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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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innen gerichtet zu sein und nicht ihr zu gelten. »Wenn Sie gestatten, Miss Martin, fangen wir ganz von vorne an. Warum benötigen Sie Schutz?«
    »Ich habe festgestellt, dass ich seit einiger Zeit wiederholt das Opfer verschiedener unglückseliger und verdächtiger Vorfälle bin.«
    Eliza rechnete damit, dass er lachen oder ihr zumindest einen zweifelnden Blick zuwerfen würde. Nichts davon trat ein. Stattdessen veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Seine Wachsamkeit, die er von Beginn an gezeigt hatte, verdichtete sich bei ihren Worten zu einer angespannten Konzentration.
    Er beugte sich leicht nach vorne. »Welche Art von Vorfällen sind das denn?«
    »Ich wurde in den Serpentine-See im Hyde Park geschubst. An meinem Sattel wurde manipuliert. Eine Schlange wurde in meinem Schlafzimmer ausgesetzt …«
    »Soweit ich weiß, war es ein Kriminalpolizist, der Sie an Mr. Lynd verwiesen hat, worauf Mr. Lynd mich an Sie verwies.«
    »Ja, ich hatte einen Monat lang einen Polizisten engagiert, Mr. Bell, aber er fand nichts heraus. Während er in meinen Diensten stand, kam es zu keinerlei Zwischenfällen.«
    »Wer sollte Ihnen etwas antun wollen und warum?«
    Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, ein Zeichen ihrer Dankbarkeit für den Ernst, den er an den Tag legte. Anthony Bell war ihr sehr empfohlen worden, doch er hatte sie niemals ernst genommen. Vielmehr hatten ihn ihre Geschichten belustigt, und Eliza hatte nie das Gefühl gehabt, dass es ihm ein Anliegen sei, die Sache aufzuklären. »In der Tat bin ich mir nicht sicher, ob man mir körperlichen Schaden zufügen will oder ob man mich einfach in eine Heirat drängen möchte, die dauerhafte Sicherheit verspricht. Ich sehe weder für das eine noch für das andere einen vernünftigen Grund.«
    »Sind Sie wohlhabend, Miss Martin? Oder werden Sie das irgendwann sein?«
    »Ja. Deshalb bezweifle ich auch, dass man mich ernsthaft verletzen will – lebendig bin ich mehr wert. Aber einige Menschen glauben, ich sei im Haus meines Onkels nicht mehr sicher. Sie behaupten, er könne nicht gut auf mich aufpassen; er sei nicht ganz bei Trost und reif für Bedlam, die Irrenanstalt. Als mitfühlender Mensch würde man nicht einmal einen streunenden Hund dort unterbringen, geschweige denn einen geliebten Verwandten.«
    »Papperlapapp«, knurrte der Earl. »Ich bin körperlich und geistig absolut in Form.«
    »Das stimmt, Mylord«, sagte Eliza und lächelte ihn liebevoll an. »Ich habe allen klargemacht, dass Lord Melville wahrscheinlich hundert Jahre alt werden wird.«
    »Was genau wollen Sie damit erreichen, wenn Sie mich zu Ihrer Verehrerschar hinzufügen?«, fragte Bond. »Den Übeltäter abschrecken?«
    »Sie meinten wohl, wenn ich einen Ihrer Mitarbeiter hinzufüge«, verbesserte sie ihn. »Nun, vielleicht kann ich dadurch in den noch verbleibenden sechs Wochen der Saison weitere Zwischenfälle vermeiden. Und falls mein neuer Verehrer als Bedrohung angesehen wird, wird der Übeltäter sein böses Tun womöglich auf ihn konzentrieren. Dann haben wir eine Chance, den Feind dingfest zu machen. Es würde mich wirklich interessieren, nach welchen Kriterien er seinen Plan ausrichtet und welche Vorteile er sich davon verspricht.«
    Bond lehnte sich zurück. Er schien tief in Gedanken versunken zu sein.
    »Eine so gefährliche Rolle würde ich niemals einem ungeschulten Mann vorschlagen«, warf sie rasch ein. »Doch ein Privatdetektiv, der es gewöhnt ist, mit Kriminellen und anderen unglückseligen Subjekten umzugehen … Ich nehme an, die Leute, die Ihren Beruf ausüben, sind einem ruchlosen Mitgiftjäger mehr als gewachsen.«
    »Verstehe.«
    Ihr Onkel murmelte vor sich hin, bearbeitete in Gedanken Rätsel und Gleichungen. Wie Eliza fühlte er sich bei Ereignissen und Reaktionen am wohlsten, die messbar und einigermaßen vorhersehbar waren. Sich mit unlogischen Themen zu befassen war schlicht zu anstrengend.
    »Welchen Typ Mann würden Sie für diese Rolle als Verehrer, Beschützer und Ermittler als ideal erachten?«, fragte Bond schließlich.
    »Er sollte ruhig, ausgeglichen und ein geübter Tänzer sein.«
    Mit finsterer Miene hakte er nach. »Wieso qualifizieren Tumbheit und die Fähigkeit zu tanzen dazu, einen möglichen Mörder zu fassen?«
    »Von Tumbheit war nicht die Rede, Mr. Bond. Legen Sie mir bitte keine Worte in den Mund, die ich nicht gesagt habe. Um als Verehrer und Freier glaubhaft zu wirken, sollte es ein Mann sein, bei dem alle verstehen, dass ich mich zu ihm
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