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Strahlend

Strahlend

Titel: Strahlend
Autoren: Emma Green
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vorbei und bemerke, dass ich schon seit zwei Tagen nicht mehr nach meiner Post gesehen habe. Ich öffne den kleinen Briefkasten, auf dem mein Name steht. Bis auf ein seltsames Kuvert ist er leer. Über meine Anschrift hat jemand mit in roten Buchstaben das Wort DRINGEND aufgedruckt. Verwirrt, aber erleichtert, dass ich an etwas anderes denke als an meinen verlorenen Liebhaber, öffne ich den Umschlag eilig. Auf einem dicken, weißen Blatt Papier lese ich eine rätselhafte anonyme Botschaft …
    „Kleines Täubchen, du wirst dir die Flügel verbrennen … In seinem Nest ist kein Platz für dich.“
    Der rätselhafte Unbekannte und das Täubchen, wie originell …
    Dreißig Minuten später treffe ich Marion, die auf der Terrasse eines Cafés gegenüber des Musée Beaubourg sitzt. Louise, die gerade in der Nähe war, hat vorgeschlagen, zu uns zu stoßen. Auf Ibiza haben wir uns geschworen, dass wir uns wieder sehen und die verlorenen Jahre nachholen. In dem Moment, als Louise sich neben mich setzt, ist die Diskussion bereits in vollem Gange.
    „Amandine, hör mit diesem Unsinn auf, du wirst alles tun, um ihn zurückzugewinnen!“
    „Marion, könntest du wenigstens einmal in deinem Leben auf meiner Seite sein?“
    Louise verfolgt unser Gespräch aufmerksam, aber sie kennt nur die halbe Geschichte. Meine beste Freundin ergreift schließlich die Initiative und klärt sie auf.
    „Gabriel hat gedacht, sie würde ihm hinter seinem Rücken ein Kind andrehen wollen. Er ist ausgerastet und hat sie beschuldigt, nur hinter seinem Geld her zu sein und Jagd auf seine Diamonds zu machen, wobei …“
    Sie schnaubt und ist sichtlich amüsiert über ihr eigenes Wortspiel … Wenn Blicke töten könnten …
    „Kurz gesagt hat Amandine sich seine Anschuldigungen nicht gefallen lassen und ihm ins Gesicht gesagt, was sie über ihn denkt. Seither hat sie nichts mehr von ihrem schönen Milliardär gehört.“
    Louise versucht, all diese Information zu verarbeiten. Sie dreht sich in meine Richtung und fragt mich besorgt:
    „Und – bist du schwanger?“
    „Nein, falscher Alarm …“
    Eine gute Stunde lang beziehen meine beiden Freundinnen Stellung zu meinem Gefühlsleben und teilen mir ihre Meinung mit, auch wenn ich sie nicht darum gebeten habe. Ich höre ihnen halbherzig zu, während ich meinen Cappuccino schlürfe und an all die schönen und unschönen Erinnerungen mit Gabriel denke. All das rückt in immer weitere Ferne … Plötzlich vibriert mein Handy, das auf dem kleinen, runden Tisch des Cafés liegt. Mein Herz schlägt immer schneller und ich bete, dass das Display den Namen meines Liebhabers anzeigt, doch es ist lediglich Bens Name, der aufleuchtet.
    Schon wieder er …
    Ich hebe nicht ab, denn ich habe überhaupt keine Lust, mit ihm zu reden. Doch mein Ex lässt nicht locker: Er ruft dreimal an, bevor er endlich aufgibt. Na ja, aufgeben wäre übertrieben … Einige Minuten später schickt er mir eine SMS:
    [Gehen wir heute Abend essen? Ich will dich sehen, Schätzchen …]
    Am liebsten würde ich ihn sofort in den Wind schießen, aber als ich ihm antworten will, nimmt Louise mir mein Handy weg.
    „Nimm seine Einladung an! Das bringt dich auf andere Gedanken.“
    „Nein, er wird wieder den Serial Lover spielen und darauf habe ich jetzt keine Lust.“
    Jetzt mischen sich auch Marion und ihre Spitzfindigkeit ein.
    „Komm schon, Amandine, gib ihm eine Chance. Wenigstens isst du umsonst! Verlang' von ihm, dass er dich in ein Sterne-Restaurant einlädt!“
    „Hört ihr mir eigentlich nicht zu? Ich habe Nein gesagt!“
    Doch die beiden Teufelinnen haben es geschafft, mich zu überzeugen … Ich treffe mich um 20 Uhr mit Ben und habe noch genug Zeit, nach Hause zu fahren, mich umzuziehen und wieder in Richtung Bastille loszufahren. Ich entscheide mich für ein feminines, aber lockeres Outfit: ein weißes Blusenkleid in Kombination mit einem camelfarbenen Riemchengürtel und dazu passenden Stiefeletten. Ich flechte meine widerspenstigen Haare zu einem langen Zopf, ziehe mit meinem Eyeliner einen feinen Strich entlang meiner Lider, trage einen zartrosa Lippenstift auf und bin bereit, meinen Ex zu treffen und seine nervtötenden Annäherungsversuche abzuwehren.
    „Schön wie eh und je, Schätzchen …“
    „Direkt wie immer, Ex …“
    Ben ist sich seiner sicher: selbstbewusst, verführerisch und zum Spielen aufgelegt. Mit diesen jungen Typen, die gerade einmal 23 Jahre alt sind, ist es doch immer das gleiche: Sobald sie gut
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