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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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braunes Haar, das noch keine Anzeichen von Grau hatte. »Man muss hart im Nehmen sein, um die pompösen Wichtigtuer ertragen zu können, mit denen Melvilles Nichte Sie bekannt machen wird, und Sie werden bei den gesellschaftlichen Anlässen, die Sie mit ihr besuchen müssen, weniger auffallen als die meisten anderen, die ich kenne.«
    Jasper stand auf und ging zu dem Konsoltischchen neben dem Fenster, auf dem Alkoholflaschen und Kristallgläser standen. Lynd war einer der wenigen Menschen, die über Jaspers Abstammung Bescheid wussten. Sein Protegé vertraute ihm voll und ganz, da er dessen Mutter einstmals, als sie in Not war, einen Gefallen getan hatte.
    Während Jasper zwei Glas Armagnac einschenkte, schweifte sein Blick zu den zwei zwielichtig aussehenden Lakaien, die draußen auf der Straße warteten. Es waren Lynds Bedienstete.
    Jasper hatte einige Zeit suchen müssen, um ein anständiges Wohnviertel zu finden, wo er seinen Tätigkeiten ungehindert nachgehen konnte. Seine Nachbarn tolerierten das ständige Kommen und Gehen seiner Mitarbeiter, weil durch Jasper die Straßenkriminalität in der unmittelbaren Nachbarschaft verringert wurde. Er betrachtete seinen Dienst an der Gemeinschaft als einen kleinen Preis dafür, dass er nicht in der Umgebung der Fleet Street und der Strand wohnen musste, wo Lynd und viele andere Privatdetektive ihr Quartier hatten. Es war nahezu unmöglich, dem Gestank aus dem Abwassergraben zu entkommen, einem Geruch, der sich in die Mauern der umliegenden Gebäude eingefressen hatte.
    Er kehrte an seinen Platz zurück und stellte Lynds Glas an den Rand des Schreibtisches. »Ich habe heute Nachmittag eine Verabredung mit Miss Martin. Dann werde ich erfahren, wie ernst es Montague ist, sie zur Frau zu gewinnen. Vielleicht ist er verzweifelt genug, um Dummheiten zu machen.«
    »Diese ganze Geschichte ist absurd!«, knurrte Lynd. »Wenn jemand so entschlossen ist, das junge Ding zu heiraten, sollte er ihm einfach einen Antrag machen. Wenn Sie mich fragen, so ist diese ganze Bande an hoffnungsvollen Verehrern schwachsinnig oder lechzt aus unerfindlichen Gründen danach, ihr Blut mit dem der Tremaines zu mischen. Sie sollte dankbar sein, dass ihr das Vermögen ihres Vaters so viele Verehrer beschert hat. Ohne dieses Geld hätte sie verdammte Schwierigkeiten, sich einen Mann zu angeln.«
    Irritiert runzelte Jasper die Stirn. Er war von dem Moment an, als sie das Wort an ihn gerichtet hatte, sofort von ihr verzaubert gewesen.
    »Wirklich«, fuhr Lynd fort, »sie sollte sich einfach irgendeinen armen Kerl schnappen und die Sache hinter sich bringen. Jede andere Frau würde das tun. Aber dieser jungen Dame gewährt man sämtliche Freiheiten. Sie hat es selbst in die Hand genommen, einen Privatdetektiv einzustellen, um die Männer auf Abstand zu halten, und Seine Lordschaft ist zu beschäftigt mit dem Wirrwarr in seinem Hirn, um sie zu bändigen. Melvilles Beitrag an unserer Unterhaltung beschränkte sich auf Selbstgespräche.«
    »Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb Sie sich so abfällig über meine Klientin äußern?«
    »Sechs Wochen werden Ihnen endlos erscheinen, das schwöre ich. Sie werden den Verstand verlieren, und das kann Ihnen kein Geld der Welt ersetzen. Die Dame ist extrem widerspenstig. Was bei einer Frau sehr unnatürlich ist. Sie besaß die Frechheit, mich von oben herab zu mustern – ein Kunststück, muss ich sagen, da ich größer bin – und mir zu erzählen, ich solle mich doch mal nach einem anständigen Schneider umsehen. Sie hat keinerlei Manieren. Ich konnte sie kaum ertragen. Während des gesamten Gesprächs musste ich die Zähne zusammenbeißen.«
    »Nur gut, dass Sie den Fall an mich delegiert haben«, erwiderte Jasper lapidar. »Sie hätten gewiss keinen überzeugenden Verehrer abgegeben.«
    »Wenn Ihnen das gelingen sollte, so haben Sie Ihren wahren Beruf als Schauspieler verfehlt.«
    »Solange Montague nicht die Mittel aufbringt, die er benötigt, um seinen Schuldschein bei mir einzulösen, kann ich in jede Rolle schlüpfen.« Es barg eine gewisse Pikanterie, dass er Montagues Heiratsabsichten durchkreuzen könnte, indem er Eliza selbst den Hof machte.
    »Rache kann so zerstörerisch sein wie ein Krebsgeschwür, mein Junge. Daran sollten Sie immer denken.«
    Jasper lächelte finster.
    Lynd zuckte die Achseln. »Aber Sie machen ohnehin, was Sie wollen. Das war schon immer so.«
    Der Schuldschein, den Jasper besaß, beinhaltete eine Urkunde für ein Stück Land in
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