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Stout, Maria

Stout, Maria

Titel: Stout, Maria
Autoren: Der Soziopath von nebenan
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die in der soziopathischen
Psyche am hartnäckigsten fixiert ist. Und der zweite tragische Fehler ist die
moralische Ausgrenzung. Wir kennen die endlosen Gefahren, die es mit sich
bringt, den "Anderen" zum Untermenschen abzustempeln - das andere
Geschlecht, die andere Rasse, den Ausländer, den "Feind", vielleicht
sogar den Soziopathen selbst -, und deshalb ist die Frage, wie man mit dem
moralisch Geächteten verfahren solle, eine aus theologischer und
psychologischer Sicht so schwierige. Wie begegnen wir der potenziell
katastrophalen Herausforderung durch Menschen, die schlechterdings "kein
gut entwickeltes menschliches Leben haben"? Bis jetzt hat die Psychologie
diese Frage völlig unbeantwortet gelassen, obwohl sie zunehmend dringlicher
wird, da die Zeit verstreicht und Technologie größere Verbreitung findet. Denn
schließlich lernt auch der Teufel dazu.
    Geht es um
die Frage, wer sich glücklicher schätzen kann - der Mensch, der rücksichtslos
nur seine eigenen Interessen verfolgt, oder Sie, der Sie ihrem Gewissen
verpflichtet sind - nun, ich bitte Sie erneut, sich vorzustellen, welch ein
Mensch Sie wären, wenn Sie keinen siebten Sinn hätten. Aber dieses Mal, während
Sie sich Ihren enormen Einfluss und Reichtum ausmalen oder Ihr Leben als
unbekümmerter Müßiggänger, denken Sie bitte daran, wie das Gewissen - und nur
das Gewissen - ein Leben bereichern kann und wie es Ihres bereichert hat.
Stellen Sie sich in aller Klarheit das Gesicht eines Menschen vor, den Sie mehr
als Ihren gesamten irdischen Besitz lieben, jemanden, für den Sie ohne Zögern
in ein brennendes Gebäude laufen würden, sollte das notwendig sein - Vater oder
Mutter, einen Bruder, eine Schwester, einen lieben Freund, Ihren Lebenspartner,
Ihr Kind. Versuchen Sie, sich dasselbe Gesicht vorzustellen - das Gesicht des
Vaters, der Mutter, einer Tochter, eines Sohnes -, wenn es weint vor Kummer
oder friedlich und fröhlich lächelt.
    Und nun
stellen Sie sich für einen Moment lang vor, dass Sie dieses Gesicht endlos
anschauen könnten, ohne irgendetwas zu fühlen - keine Liebe, keinen Wunsch zu
helfen oder auch nur zurückzulächeln.
    Aber
verweilen Sie nicht zu lange bei dieser beklemmenden Leere - wenn sie auch
lebenslang anhalten würde, wären Sie ein Mensch ohne Gewissen, ein Mensch, der
ohne Reue jegliche Schandtat begehen könnte. Kehren Sie stattdessen zurück zu
Ihren Gefühlen. In Ihrer Vorstellung, schauen Sie das Gesicht an, das Sie
lieben, streicheln Sie eine Wange, hören Sie ein Lachen.
    So segnet
das Gewissen jeden Tag unsere individuellen Leben mit Sinn. Ohne es wären wir
emotional hohl und gelangweilt und würden unsere Tage damit vertun, selbst
erfundenen, eintönigen, törichten Spielen nachzugehen.
    Für die
meisten von uns ist das Gewissen fast immer so normal, so alltäglich und so
spontan, dass wir es gar nicht bemerken. Aber das Gewissen ist auch viel
größer, als wir es sind. Es ist die eine Seite einer Konfrontation zwischen der
uralten Splittergruppe des amoralischen Egoismus, die schon immer psychologisch
und spirituell verdammt war, und einem Kreis moralischer Seelen, der ebenso
zeitlos ist. Als Psychologin und Mensch entscheide ich mich ich für die
Menschen, die ein Gewissen haben, die liebevoll und fürsorglich sind, für die
großzügigen und sanftmütigen Seelen. Ich werde am meisten berührt von
Persönlichkeiten, die der Überzeugung sind, dass man niemanden verletzen darf
und dass Herzensgüte richtig ist und deren Handlungen in aller Stille und an
jedem Tag ihres Lebens diese Moral befolgen. Sie sind eine autonome Elite. Sie
sind alt oder jung. Sie sind seit Jahrhunderten von uns gegangen, sie sind das
Ungeborene, das morgen zur Welt kommen wird. Sie entstammen jeglicher Nation,
Kultur und Religion. Sie sind die Exponenten unserer Art mit einem hervorragenden
Bewusstsein und klaren Zielen. Und sie sind - und waren es schon immer - unsere
Hoffnung.
     
    anmerkungen
     
    Einführung: Ein Gedankenspiel
    Siehe K.
Barry et al. (1997), "Conduct Disorder and Antisocial Personality"
in "Adult Primary Care Patients", Journal of Family Practice 45:
151-158; R. Bland, S. Newman und H. Orn
(1988), "Lifetime Prevalence of Psychiatric Disorders in Edmonton", Acta
Psychiatrica Scandinavica 77: 24-32; J. Samuels et al. (1994), "DSM-III
Personality Disorders in the Community", American Journal of
Psychiatry 151: 1055-1062; und U.S. Department of Health and Human Services, Substance Abuse and Mental
Health Statistical
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