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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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Welt in den Mann gefahren war. Miss Emily Beauregard hatte ihn eindeutig beeindruckt, jedenfalls so sehr, dass Mortimer sich entschlossen hatte, ihr Anliegen zu unterstützen. Aber allein der Gedanke, dass eine Frau das Red Beils Inn führte ... andererseits, hatte er sich nicht selbst vor einer halben Stunde noch eingestanden, dass Phyllida das Haus leicht hätte leiten können, selbst wenn sie nur die Hälfte ihres überaus fähigen Verstandes für diese Arbeit einsetzte?
    Schließlich handelte es sich darum, die Führung des Gasthauses zu übernehmen, und gewisse weibliche Personen waren gute Führungskräfte.
    Er richtete sich auf. »Ausgezeichnet. Bringen Sie sie herein.« Verglichen mit der Bewerbung aus Newgate konnte die Frau nur eine Verbesserung bedeuten.
    »Selbstverständlich, Sir.« An der Tür drehte Mortimer sich noch einmal um. »Sie erwähnte schriftliche Empfehlungen. Drei an der Zahl.«
    Jonas zog die Brauen hoch. Offenbar war Miss Beauregard gut vorbereitet.
    Er betrachtete den Stapel Bewerbungen vor sich und schob ihn beiseite. Er hegte keine großen Hoffnungen, dass Miss Beauregard die Antwort auf sein Flehen sein könnte, aber er hatte es einfach satt, sich noch länger mit dem trübseligen Ergebnis seiner jüngsten Anstrengungen herumzuplagen.
    Schritte im Flur ließen ihn aufschauen.
    Eine junge Lady betrat das Zimmer. Mortimer hielt sich hinter ihr.
    Irgendetwas weckte seinen Instinkt. Unwillkürlich erhob er sich.
    Er ist zu jung. Das war der erste Gedanke, der Em durch den Kopf schoss, als sie den Gentleman hinter dem Schreibtisch in der gut ausgestatteten Bibliothek erblickte.
    Viel zu jung, um ihr gegenüber väterlich-fürsorgliche Gefühle zu entwickeln.
    Und ganz und gar nicht der Typ, der überhaupt solche Empfindungen hegte.
    Vollkommen unerwartet stieg Panik in ihr auf, so heftig, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Dieser Mann - er war ungefähr dreißig Jahre alt und so verführerisch wie die Sünde - gehörte nicht zu der Sorte, auf die sie sich innerlich eingestimmt hatte.
    Trotzdem hielt sich niemand sonst im Zimmer auf, und der Butler war schließlich aus diesem Raum zu ihr zurückgekehrt, um sie zu holen. Es war anzunehmen, dass er wusste, wen sie zu sehen wünschte.
    Angesichts der Tatsache, dass der Gentleman, der sich inzwischen erhoben hatte, sie anstarrte, atmete sie tief durch, zwang ihre Nerven zur Ruhe und nutzte die Gelegenheit, ihn ausgiebig zu mustern.
    Er war hochgewachsen, über eins achtzig groß, mit langen Gliedmaßen. Die gut geschnittene Jacke spannte sich über breite Schultern. Das schwarzbraune Haar umrahmte in zerzausten Locken, aber doch elegant seinen wohlgeformten Kopf. Seine Nase hatte einen in Adelskreisen häufig anzutreffenden Schwung, was sie in ihrer wachsenden Vermutung bestätigte, dass der Besitzer des Gutshofes auf der sozialen Leiter höher stand als ein bloßer Landjunker.
    Sein Gesicht war faszinierend. Die dunkelbraunen Augen, eher quicklebendig als gefühlvoll, unter den dunklen Brauen, fesselten Ems Aufmerksamkeit, obwohl sie ihrem Blick noch gar nicht begegnet waren. Er schaute auf sie, betrachtete alles an ihr; sie bemerkte, dass sein Blick über ihre Gestalt glitt, und musste ein unwillkürliches Zittern unterdrücken.
    Wieder atmete sie tief durch, hielt dann den Atem an. Sog den Anblick der breiten Stirn, der ausdrucksstarken Nase und des noch stärkeren, beinahe quadratischen Kinns in sich auf. Seine kantigen Konturen ließen auf Entschlossenheit, Beständigkeit und Charakterstärke schließen.
    Seine Lippen waren ... ganz und gar verwirrend. Schmale, doch zarte Fältchen deuteten die Möglichkeit eines Lächelns an, das die gleichmäßigen, beinahe strengen Züge des Gesichts weicher wirken lassen würde.
    Em löste den Blick von seinen Lippen und musterte die raffinierte Vollkommenheit seiner Kleidung. In London hatte sie genügend Dandys und modische Gecken gesehen. Er war in keiner Weise übertrieben gekleidet, doch seine Kleidung war von ausgezeichneter Qualität und das Halstuch meisterhaft zu einem bestechend schlichten Knoten gebunden.
    Unter dem feinen Leinenhemd deutete sich ein muskulöser Oberkörper an, obwohl er rank und schlank war. Als er sich aus seiner Erstarrung löste, langsam und bedächtig den Schreibtisch umrundete, erinnerte er sie an ein Raubtier auf Beutezug, eines, das sein Opfer mit gefährlicher und unübersehbar athletischer Würde einkreiste.
    Em blinzelte. Sie konnte nicht umhin zu fragen:
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