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Strasse der Sterne

Strasse der Sterne

Titel: Strasse der Sterne
Autoren: Brigitte Riebe
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Bei passender Gelegenheit bringe ich die Sache bei Gerhard unter den Scheren zur Rede!«
    »Du willst mit dem Hansgrafen reden? Ist das nicht ein bisschen verfrüht?«
    »Vielleicht, Pilar! Aber ich möchte, dass alles seine Ordnung hat. Es war schon schwer genug, auf der Reise kein Wort über meine Pläne zu verlieren, obwohl Lettl immer ganz besonders neugierig ist! Aber wenn meine Papiermühle erst einmal richtig läuft, dann werden die geschätzten Herren Mercatores Augen machen, Pilar...«
    Erschrocken hielt er inne.
    »Du darfst das Wort in meiner Gegenwart ruhig aussprechen«, sagte sie lächelnd. »Ich bin nicht so hilflos und schwach, wie du denkst.«
    »Aber das tue ich doch gar nicht!«
    Ihr Lächeln wurde zum vergnügten Lachen. »Hast du schon vergessen, was ich vorhin über das Lügen gesagt habe, Papa?«
    *
    »Im Wasser bewegen sich Schlangen aus Silber I Sie ziehen die Wasserrinne entlang. I Die Kiesel, gleißend im silbernen Wasserlauf I tragen den Glanz von Perlen auf weißer Haut...«
    Heinrich Weltenpurger konnte an keinem Flussufer stehen, ohne an diese Zeilen zu denken. Ein maurisches Liebesgedicht, wenn er sich recht erinnerte. Für ihn war es untrennbar mit Rena verknüpft - wie so vieles. Noch immer trug er den Ring an seiner Hand, der sie beide für immer verband, und er würde ihn bis zum letzten Atemzug nicht ablegen.
    Mit feuchten Augen starrte er auf die vertraute Silhouette seiner Heimatstadt, auf die starken Mauern und hohen Türme, die er früher so geliebt hatte, aber das warme Gefühl war längst verschwunden. »Sie hassen mich, Enrique.« Ihre Stimme, die ihn vom ersten Ton an fasziniert hatte, war plötzlich so deutlich in seinem Ohr, als stünde sie neben ihm. »Und dich nicht minder. Niemals werden sie es dir verzeihen, dass du dich für die seltsame Fremde entschieden hast, anstatt eine ihrer Schwestern, Nichten oder Töchter zu freien. Wie viel Hass kann ein Mensch ertragen? Ich bin so müde, Enrique ...«
    Rena hat Recht behalten, dachte er. Es war schwierig für sie bei uns im Norden. Einsam war sie, das hat sie äußerlich hart erscheinen lassen. Und die Stadt hat es ihr nicht leicht gemacht. Niemals ist Regensburg ihr auch nur einen Schritt entgegengekommen.
    Das Dröhnen in seinem Schädel verstärkte sich. Es half nichts, wenn er unterwegs Badertöchter umarmte oder sich zu fremden Dirnen legte. Denn es war nicht Renas Körper, den er noch immer so schmerzlich vermisste wie am ersten Tag ihrer Flucht.
    »Padrone? Hier - die frischen Bögen!« Heinrich schrak zusammen. Er hatte seine Frau so geliebt, dass er sich manchmal insgeheim gewünscht hatte, vor ihr zu sterben. Aber das Schicksal hatte anders entschieden. Sie ist fort, dachte er und spürte die klamme Enge in seiner Brust. Ich habe sie für immer verloren.
    »Padrone?« Der Gautscher musterte ihn besorgt.
    »Gib schon her!« Ruppig riss Heinrich ihm den Bogen aus der Hand und hielt ihn gegen die Abendsonne. Seit Wochen war der Himmel über Regensburg zum ersten Mal wolkenfrei. Dafür blies ein steifer Ostwind, der im Schornstein jammerte. Die alte Mühle auf der Donauinsel schien sich unter den Böen zu ducken. Zu seiner Rechten spannte sich die Steinerne Brücke über den Fluss, der noch kein Hochwasser führte, aber bereits beachtlich gestiegen war.
    »Immer noch viel zu dunkel!« Enttäuscht ließ er es wieder sinken. »Das Papier muss heller werden, verstehst du, so hell wie möglich! Wie oft hab ich dir das schon gesagt?«
    Matteo schien unbeeindruckt. »Oben ist es schon viel glatter, du musst fühlen!« Ehrfürchtig glitten die rissigen Hände über den Bogen. »Macht die Stärke! Jetzt kann die Tinte nicht verschwinden. Und siehst du das neue Wasserzeichen - schöne große Muschel von Santo Giacomo? Jeder wird immer gleich wissen, ist unser Papier!«
    »Man müsste vielleicht noch etwas anderes verwenden«, murmelte Heinrich, der nicht richtig zugehört hatte. »Ein organisches Material mit noch mehr Glanz. Fürs Erste aber sollten wir versuchen, unsere dringlichsten Probleme zu lösen.« Er ließ das Blatt sinken und ging hinüber zu dem neu installierten Stampfwerk, das jetzt stillstand. »Tut es denn seine Sache?« Er starrte in das dunkle, schnell fließende Wasser zu seinen Füßen. »Ist der Mühlkanal auch wirklich stark genug?«
    »Bin zufrieden«, sagte Matteo. »Nur der Stampfhammer könnte größer sein. Macht schneller mehr Papier.«
    »Führ mich zu den Lumpen!«, befahl Heinrich.
    Dem
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