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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: Sylvia Day
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her war, das Ihr Vater Ihrer Mutter hinterlassen hat. Alles, was man über uns Chilcotts sagt, ist wahr.«
    Verblüfft blickte Eliza zu Jasper hinüber, der eine stoische Miene beibehielt, die nichts von seinen Gedanken verriet.
    »Sehen Sie?« Vanessa legte ihr Besteck auf den Teller, streckte die Hand aus und deutete auf einen rötlichen Leberfleck an der Innenseite ihres Handgelenks. »Das ist das Kennzeichen der Chilcotts. Meine Großmutter sagte einmal, dieses Mal sei ein sichtbares Zeichen für die verfaulten Früchte an unserem Stammbaum.«
    »Ach«, erwiderte Eliza trocken.
    »Doch selbst verdorbene Früchte haben manchmal noch gesunde Stellen. Im Fall meines Vaters war es sein Herz. Er hat Ihre Mutter wegen ihres Geldes umworben; geheiratet hat er sie, weil er sie liebte.«
    Eliza verschränkte die Hände. »Wenn er sie wahrhaft geliebt hätte, hätte er einen positiven Einfluss auf sie ausgeübt.«
    »Das hört sich logisch an«, stimmte Vanessa zu. »Doch die Liebe folgt nicht den Gesetzen der Vernunft. Ein Liebender will den anderen Menschen glücklich machen, und zwar so oft wie möglich. Zumindest war das die Ansicht meines Vaters. Und wie Sie wissen, war es keine einfache Aufgabe, Lady Georgina dauerhaft glücklich zu machen. Wäre sie ihm egal gewesen, hätte er sie in eine Anstalt einweisen lassen können. Oder auf das Land verfrachten und dort zurücklassen. Oder auf das Festland. Vielleicht hätte ihr Amerika gefallen …«
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.«
    Beruhigend legte Jasper die Hand auf Elizas verschränkte Hände.
    »Aber eines sollten Sie wissen«, fuhr Vanessa fort. »Sie hatten einen positiven Einfluss auf meinen Vater, der wiederum die moralischen Werte an mich weitergab. Er hat mich davon überzeugt, dass ich auf ehrliche Weise meinen Lebensunterhalt verdienen kann.«
    Eliza beschloss, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Denn was könnte sie sagen, was Vanessa nicht bereits wusste? »Ich bedaure, dass Sie durch meine Probleme mit Mr. Reynolds zu Schaden gekommen sind.«
    Vanessa zuckte die Achsel. »Ich mache meinen Nachnamen für Mr. Reynolds’ Anschlag auf meinen Laden verantwortlich, nicht Sie. Ich glaube, er hat mir den Laden vermietet, weil er der Ansicht war, ich wolle Geld von Ihnen erpressen, das er wiederum von mir erpressen wollte. Als ich ihn dabei ertappte, wie er das Paraffinöl in Brand setzte, sagte er: ›Keine Bange. Ich kann dafür sorgen, dass Sie von der Sache profitieren und Ihr Plan aufgeht.‹ Und da habe ich ihn mit dem Schürhaken niedergeschlagen.«
    »Großer Gott.«
    »Ich muss ihm wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen sein, da ich ihm ohne sein Zutun in den Schoß fiel. Eine Chilcott, die er dazu benutzen könnte, um sich noch mehr an Ihnen zu bereichern.«
    Jasper sah Eliza an. »Wahrscheinlich hat Reynolds gehofft, er würde für dich noch unentbehrlicher werden, wenn er dich mit dem Brandanschlag auf eine falsche Fährte lockt und mich erschießen lässt. Er hätte Mr. Bell als unglaubwürdig dargestellt, den Verdacht auf Montague gelenkt und dafür gesorgt, dass du das Geschehen nicht zurückverfolgen kannst.«
    »Doch er konnte nicht wissen«, sagte sie tief bewegt, »dass du mir zuliebe auf die Chance verzichten würdest, Montague zur Strecke zu bringen.«
    Zärtlich drückte er ihre Hand.
    Eliza wandte sich wieder ihrer Stiefschwester zu. »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Ich habe viel Zeit meines Lebens damit zugebracht, mich meinem Namen und dem damit verbundenen schlechten Ruf unterzuordnen. Selbst als ich eine neue Richtung einschlug und eine andere Identität annahm, habe ich mich von meinem Namen bestimmen lassen, indem ich ihn verheimlichte. Damit ist es nun vorbei. Der Laden war ein schöner Traum, aber ich bin mir nicht sicher, ob es mein Traum war.«
    »Sie können gern hierbleiben, bis Sie wissen, wie es weitergeht«, sagte Eliza zu ihrer eigenen Überraschung.
    »Eine Martin lädt abermals ein Mitglied der Chilcotts ein, unter ihrem Dach zu wohnen?«
    »Die Parallele war mir gar nicht bewusst.« Eliza hatte die Entscheidung impulsiv und aus dem Herzen getroffen.
    Jasper lächelte sie aufmunternd an.
    »Wenn du mit dem Frühstück fertig bist«, sagte sie zu ihm, »würde ich dich gern unter vier Augen sprechen.«
    »Gern.«
    Robbins kam herein und stellte ein Tablett mit einer Visitenkarte zwischen Eliza und Jasper auf den Tisch. »Der Earl of Westfield ist gekommen, um seine Aufwartung zu machen.«
    »Schicken
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