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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Dessen
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Hälfte der Zeit woanders und, ach ja, das Restaurant wird geschlossen u.   ä.), kann mich rein gar nichts mehr erschüttern. Doch ich hatte mich gründlich geirrt. Auf einmal hatte ich nicht nur einen neuen Stiefvater und ein neues Zuhause, sondern auch eine neue Familie. Es reichte Mom anscheinend nicht, die auszulöschen, die meine war und die ich liebte: Sie sorgte auch noch für Ersatz.
    Meine Eltern hatten sich im April getrennt. Im Sommer erfuhr ich, dass zwei Halbgeschwister unterwegs waren; etwa zur gleichen Zeit beschloss Dad,
Mariposa Grill
zu verkaufen und einen Job als Consultant anzunehmen. Der Besitzer von
EAT INC
., ein alter Mannschaftskamerad meines Vaters aus College-Basketballzeiten, hatte ihn schon seit Ewigkeiten anheuern wollen und auf einmal erschien die Position, die sein Freund ihm anbot, genau das zu sein, was Dad brauchte: berufliche Umorientierung, Ortsveränderung   … ein Neuanfang auf der ganzen Linie eben. Deshalb willigte Dad schließlich ein. Er sollte im Herbst anfangen und versprach mir, er würde so oft wie möglich nach Tyler kommen, um mich zu besuchen, und in sämtlichen Ferien dafür sorgen, dass ich zu ihm fliegen konnte, wo auch immer er gerade arbeitete. Keine Sekunde lang kam ihm in den Sinn, dass ich mitkommen wollte; genauso wenig wie meine Mutter im Traum daran gedacht hätte, dass ich womöglich
nicht
auf Dauer bei ihr und Peter einziehen wollte. Aber ich war es leid, dass alle außer mir, insbesondere meine Mutter, meine Entscheidungen für mich trafen. Von mir aus konnte sie ihr neues, glamouröses, tolles Leben mit ihrem neuen Ehemann und ihren neuen Kindern haben, aber mich würde sie nicht auch noch als Dreingabe bekommen. Deshalb beschloss ich, mit Dad wegzuziehen.
    Natürlich ging das Ganze nicht ohne größere Dramen ab. Anwälte wurden eingeschaltet, endlose Besprechungen abgehalten. Der endgültige Aufbruch meines Vaters verschob sich dadurch erst um Wochen, dann um Monate. Während dieser Zeit verbrachte ich Stunden um Stunden an Konferenztischen in Anwaltskanzleien, wo meine Mutter, mit rot geweinten Augen und sichtlich schwanger, mir vernichtende Blicke zuwarf, die mir klarmachen sollten, was für eine Verräterin ich sei   – was so absurd und verdreht war, dass man schon fast wieder hätte drüber lachen können. Mein Vater hingegen verhielt sich meistens ganz still, während sowohl sein als auch Moms Anwalt mich mehrfach ausdrücklich bestätigen ließen, dies sei meine eigene, freie Entscheidung. Und nein, er habe mich in keiner Weise dazu gedrängt. Die Gerichtsprotokollantin war ständig hochrot im Gesicht vor lauter Aufregung, an so einem prominenten Fall beteiligt zu sein, tat aber trotzdem so, als würde sie nicht ununterbrochen Peter Hamilton anstarren, der neben Mom saß und mit gewichtiger Miene ihre Hand hielt; ich kannte diesen Gesichtsausdruck aus der zweiten Verlängerung, wenn bloß noch wenige Sekunden zu spielen und keine Auszeiten übrig waren, um die Mannschaft zu instruieren. Nach ungefähr viermonatigem Hickhack wurde beschlossen, ich dürfte   – Überraschung, Überraschung!   – diese Entscheidung tatsächlich ganz allein und selbsttätig treffen. Meine Mutter schäumte vor Wut   –
sie
hatte natürlich noch nie gemacht, was sie wollte, und zwar
ausschließlich
, was sie wollte, ohne Rücksicht auf Verluste.
    Seit ich mich, zumindest räumlich, für Dad entschieden hatte, war unser Verhältnis, um es gelinde auszudrücken, abgekühlt. Die Sorgerechtsregelung sah vor, dass ich sie in den Sommerferien und an Feiertagen besuchte, was ich dannauch brav tat, allerdings ungefähr so begeistert wie jeder, der einem Gerichtsbeschluss Folge zu leisten hat. Und jedes Mal, wenn wir uns wiedersahen, stand eins auf Anhieb fest: Meine Mutter wollte einen sauberen Schnitt. Einen kompletten Neuanfang. Sie hatte null Interesse daran, über unser früheres Leben zu sprechen oder gar darüber, welche Rolle sie dabei gespielt hatte, dass es nicht länger existierte. Nein, ich sollte mich nahtlos in ihr neues Leben einfügen und nie mehr zurückblicken. Allerdings war es eine   –
meine
– Sache, dass ich mich seit meinem Wegzug aus Tyler aus eigenem Antrieb immer wieder neu erfand. Wurde ich dagegen im Kollektiv   –
ihrem
– dazu gezwungen, leistete ich erbitterten Widerstand.
    Im Laufe der zwei Jahre, die wir bereits durch die Gegend zogen, hatte mir Mom durchaus manchmal gefehlt. In den ersten, schwierigen Tagen des Alleinseins
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