bett und vorher noch duschen, und für die fehlenden Hausaufgaben muss ihm meine Mutter eine Entschuldigung schreiben. Mir fällt ein, dass ich auch noch was aufhabe, doch in meinem Zimmer habe ich es schon wieder vergessen und nehme mein Handy heraus. Ich überlege, ob ich Charly nicht besser eine Kurznachricht schicken sollte. Am Ende nimmt er sich sonst etwas anderes für Samstag vor. Und vielleicht wäre es ja sehr sinnvoll, jetzt schon mal mit dem Referat anzufangen. Der Samstag ist ein perfekter Tag, weil Max beim Fußballtraining ist und überhaupt.
    SMS zu schreiben ist eine Kunstform. Ich formuliere ständig um, und am Ende ist es nur ein sehr kurzer Satz.
    Samstag ist okay. Wann? S.
    Die Antwort kommt so schnell, dass ich erschrocken zusammenzucke, als mein iPhone noch in meiner Hand zu vibrieren beginnt.
    12  Uhr vor dem Hamburger Bahnhof. C.
    Mein Magen reagiert als Erstes. Ein sanftes Flirren setzt ein, und ich ermahne mich selbst, der Sache nicht so viel Bedeutung zu schenken. Charly soll sich nicht einbilden, er könnte auch mich so einfach einwickeln. Es geht ja nur um das Referat. Schule. Und die Kunst. Es klopft.
    »Ja?«
    Meine Mutter streckt den Kopf zur Tür herein. »Alles okay bei dir?«
    Ich werde rot und lege mein iPhone weg. »Ja, klar.«
    Sie kommt ganz herein und setzt sich auf meine Bettkante und legt ihre Hände in den Schoß. Sie trägt immer noch ihr Businesskostüm, ein blaues Jackett zu einem knielangen Rock, eine weiße Bluse, die Perlenkette, doch alles ist etwas verrutscht und zerknittert, und ihre Haare sind leicht zerzaust. Sie fährt sich müde übers Gesicht, dann sieht sie mich freundlich an.
    »Ich weiß, dass du hier viel im Haushalt machst und mich …, also, uns sehr unterstützt. Das ist wirklich lieb von dir. Wobei – der Haushalt ist ja nicht so wichtig, das kann Frau Werner machen. Aber die Hausaufgaben von Max …, du musst ihn ja nur erinnern …«
    Ich habe ein schlechtes Gewissen, und wenn ich ehrlich bin, hatte ich das den ganzen Nachmittag beim Fernsehen schon. »Ich weiß, aber wenn ich nicht dabeibleibe, macht er sie nicht.«
    »Aber ich dachte, du machst dann selbst Hausaufgaben oder zeichnest …, du bist so talentiert!«
    »Weiß nicht. Am Samstag muss ich wieder ins
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