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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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er wieder nach Hause gekommen war und seinen Vater verabschiedet hatte, war ihm keine Zeit zum Grübeln geblieben.
    Jenes seltsame Gefühl der Ungebundenheit und Leere hatte sich verflüchtigt - und eine neuartige Unruhe zurückgelassen.
    Jonas fühlte sich nicht länger nutzlos. Es war eindeutig, dass er in dem Leben eines Gentlemans auf dem Land - für das er geboren und erzogen worden war - seine wahre Berufung gefunden hatte. Und doch: Irgendetwas fehlte.
    Gegenwärtig war es allerdings eher die unbesetzte Stelle im Red Beils Inn, die ihn am meisten in Atem hielt. Niemand weinte Juggs eine Träne nach; dennoch erwies es sich als überaus schwierig, den Posten neu zu besetzen.
    Ungläubig schüttelte Jonas den Kopf. »Wer hätte es je für möglich gehalten, dass es so verdammt kompliziert sein könnte, einen ordentlichen Gastwirt zu finden?«
    »Wie weit bist du mit deiner Suche denn gegangen?«
    »Ich habe in der gesamten Grafschaft und darüber hinaus Anzeigen aufgegeben. Sogar bis nach Plymouth, Bristol und Southampton.« Er verzog das Gesicht. »Ich könnte natürlich eine Anzeige an die Agenturen in London schicken. Aber das haben wir beim letzten Mal auch gemacht und mussten uns dann mit Juggs arrangieren. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich jemanden hier aus der Gegend auf den Posten setzen.« Mit entschlossener Miene setzte er sich auf. »Und wenn das nicht möglich ist, dann möchte ich zumindest mit dem Bewerber sprechen, bevor ich ihm den Job anbiete. Wenn wir Juggs vor der Einstellung hätten sehen können, hätten wir niemals auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, ihn dem Dorf zuzumuten.«
    Lucifer streckte seine langen Beine aus. Er sah dem teuflisch attraktiven, dunkelhaarigen Kerl, der in längst zurückliegenden Jahren die Ladys in den Salons an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte, immer noch sehr ähnlich. »Seltsam, dass es keine Interessenten gibt«, meinte er nachdenklich.
    Jonas seufzte. »Es liegt am Dorf. Daran, dass es so klein ist. Das schlägt alle guten Bewerber in die Flucht. Natürlich gibt es auch Argumente, die für diese Lage sprechen. Wenn man die umliegenden Höfe und Ländereien dazurechnet, ist die Gemeinde gar nicht mehr so klein. Außerdem gibt es kein anderes Gasthaus in der Nähe, sodass ein guter Umsatz garantiert ist. Aber das reicht anscheinend nicht aus, um die fehlenden Läden und die geringe Bevölkerung auszugleichen.« Mit einem Finger tippte er auf einen Stapel Papiere. »Die ordentlichen Bewerber ergreifen Hals über Kopf die Flucht, kaum dass sie die Wahrheit über Colyton erfahren haben.«
    Jonas fing den Blick aus Lucifers dunkelblauen Augen auf. »Wenn es gute Kandidaten sind, haben sie auch einen gewissen Ehrgeiz. Und Colyton, so glauben sie, bietet ihnen keine guten Entwicklungsmöglichkeiten.«
    Lucifer verzog das Gesicht. »Sieht so aus, als würdest du nach einem seltenen Vögelchen Ausschau halten. Nach jemandem, der einen Gasthof führen kann und gleichzeitig in einem Kaff wie Colyton leben will.«
    Jonas warf ihm einen grüblerischen Blick zu. »Du lebst doch auch in diesem Kaff. Kann ich dich vielleicht überzeugen, den Gasthof zu führen?«
    Lucifer grinste über das ganze Gesicht. »Danke für das Angebot. Nein, leider nicht. Ich habe Ländereien zu verwalten. Genau wie du.«
    »Mal ganz davon abgesehen, dass weder du noch ich auch nur die geringste Ahnung haben, wie man ein Gasthaus führt.«
    Lucifer nickte. »Davon ganz abgesehen.«
    »Phyllida allerdings könnte den Gasthof mit geschlossenen Augen leiten.«
    »Nur dass sie schon alle Hände voll zu tun hat.«
    »Was wir dir zu verdanken haben.« Jonas schenkte seinem Schwager einen spöttisch tadelnden Blick. Lucifer und Phyllida hatten bereits zwei Kinder - Aidan und Evan, zwei überaus lebhafte kleine Jungen -, und Phyllida hatte jüngst verkündet, dass sie das dritte Kind unter dem Herzen trug. Trotz der vielen helfenden Hände, auf die Phyllida sich stets verlassen konnte, blieb ihr doch kaum eine freie Minute.
    Lucifer grinste ohne Reue. »Da du deine Rolle als Onkel mit größter Begeisterung spielst, fehlt es deinem vorwurfsvollen Blick doch an Biss.«
    Jonas lächelte schuldbewusst und ließ den Blick auf den kleinen Stapel Briefe schweifen. Mehr Antworten hatte er auf seine Anzeigen in der gesamten Grafschaft nicht erhalten. »Es ist schon traurig, wenn man als besten Bewerber einen ehemaligen Sträfling aus Newgate hat.«
    Lucifer brach in schallendes Gelächter
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