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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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blies den Atem zwischen meinen zusammengepressten Zähnen aus. Das leise Knurren hinter mir nahm ab. Ich reichte Irving die Hand, um ihm aufzuhelfen. »Ich hätte dich packen und gegen die Wand schleudern sollen, statt zu versuchen, dir die Nase zu zertrümmern. War ja klar, dass das schiefgeht.« Es war richtig anstrengend, gelassen zu klingen, wenn einem etwas auf die Unterlippe und von ihr heruntertropfte. Ich hoffte bloß, dass es kein Rotz war, denn das wäre ja wohl nur eklig und peinlich gewesen.
    Kaum schniefte ich, schoss mir das Blut aus der Nase.
    Irving sah starr zu mir auf, wobei seine Pupillen kleiner wurden. Ein Schwall knallroten Blutes hing in der Luft, eher er …
    … direkt auf Irvings Kleidung platschte und ein Sternenmuster rechts und links auf die Matte sprühte.
    »Scheiße!«, rief Dylan und warf sich über Irving. »Schafft sie hier raus!«
    Hände packten mich, die sich heiß auf meinen Oberarmen anfühlten. Ich wurde zurückgezerrt, und die Welt drohte von mir wegzukippen. Mit dem lauter werdenden Schrillen in meinem Kopf wurden die Eulenflügelschläge hektischer. Die Werwölfe schleiften mich nach draußen. Ich hörte Irving schreien, der von Dylan auf dem Boden gehalten wurde. Vor Bluthunger nahm seine Stimme eine harpyiengleiche Tonlage an.
    Na, wenn schon! Eine Nacht wie jede andere in der Schola. Der Kampf hört erst auf, wenn Blut auf den Boden spritzt.
    Handelte es sich indessen um mein Blut, konnte es einen Djamphir -Jungen schon mal ein bisschen irre machen. Das hatte damit zu tun, dass ich eine Svetocha bin. In meinem Blut musste irgendein Super-Happy-Stoff sein, und zwar schon vor meiner »Blüte«, was den Wahnsinnigen in jedem weckt, der teils Nosferat ist.
    War ich erst einmal erblüht, besäße ich meine eigenen übermenschlichen Kräfte und wäre vor allem schneller. Und besagter Super-Happy-Stoff in meinem Blut würde mich für Blutsauger genauso hochgiftig machen wie Paral für Insekten.
    Bis dahin machte es mich leider verwundbar. Ich roch wie ein echt leckerer Snack.
    Seit einer vollen Woche hämmerte Dylan mir unablässig ein, dass ich nicht mit den Djamphir -Schülern trainieren durfte. Sie konnten ihren Bluthunger nicht besonders gut kontrollieren, ich könnte ernsthaft zu Schaden kommen und so weiter und so fort.
    Das hatte Christophe mit keinem Wort erwähnt.
    Überhaupt gab es eine Menge, was er mir nicht erzählt hatte.
    Die Werwölfe schleppten mich auf den Flur hinaus, und das Rauschen in meinem Schädel wurde noch schlimmer. Mir war, als wäre ich ohnmächtig geworden. Zumindest trieb die Welt wirklich weit weg und wurde ganz gedämpft. Und das Einzige, was für mich zählte, war, Graves zu hören. Nachdem seine Wut sich gelegt hatte, konnte er wieder sprechen. Was er nutzte, um immer und immer wieder dasselbe zu sagen, und jedes Mal vor meinem Namen stockte ihm die Stimme.
    »Alles ist okay, Dru. Ich verspreche dir, es ist okay.«
    Er klang nicht so, als würde er sich selbst glauben.

Kapitel 2
    D er Eisbeutel schmerzte, aber ihn an meine Nase zu halten bedeutete weniger Schwellung und weniger Blaufärbung. Ächzend verlagerte ich mein Gewicht und blinzelte die Reflextränen weg. Graves hatte daran gedacht, sich meine Jacke zu schnappen, so dass die Gänsehaut auf meinen Armen wenigstens bedeckt war.
    »Es war meine Schuld«, wiederholte ich trotzig. »Ich hätte Irving an mir vorbeiziehen sollen, statt auf seine Nase zu zielen.«
    »Darum geht es nicht«, seufzte Dylan. An manchen Tagen seufzte er bloß mehr als andere, an anderen seufzte er ausschließlich. Sein Gesicht hätte sich gut auf einer römischen Münze gemacht, und ich hatte gehört, dass es sich bei seinem richtigen Namen um irgendeinen unaussprechlichen Gothic-Namen handelte. Und zwar Gothic im Sinne von echt alt, nicht die Teenie-Variante mit schwarzem Lippenstift und jeder Menge Angst.
    Was das Alter betraf, konnte man es hier allerdings nie so genau wissen. Sogar die Lehrer sahen wie Teenager aus. Die echt alten wirkten wie in den Zwanzigern. Aber sie waren nur spätere »Übergänger«, die nie wie dreißig aussehen würden. Dads Freund August – den ich angerufen hatte, um mir Christophes Geschichte bestätigen zu lassen – musste einer von ihnen sein. Ich hatte darüber nachgedacht, aber es schien mir unhöflich, direkt zu fragen.
    Dylan fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich Papiere neben einem großen
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