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Strahlend

Strahlend

Titel: Strahlend
Autoren: Emma Green
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Tagen habe ich wieder französischen Boden unter meinen Füßen, doch ein Teil von mir ist in Amerika geblieben. Nachdem ich dem Tod wortwörtlich in die Augen gesehen habe, war ich nicht böse darüber, mein bescheidenes, aber sicheres Leben, meine normalen Freunde und meinen etwas langweiligen, aber ermutigenden Job als Praktikantin zurückzugewinnen. Ich dachte, ich hätte für einige Tage genug zu tun, aber schon nach 24 Stunden hatte ich Sehnsucht nach ihm. Kein Anruf, keine E-Mail, kein Brief … nichts. Man könnte glauben, dass er mich bereits vergessen hat. „Von Amandine habe ich jetzt genug, also auf zur Nächsten! “ Und zugegeben mangelt es ihm mit Sicherheit nicht an Bewerberinnen, die bereit wären, alles zu tun, nur um von diesen azurblauen Augen angesehen zu werden. So viel Schönheit, Charisma und Perfektion in einem Mann vereint, das ist nicht fair!
    Ich hasse ihn!
    Ich bete ihn an …
    Nach einigen Anläufen musste ich mich wirklich zusammennehmen, um ihm nicht doch eine Nachricht zu schicken. Ich will auf keinen Fall den ersten Schritt machen und ihm das Gefühl geben, schwach und hoffnungslos zu sein. Sein Schweigen macht mich wahnsinnig, meine Gedanken sind zerstreut, mein Körper bebt und ein kleines Feuer der Lust brennt in mir, doch zwischen uns liegen tausende von Kilometern. Damit ich auf andere Gedanken komme, versuche ich, mich auf das letzte Dossier zu konzentrieren, mit dem Éric mich betraut hat. Ich soll die zehn beliebtesten Weine der Franzosen recherchieren, die dann im nächsten Newsletter angeführt werden. Die edlen Weine faszinieren mich, nehmen mich mit auf eine Reise, lassen mich träumen, doch auch sie schaffen es nicht, diese unerträglichen Sorgen aus meinen Gedanken zu vertreiben. Ich sollte wirklich damit aufhören, mir etwas vorzumachen: Ich bedeute ihm nichts. Für ihn bin ich nur eine von vielen …
    Ich bin so sehr in Gedanken versunken, dass ich nicht einmal die ungelesene Nachricht im Posteingang meines E-Mail-Accounts bemerke. Erst Émilie, die vor meinem Schreibtisch steht, und ihre wütende Stimme holen mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
    „Amandine, was treibst du eigentlich? Ich habe dich bereits dreimal darum gebeten, mir die letzte Mail vom Boss weiterzuleiten. Es ist wirklich dringend!“
    „Bitte meine allerliebste Kollegin, ist das etwa zu viel verlangt? …“
    Sie scheint wirklich sehr verärgert zu sein, denn es sieht ihr gar nicht ähnlich, mich anzuschreien.
    „Tut mir leid, ich erledige das sofort.“
    Mit einem Kopfnicken macht sie auf dem Absatz kehrt und verschwindet genauso schnell, wie sie gekommen ist.
    Es wird wirklich Zeit für einen Urlaub, Fräulein Maréchal!
    Als ich meinen Posteingang öffne, entdecke ich, dass ich eine ungelesene Nachricht von einem unbekannten Absender habe. Ich bremse meine Neugier und schicke erst einmal diese verdammte Mail vom Boss an Émilie, bevor sie mich noch einmal anschreit. Gesagt, getan. Schließlich klicke ich auf die mysteriöse Nachricht.
    ----
    Von: Anonym
    An: Amandine Baumann
    Betreff: …

    Ticktack, ticktack, deine Stunden sind gezählt.
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    Nicht schon wieder Eve. Diese Nachricht kann nur von ihr sein! Auch am anderen Ende der Welt und in eine Zwangsjacke gesteckt, schafft es diese aufgebrachte Verrückte immer noch, mir Angst einzujagen. Ich sollte ihr Spiel nicht spielen, das würde sie zu sehr freuen, doch ich kann einfach nicht anders.
    Meine Stunden sind gezählt? Was soll das heißen? Spielt sie etwa erneut mit dem Gedanken, mir eine Kugel in den Kopf zu jagen?
    Nach diesem sowohl körperlich als auch geistig anstrengenden Tag kann ich es kaum erwarten, mich auf meinem alten Sofa zu entspannen. Mein heutiges Abendprogramm entspricht meiner Stimmung: mittelmäßig. Eine schnelle Dusche, eine dämliche, aber unterhaltsame Realityshow, eine Tiefkühlpizza ohne Geschmack, die zu lange im Ofen war, und ab ins Bett. Normalerweise liege ich um 22 Uhr noch nicht im Bett, aber ich sehne mich danach, dass dieser verfluchte Tag endlich zu Ende geht. Völlig erschöpft von meiner unendlichen Frustration schlafe ich schnell ein. Und erneut begegne ich meinem dominanten, feurigen und leidenschaftlichen Liebhaber in meinen Träumen. Vergänglich. Um halb ein Uhr in der Nacht weckt mich der Nachrichtenton meines Handys.
    Marion oder Camille, beide lassen wirklich keine Gelegenheit aus. Lasst mich doch schlafen!
    Schlaftrunken greife ich nach meinem iPhone und öffne meine Nachrichten.
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