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Street Art Love (German Edition)

Street Art Love (German Edition)

Titel: Street Art Love (German Edition)
Autoren: Katrin Bongard
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Museum, Hamburger Bahnhof.«
    »Mit Frau Kruger? Also, ich finde …, es ist doch nur eine Kunst- AG . Ihr könnt doch nicht dauernd am Wochenende …«
    »Nein, es ist für Herrn Wende. Ein Referat. Über Pop-Art.«
    Meine Mutter nickt. »Soll ich dich hinfahren?«
    »Aber Max hat doch Training.«
    »Ach ja, stimmt. Oder Lothar müsste dich hinfahren und …«
    »Geht schon.«
    Sie lächelt erleichtert. »Wenn du meinst.«

[zurück]

    DER HAMBURGER BAHNHOF ist ein ehemaliger Berliner Bahnhof, in dem nun das Museum der Gegenwart untergebracht ist. Er liegt in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs. Ich war hier erst ein Mal mit meinen Eltern zu einer Ausstellungseröffnung. Sie hatten die Einladung von einem ihrer Klienten bekommen und mich mitgenommen. Ich fand es großartig, obwohl ich wohl zu den wenigen Leuten gehörte, die sich mehr für die Kunst als für die Häppchen auf dem Büfett interessiert haben. Meine Eltern eingeschlossen.
    Am Hauptbahnhof steige ich aus. Es ist kühler geworden in den letzten Tagen, jeder behauptet, es würde langsam Herbst, und ich bin eindeutig zu dünn angezogen. Warum habe ich mich für eine Strumpfhose und Rock entschieden, statt eine Jeans anzuziehen, warum habe ich keine dicke Jacke mitgenommen und stattdessen nur meine dünne Sweatshirt-Jacke mit der großen Kapuze, warum habe ich Turnschuhe an statt warme, feste Schuhe? Die Antwort ist einfach: Ich habe meine coolsten Klamotten rausgesucht, um neben Charly nicht wie ein Nerd auszusehen. Aber warum interessiert mich das überhaupt?
    Als ich um kurz nach zwölf am Hamburger Bahnhof ankomme, ist Charly nicht da. Es ist windig, erste gelbe Blätter wirbeln durch die Luft, und ich stelle mich in den Windfang des Eingangs.
    Um zehn nach zwölf bin ich sauer. Wie kann Charly mich so lange warten lassen? Aber ist das schon lange? Gerade mal zehn Minuten. Vielleicht sollte ich einfach schon mal in das Gebäude gehen. Ich ziehe die Tür auf und pralle mit Charly zusammen, der gerade auf dem Weg nach draußen ist.
    »Mensch, hier bist du!« Er grinst offen.
    »Ja klar. Ich habe gewartet.«
    »Ich war schon etwas früher da, mein Vater hat mich gefahren.«
    Sein Vater. Seltsam, dass Charly Eltern hat, fast kommt es mir so vor, als ob er irgendwo aus einem Ei geschlüpft ist und vollkommen losgelöst von den normalen Lebensspielregeln lebt, die für uns andere gelten.
     
    Im Museum beeindruckt mich, wie schon bei meinem ersten Besuch, die zentrale Ausstellungshalle. Fast fühlt man sich wie im Innern einer Kirche, nur dass hier alles weiß ist, die Wände, der Boden und die Kuppeldecke aus grauen Stahlträgern.
    »Geil, oder?«, sagt Charly. Wir stehen nebeneinander und betrachten den riesigen Raum.
    »Hier war ich vor zwei Jahren zu einer Ausstellungseröffnung«, erzähle ich. »Da sind in dieser Halle lauter echte Rentiere auf Sand herumgelaufen, und man konnte hier übernachten, in einem riesigen Bett, auf einem hohen Podest, und Vögel sind herumgeflogen.«
    Charly sieht mich skeptisch an. »Echt jetzt? Hier drin?«
    »Ja, die Künstler wollten das so. Das gehörte zum Kunstwerk.«
    Charly grinst. »Ja, das ist cool. Schade, dass sie umgebaut haben. Sonst würden wir hierbleiben, übernachten, und am Morgen würden wir aufwachen und auf eine Rentierherde schauen.«
    Wir?
    »Das hätten meine Eltern bestimmt nicht erlaubt.«
    »Wieso? Dann hätten wir einfach gesagt, du übernachtest bei mir.«
    Ich lächele. »Und du meinst, das hätten sie erlaubt?«
    »Hey, warum nicht? Wir sind Kumpel, oder?«
    Kumpel. Das kommt mir auf einmal noch weniger als Freund vor.
    »Na, dann suchen wir mal die Pop-Art«, sage ich nüchtern.
    Charly nickt. »Wir sollen uns den Mao von Andy Warhol ansehen, hat die Frau an der Kasse gesagt.«
    »Okay.«
     
    An einer Wand mit einer seltsam lila gepunkteten Tapete hängt das riesige Porträt eines Asiaten in kräftigen Buntstiftfarben. Das ist also Mao. Ein fast orangefarbenes Gesicht auf einem einfarbig hellblauen Hintergrund, ein knallgrünes Hemd.
    Charly stupst mich an. »Hast du dein iPhone dabei?«
    »Ja, wieso?«
    »Mach mal ein Foto.«
    »Darf man hier bestimmt nicht.«
    Er sieht mich mit einem amüsierten Blick an. »Ist doch keiner hier.«
    Ich nicke in Richtung eines Museumswärters. Charly winkt ab. »Der ist doch schon halb tot. Gib her. Ich habe nur ein altes Ding.« Ich krame mein iPhone heraus, reiche es ihm. Er stellt es auf leise und macht unauffällig ein Foto, während ich den Wärter
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