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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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übernehmen und herauszufinden, was er wissen wollte. »Wenn Sie mich bitte aufklären wollen, Miss Beauregard, was hat Sie nach Colyton geführt?«
    »In einem Gasthaus in Axminster habe ich die Anzeige entdeckt.«
    »Und was hat Sie nach Axminster geführt?«
    Em zuckte die Schultern. »Ich habe ...« Sie hielt inne, musterte ihn nachdenklich und korrigierte sich. »Wir, das heißt, mein Bruder, meine Schwestern und ich, waren nur auf der Durchreise.« Ihr Blick flackerte unruhig, glitt auf die Hände, die sie über ihrem Retikül locker verschränkt hatte. »Den ganzen Sommer über waren wir auf Reisen, aber jetzt ist es Zeit, an die Arbeit zurückzukehren.«
    Und das, schoss es Jonas durch den Kopf, ist eine Lüge. Sie sind nicht den Sommer über auf Reisen gewesen ... Aber wenn er sich nicht täuschte, hatte sie tatsächlich einen Bruder und Schwestern bei sich. Denn sie wusste, dass er es ohnehin erfahren würde, wenn er sie einstellte; deshalb sagte sie in diesem Punkt die Wahrheit.
    Plötzlich beschlich ihn ein Verdacht, warum sie sich um den Posten bewarb, und er fühlte sich bestärkt, als er den Blick rasch über ihre Kleidung schweifen ließ: zweckmäßig, gute Qualität, aber nicht nach der neuesten Mode. »Jüngere Geschwister?«
    Em hob den Blick und schaute ihn eindringlich an. »Allerdings.« Zögernd fragte sie: »Wäre das eine Hürde? Nun, das wäre das erste Mal. Außerdem sind sie keine Säuglinge mehr. Die Jüngste ist ... zwölf.«
    Bei den letzten Worten war ihr Zögern so zart, dass er es nur deshalb bemerkte, weil er ihr mit der gleichen Eindringlichkeit lauschte, mit der sie ihn ansah. Also nicht zwölf, dachte er, sondern höchstens zehn. »Ihre Eltern?«
    »Beide tot. Schon seit vielen Jahren.«
    Wieder die Wahrheit. Langsam klärte sich seine Vorstellung, warum Emily Beauregard sich um die Stellung bewarb. Aber ...
    Seufzend beugte Jonas sich vor, stützte sich mit beiden Armen auf den Schreibtisch und verschränkte locker die Hände. »Miss Beauregard ...«
    »Mr Tallent.«
    Ihr scharfer Tonfall ließ ihn aufmerken. Er brach ab und schaute in ihre hellbraunen Augen.
    Em hielt seinen Blick fest und fuhr fort: »Ich glaube, wir haben genügend Zeit mit diesem Geplänkel verschwendet. Die Wahrheit ist, Sie suchen händeringend nach einem Gastwirt. Und hier bin ich, willig und überaus fähig, den Job zu übernehmen. Wollen Sie mich wirklich fortschicken, nur weil ich eine Frau bin und jüngere Familienmitglieder in meiner Obhut habe? Meine älteste Schwester ist dreiundzwanzig und hilft mir bei jeglicher Arbeit, ganz gleich, was es ist. Ebenso mein Bruder, der bereits fünfzehn ist. Abgesehen von der Zeit, die er für seinen Unterricht braucht, arbeitet er an unserer Seite. Meine jüngsten Schwestern sind Zwillinge, und auch sie können uns schon zur Hand gehen. Wenn Sie mich einstellen, können Sie auch über die Arbeitskraft meiner Geschwister verfügen.«
    »Das heißt, Sie und Ihre Familie sind ein gutes Angebot?«
    »In der Tat. Allerdings arbeiten wir nicht umsonst. Ich erwarte einen Lohn, der ein Zwanzigstel der Einnahmen oder ein Zehntel des monatlichen Gewinns beträgt, zusätzlich Kost und Logis.« Atemlos ratterte sie ihre Forderungen herunter. »Ich nehme an, Sie erwarten, dass der Wirt in das Gebäude einzieht, und im Dachgeschoss scheint es unbewohnte Zimmer zu geben, die für mich und meine Geschwister wunderbar passen würden. Da wir bereits hier sind, könnte ich die Stelle sofort antreten ...«
    »Miss Beauregard.« Diesmal ließ Jonas seine Stimme stählern klingen, so sehr, dass sie abbrach und keinen Versuch unternahm, ihn zu übertönen. Er fing ihren Blick auf und hielt ihn fest. »Ich habe mich noch nicht einverstanden erklärt, Ihnen den Posten zu überlassen.«
    Sie wich seinem Blick nicht aus, zuckte nicht. Es mochte sein, dass der Schreibtisch zwischen ihnen stand; aber es fühlte sich an, als würden sie sich Auge in Auge gegenüberstehen. »Sie suchen verzweifelt nach einem Gastwirt, der die Führung des Hauses in die Hände nimmt. Ich will die Stellung. Wollen Sie mich wirklich abweisen?«
    Die Frage schwebte zwischen ihnen wie ein herausposaunter Fanfarenstoß. Seine Lippen wirkten schmal, als er ihren Blick erwiderte und ebenfalls nicht zurückzuckte. Sie hatte recht. Er suchte tatsächlich verzweifelt nach einem fähigen Wirt, und sie saß vor ihm, bot sich an ...
    Was würde sie tun, wenn er sie abwies? Sie und ihre Familie, die sie unterstützte und
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