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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe
Autoren: Alexander Kent
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ebenmäßigen Gesicht. Sie war froh darüber, daß Sir Henry gekommen war, um Recht und Ordnung wiederherzustellen, den umlaufenden Gerüchten den Boden zu entziehen. Bolitho hatte während seines zweitägigen Urlaubs schon eine Menge gehört – Erzählungen über Schmuggler, Gruselgeschichten über Hexerei in einigen der kleinen Fischerdörfer. Offensichtlich war sie auch darüber erleichtert, daß Vyvyan und nicht ihr jüngster Sohn die Verantwortung tragen mußte.
    Sir Henry nahm jetzt den Krug kochendheißen Punsch von Mrs. Tremayne entgegen und sagte anerkennend zu ihr: »Gott soll mich strafen, Madam, aber wenn Mrs. Bolitho nicht eine so gute Freundin wäre, würde ich Sie nach Vyvyan Manor locken. In der ganzen Grafschaft gibt es niemanden, der einen so wunderbaren Punsch brauen kann wie Sie.«
    Dancer räusperte sich. »Was sind Ihre Absichten, Sir?«
    »Alles schon erledigt, mein Sohn.« Er sprach fröhlich und beiläufig wie jemand, der gewohnt ist, Entschlüsse zu fassen und sofort auszuführen. »Sobald ich von der Sache hörte, schickte ich einen Boten nach Plymouth. Der kommandierende Admiral dort ist ein Freund von mir.« Sein eines Auge blinzelte Dancer zu.
    »Ich habe gehört, daß Ihre Leute kürzlich gegen das Schmugglerpack vorgegangen sind.«
    Bolitho stellte sich den großen Zweidecker Gorgo n vor, der jetzt in Plymouth mit wahrscheinlich schneebedeckten Decks im Dock lag. Deshalb würden die Reparaturen sicherlich länger dauern als vorgesehen, so daß Kapitän Conway möglicherweise seinen jüngeren Offizieren Urlaubsverlängerung gewähren würde. Schließlich konnten nach dem Auslaufen Jahre vergehen, bis die Gorgo n wieder nach England kam.
    Vyvyan fügte hinzu: »Der Admiral wird ein Schiff schicken, das sich mit der Angelegenheit befassen soll. Ich will nicht, daß hier ein Mörder sein Unwesen treibt, nicht an meine r Küste!«
    Bolitho fiel ein, daß ein Teil von Vyvyans Ländereien bis an die See reichte, vom gefürchteten Kap Lizard bis in die Nähe der Manacles: eine gefährliche, grausame Küste. Ein Schmuggler, der dort seine Ware anlanden und Vyvyans rauher Justiz trotzen wollte, mußte wirklich viel Mut besitzen.
    Er wandte sich seiner Mutter zu, als diese jetzt leise s agte: »Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie diese Mühe auf sich nehmen, Sir Henry.« Sie wirkte blaß, wohl weil das von draußen reflektierte Schneelicht auf ihr Gesicht fiel.
    Vyvyan betrachtete sie liebevoll. »Wäre nicht Ihr Mann, Madam, ich hätte Sie mir geangelt, obwohl ich nur ein übel zugerichteter alter Schurke bin.«
    Sie lachte. »Das werde ich ihm erzählen, wenn er zurückkommt. Vielleicht gibt er dann die Seefahrt endlich auf.«
    Vyvyan trank den letzten Schluck Punsch und lehnte ein weiteres Glas, das Mrs. Tremayne ihm anbot, mit einer Handbewegung ab.
    »Danke, nein, ich muß weiter. Sagen Sie bitte diesem Tölpel von Kutscher, er soll sich fertigmachen!« Dann wandte er sich wieder Mrs. Bolitho zu: »Lassen Sie das lieber bleiben, Madam. England wird bald wieder jeden Seemann brauchen. Weder die spanischen Dons noch der französische Hof werden Ruhe geben, bevor sie nicht noch einmal gegen uns blankgezogen haben.« Er lachte laut. »Sollen sie!« Dann, die Fähnriche musternd: »Mit Burschen wie diesen da können wir nachts ruhig schlafen, denke ich!«
    Er umarmte Mrs. Bolitho zum Abschied, klopfte den Fähnrichen kräftig auf die Schulter und stampfte hinaus in die Halle, wo er mit Stentorstimme nach seinem Kutscher rief.
    Dancer grinste. »Sein Mann muß wohl taub sein.«
    Bolitho fragte eifrig: »Ist schon Essenszeit, Mutter? Wir sind halb verhungert!«
    Sie lächelte beiden freundlich zu: »Gleich gibt es etwas. Sir Henrys Besuch kam dazwischen.«
    Zwei weitere Tage voll interessanter Erlebnisse verstrichen, und nichts störte ihren Urlaub von Disziplin und täglicher Bordroutine.
    Dann berichtete der Postbote, der im Haus auf einen heißen Trunk Station machte, ein Schiff sei vor der Reede von Carrick gesichtet worden.
    Der Wind hatte beträchtlich gedreht, deshalb mußte es mindestens eine Stunde dauern, bis das einlaufende Schiff seinen Ankerplatz erreicht hatte.
    Bolitho fragte den Postboten, was für ein Schiff es sei, und dieser erwiderte mit einer Grimasse: »Ein Schiff des Königs, Sir, dem Aussehen nach ein Kutter.«
    Ein Kutter. Vielleicht einer, wie der Zoll sie benutzte, oder, noch besser, unter Marinekommando.
    Rasch fragte er: »Wollen wir gehen und ihn uns anschauen?« Dancer
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