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Stout, Maria

Stout, Maria

Titel: Stout, Maria
Autoren: Der Soziopath von nebenan
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Arthur
Lenehan zusammengetragen wurde und 1994 - ironischerweise - bei "The
Economics Press" erschienen ist:
     
    Eine weise
Frau reiste durch die Berge und fand in einem Fluss einen kostbaren Edelstein.
Am nächsten Tag traf sie einen anderen Reisenden, der hungrig war, und die
weise Frau öffnete ihren Beutel, um ihren Proviant zu teilen. Der hungrige
Reisende sah den kostbaren Edelstein und bat die Frau, ihm den Stein zu geben,
was sie ohne Zögern tat.
    Der
Reisende zog von dannen und frohlockte ob seines Glücks. Er wusste, dass der
Wert des Steins unermesslich war und ihm bis ans Ende seiner Tage ein
sorgenfreies Leben bieten würde. Aber einige Tage darauf kehrte er zurück, um
der weisen Frau den Stein zurückzugeben.
    "Ich
habe nachgedacht", sagte er. "Ich weiß, wie wertvoll der Stein ist -
aber ich gebe ihn dir zurück in der Hoffnung, dass du mir etwas noch
Wertvolleres geben kannst. Gib mir das, was du in dir trägst und was dich
bewog, mir den Stein zu geben."
     
    Die weisen
und glücklichen tibetischen Buddhisten, und mit Sicherheit der Dalai Lama
selbst, erinnern an Colby und Dämons Vorbilder mit extrem ausgeprägtem
Gewissen, wie zum Beispiel Suzie Valadez, die die Armen in Mexiko speiste und
den ehemaligen College-Rektor Jack Coleman, der versucht hat, sein Gefühl des
Interseins und seine Anteilnahme zu stärken, indem er als Straßenarbeiter,
Müllmann, Obdachloser lebte. Sowohl die buddhistischen Mönche als auch die
psychologischen Vorbilder illustrieren, dass das durch ein extremes Gewissen
entstehende Bewusstsein das Leben eines Menschen besser und ihn selbst
glücklicher macht. Dieses Glück ist nicht das Produkt einer kognitiven
Strategie und entsteht auch nicht durch Abschieben der Verantwortung für
vorübergehende Misserfolge auf den Kosmos, während man dauerhafte Erfolge der
eigenen Leistung zuschreibt. Im Gegenteil, Colby und Dämon haben berichtet,
dass die meisten ihrer moralischen Vorbilder hartnäckige Realisten waren in Hinsicht
auf die Umstände des menschlichen Lebens und ihre eigenen, beschränkten
Möglichkeiten, diese Umstände zu verändern. Nein, statt auf bloßer kognitiver
Anpassung beruht ein außergewöhnliches Gewissen auf der starken und
bestärkenden Empfindung, Teil eines größeren Ganzen zu sein.
    In der
Tat, das Gewissen scheint der Nexus von Psychologie und Spiritualität zu sein;
er offenbart sich durch die mittlerweile gewonnenen Erkenntnisse der
Psychologen über die einzigartig erhebenden Auswirkungen einer Moral, die auf
emotionaler Verbundenheit beruht. In religiösen und spirituellen Begriffen
wird das Erleben an diesem Genlocus durch Einssein, Unteilbarkeit oder
Intersein bezeichnet; in der Psychologie wird es Gewissen oder Moral genannt.
Wie immer man es auch nennt, es ist ein starker Integrator menschlichen
Denkens, Fühlens und Verhaltens, der in unserer urzeitlichen biologischen
Vergangenheit verwurzelt ist. Durch unsere Gene, unser Gehirn und vielleicht
letztlich durch unsere Seele ist es zu einer schützenden, produktiven und
ausgleichenden Kraft in unserem psychischen und sozialen Leben geworden, und
seit Jahrtausenden hat es unsere transzendenten Traditionen und die
vortrefflichsten Exponenten der menschlichen Rasse beeinflusst. Das Gewissen
ist die kleine, leise Stimme, die seit den Ursprüngen unserer Art uns sagen
will, dass wir evolutionär, emotional und spirituell Eins sind, und dass wir
uns entsprechend verhalten müssen, wenn wir Frieden und Glück erlangen wollen.
    Das
Gewissen, und zwar einzig und allein das Gewissen, kann uns aus unserer Haut in
die Haut eines anderen zwingen oder gar zum Kontakt mit dem Absoluten. Es
basiert auf unseren emotionalen Bindungen zu anderen. In seiner reinsten Form
wird es Liebe genannt. Und, wie wunderbar, sowohl Mystiker als auch
Evolutionspsychologen, die sich über nicht viel anderes einig sind, stimmen
darin überein, dass ein Mensch kraft seines normalen Wesens mit größerer
Wahrscheinlichkeit liebevoll sein wird als bösartig. Diese Schlussfolgerung
signalisiert eine atemberaubende Abweichung von unserem üblichen, zynischeren
Selbstbild.
    Theologen
und Wissenschaftler sind sich ebenfalls darüber einig, dass es zweierlei
menschliche Fehler gibt, die unsere im Allgemeinen gütige Natur
konterkarieren. Der erste Fehler ist der Drang des Einzelnen, andere Menschen
und die Welt zu beherrschen. Dieser Impuls bringt die Illusion mit sich, dass
Dominanz ein erstrebenswertes Ziel sei - eine Illusion,
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