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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Lili St. Crow
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Probleme mit ihm hat? Und wieso …«
    »Der Rat hat gar kein Problem mit ihm. Eine signifikante Minderheit im Rat hat eines. Das ist nicht dasselbe, und es ist nichts, worüber du dir Gedanken machen musst. Du hast schon genug andere Sorgen«, entgegnete Dylan und sah mich an. »Das wird weiter anschwellen. Nimm Ibuprofen, und geh hinunter zu den Bädern!«
    Mit anderen Worten, la di da, ich konnte gehen. »Du antwortest nicht auf meine Fragen.« Ich stemmte mich hoch und drückte mir den Eisbeutel wieder aufs Gesicht. »Vielen Dank auch!«
    »Gern geschehen. Immerhin lasse ich deinen Freund nicht nachsitzen, weil er sich eingemischt und die ganze Sache schlimmer als nötig gemacht hat.« Was er offensichtlich in dem Moment bereute, in dem er es aussprach, denn ich drehte mich zu ihm um und bemerkte, wie er seinen Mund zuklappte. Aber jetzt wurde Graves endlich aktiv, packte mich an der Schulter und schob mich zwischen den zwei rostenden, spinnwebenüberzogenen Rüstungen hindurch aus Dylans Büro.
    Auf dem Flur war alles still. »Lass es gut sein, Dru!«, beschwor er mich, als wir das Ende des Korridors und die nach oben immer enger werdende Wendeltreppe erreichten. »Er will dich bloß warnen.«
    Ach, du kriegst also doch noch den Mund auf? »Nein, was du nicht sagst. Danke für den heißen Tipp!«
    »Gern. Und jetzt komm, bringen wir dich zu den Bädern.« Er ließ mich los, vergrub die Hände in den Taschen seines langen dunklen Mantels und förderte eine zerknautschte Winston-Packung zutage.
    Er durfte den Campus jeden Tag verlassen, um sich Zigaretten zu holen. Er konnte mit den Werwölfen herumhängen, ohne dass ihm auf Schritt und Tritt aufgeregtes Geflüster folgte. Er konnte trainieren und mit den anderen zusammen in die fortgeschritteneren Kurse gehen, und er fing an, sich mit ihnen anzufreunden und gemeinsam mit ihnen Witze zu reißen.
    Und ich? Ich war das einzige Mädchen in einem Jungeninternat und wurde wie ein verfluchter Hamster im Käfig gehalten, während alle anderen frei herumliefen und Spaß hatten. Nicht dass ich in absehbarer Zeit irgendwo hingehen wollte, schließlich war ich eben erst aus Schnee und Wahnsinn gerettet und hierhergebracht worden. Das Essen war okay, sie hatten Jeans und T-Shirts für mich besorgt, und ich bekam reichlich Zeichenpapier sowie alles andere, was ich wollte. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als Dylan oder einem anderen »Berater« zu sagen, was ich wollte, und schwupp, lag es am nächsten Morgen vor meiner Tür. Besser gesagt: am nächsten Abend.
    Das war unheimlich. Vor allem weil jedes Mal, wenn ich einen Spaziergang machen wollte – sogar im Innenhof mit seinem rissigen Pflaster und dem wintertoten Garten –, ein »Berater« auftauchte. Meistens war es Dylan, der sich nicht die geringste Mühe gab vorzutäuschen, er würde nach irgendetwas anderem sehen wollen oder nur so herumlaufen.
    Nein, er starrte mich direkt mit einer Mischung aus Sorge und komischer Vorsicht an.
    Dieser Gesichtsausdruck wollte mich eindeutig zum Nachdenken anregen, aber leider hatte ich keinen Schimmer, wohin mich das Grübeln seiner Meinung nach bringen sollte.
    »Wie lange sind wir hier?« Ich sah Graves um den Eisbeutel herum an. »Ungefähr eine Woche, stimmt’s?«
    Er betrachtete mich mit diesem halb tadelnden Gesicht, das er stets aufsetzte, wenn er mich korrigierte. »Seit neun Tagen plus/minus ein paar Stunden.« Dabei zog er seine hageren Schultern hoch, was ihm im Verein mit der gebogenen Nase etwas Vogelartiges verlieh. Graves wirkte besorgter und erwachsener denn je. »Ernsthaft, du solltest ins Bad gehen. Das wird total dick und sieht übel aus.«
    Der Eisbeutel tropfte. Kaltes Wasser rann mir das Handgelenk hinunter und in den Jackenärmel – vielmehr in Dads Ärmel, denn ich trug seine Ersatz-Army-Jacke.
    Dads Brieftasche lag unter meinem Bett. Das war nicht der sicherste Platz auf der Welt, aber …
    Bei diesem Gedanken schmerzte meine Brust. Der wacklige Klumpen aus Wut und etwas anderem hinter meinen Rippen wurde ein bisschen größer. Ich packte ihn beidhändig und drückte ihn hinunter. »Na gut, ich gehe ins Bad. Oh Mann! Übrigens, warum bist du auf ihn losgegangen?«
    Als hätte ich das nicht gewusst! Doch vielleicht sagte er es ja dieses Mal.
    Tat er nicht. Er sah einfach den Flur hinunter, zog den Kopf noch weiter ein und angelte mit seinen langen Fingern in der Zigarettenpackung. »Du hast geblutet.«
    Ich wollte ihm widersprechen, dass das nicht
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