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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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Immerhin hatte ich Dad geholfen, oder etwa nicht?
    »Oh Gott, nicht diese Diskussion schon wieder!«, seufzte Dylan. Seine Augen waren blutunterlaufen und von dunklen Schatten umringt. Eigentlich sah er dauernd müde und gestresst aus, was ihn jedoch nicht hässlich machte. »Du hast einige schlechte Angewohnheiten aus deiner Zeit als Amateurin mitgebracht, Dru. Die solltest du dir dringend abgewöhnen, und das heißt, dass du genau wie jeder andere in den untersten Kursen anfängst. So schreiben es die Schulrichtlinien vor. Da sind mir die Hände gebunden.« Er sah mich merkwürdig an, ehe er fortfuhr: »Irving wird sich in weniger als zwölf Stunden wieder vollkommen erholen, dein Loup-garou -Freund hier in unter achtzehn. Du hingegen brauchst länger für die Wundheilung, plus du bringst weder ihre Schnelligkeit noch ihre Kraft oder Ausdauer mit. Du bist nicht einmal einem Trainingslauf gewachsen, geschweige denn den Anfänger-Aufklärungsexpeditionen. Und wir wollen gar nicht erst darüber sprechen, dass jeder Nosferat, der Wind von deiner Existenz bekommt, versuchen wird, dich auszusaugen, um seinen Hunger zu stillen, oder dich …« Er verstummte und schluckte.
    »Sergej bringen«, ergänzte ich. Der Name brannte auf meiner Zunge und sorgte für eine beklemmende, angespannte Atmosphäre. Hier sprach ihn niemand aus, denn den Namen eines Blutsaugers laut zu nennen, brachte Unglück, und wer wusste, ob er einen nicht hörte? Nicht einmal Jäger wie Dad sagten ihn jemals laut. Sie benutzten Initialen oder Codes.
    Aber ich hatte ihn auch vorher ausgesprochen.
    Dylan zuckte nicht einmal – sondern seufzte, welch Wunder! »Dru, du bist noch nicht erblüht. Du kannst es nicht mit den älteren Schülern und erst recht nicht mit den Vertrauensschülern aufnehmen. Und es ist niemand da, der es schaffen könnte, die Dinge unter Kontrolle zu behalten, sollte etwas passieren – Gott bewahre! – und du richtig bluten. Wenn …« Er bremste sich gerade noch rechtzeitig.
    »Wenn Christophe hier wäre, wäre es etwas anderes«, ergänzte ich in einem affektierten Singsang. »Komm schon, Dylan, ich bin nicht bescheuert! Christophe ist nicht da, und niemand sonst darf mit mir trainieren. Dabei ist er weg, und keiner hier will über ihn reden, obwohl er mir das Leben gerettet hat. Was ist eigentlich los?«
    »Das ist sehr kompliziert.« Er betrachtete den versilberten Totenkopf mit den leuchtenden Augen und den blinkenden Zähnen. Ich kam mir vor wie in einer verdammten Sitcom. Man konnte die Lehrer nur von den Schülern unterscheiden, wenn man sie wirklich unterrichten sah. Oder an der Art, wie bestimmte Ältere stehen blieben, ihre Köpfe neigten und sich überhaupt nicht mehr rührten.
    Dabei schienen sie nicht einmal mehr zu atmen, was normalerweise Alarm bedeutete und hieß, dass ich auf mein Zimmer geschickt wurde, während alle anderen Wachposten bezogen. Allein in der letzten Woche passierte das zwei Mal, und ich hatte gehört, dass sie regelmäßige Alarmübungen durchführten – genau wie die Feueralarmübungen in der doofen Tagwelt.
    Oh ja, das mochte ich schon immer am allerliebsten: Ich saß eingesperrt in einem Zimmer, und alle anderen gingen raus und kämpften! Das Eis in dem Beutel knirschte, als ich mich bewegte. Irgendwie hatte ich mir auch eine Pobacke blau geschlagen, wie es sich anfühlte. »Tja, ich bin ein kluges Kind. Frag mich aus!«
    »Es hat nichts mit deinem Grips zu tun, Dru. Hier geht es darum, was sicher für dich ist, denn Christophe meint, dass es einen Maulwurf im Orden gibt. Du bist die einzige Svetocha, die wir in über dreißig Jahren retten konnten – eine Seltenheit. Jede andere Svetocha , die wir aufspürten, wurde ermordet, ehe wir sie herbringen konnten. Wir möchten sichergehen, dass dir nichts zustößt, und dazu zählt, dass du von Grund auf richtig ausgebildet wirst. Obwohl … wieso sie dich hierherschickten und uns so wirre Anweisungen …«
    Diese nicht beendeten Sätze machten mich wahnsinnig! Und so verlief jedes Gespräch mit Dylan. Er hörte mittendrin auf, weigerte sich, mehr zu sagen, und starrte mit Dackelaugen auf seinen Schreibtisch. Man hätte beinahe Mitleid mit ihm haben können.
    Ich ließ den Eisbeutel auf meinen Schoß plumpsen, wo er sofort einen nassen Flecken auf meiner Jeans verursachte. »Wieso haben die Lehrer keine Zeit, mit mir zu trainieren, wenn ich so sagenhaft wichtig bin? Wieso warten wir auf Christophe, wenn euer komischer Rat solche
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