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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin
Autoren: Sandra Melli
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hätte sie nicht auf Dauer hier leben mögen. Dafür erschien ihr das nur gelegentlich durch Rot und noch seltener durch Silber aufgelockerte Schwarz zu trist. Auch Rogon schien so zu empfinden, denn er strahlte magisch Verwunderung und einen gewissen Widerwillen aus.
    Laisa nahm sich vor, noch einmal mit ihm zu sprechen, bevor sie abreiste, doch ehe sie eine Bemerkung machen konnte, wurde ihre Aufmerksamkeit auf mehrere Männer gelenkt, die durch eine andere Tür in den Saal traten. Die Ähnlichkeit des Vordersten mit Prinz Klinal war unübersehbar.
    Das ist also König Eldrin von Urdil, dachte Laisa. Der Mann wirkte gut genährt und ebenso gut gekleidet, und nach Spuren von Folter und Misshandlungen suchte sie vergebens. Munter und mit einem zufriedenen Grinsen trat er auf seine Tochter zu und breitete die Arme aus. »Mein Kind, welche Freude, dich wiederzusehen!«
    Elanah hatte erwartet, ihren Vater aus tiefstem Elend zu erlösen. Der Mann aber, der vor ihr stand, sah nicht so aus, als hätte er als Sklave Steine klopfen oder gar Schweineställe ausmisten müssen. Ihr Blick traf seine gepflegten Hände und wanderte dann zu Arendhar weiter.
    »Ihr habt den König von Urdil in guter Hut gehalten!«
    Sie sagt jetzt ebenso König wie Klinal, dem das Wort Vater nur selten über die Lippen gekommen war, schoss es Laisa durch den Kopf, und sie trat näher, um nicht die geringste Kleinigkeit zu verpassen.
    »Ich habe Euren Vater so behandelt, wie es einem gekrönten Haupt zukommt«, antwortete Arendhar, der sich über die plötzliche Kälte in Elanahs Blick wunderte.
    »Das sieht man! Allerdings hat Graf Kolnir etwas anderes berichtet.« Elanahs Stimme klang wie zerbrochenes Glas, und es schien, als drücke sie ein unerträgliches Gewicht zu Boden.
    Dann aber straffte sie ihre Schultern und schenkte Arendhar ein Lächeln. »Nun könnt Ihr Euren Gefangenen seines Weges ziehen lassen. Die Tochter des Königs von Urdil hat dem Befehl ihres Vaters gehorcht!«
    Mit diesen Worten schob sie sich an Eldrin vorbei und bat Heklah, sie in ihre Gemächer zu führen. »Ich wünsche mich umzuziehen und so zu kleiden, wie es einer zukünftigen Königin von T’wool zukommt!«
    Ihr Vater lief ein paar Schritte hinter ihr her. »Kind, was soll das?«
    Da trat ihm Elandhor in den Weg. »Ihr habt Eure Freiheit wiedergewonnen. Seid damit zufrieden, König von Urdil, auch wenn es durch Verdrehungen und Lügen geschah. Glaubten wir Euch doch in tiefster Not und wollten Euch aus Schmach und Schande erretten. Wie hätten wir auch wissen können, welch edler Mann König Arendhar ist? Anders als Ihr hätte er niemals seine Ehre verraten!«
    Das Gesicht König Eldrins färbte sich vor Wut tiefrot. »Für diese Worte wirst du bezahlen, Bursche!«
    Elandhor schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, denn ich werde nicht auf die goldene Seite des Stromes zurückkehren.«
    Er drehte sich zu Arendhar herum und kniete vor ihm nieder. »Verzeiht, mein König, doch erlaubt mir, bei meiner Schwester zu bleiben. Vielleicht habt Ihr eine Aufgabe, die ich für Euch erfüllen kann?«
    Während Arendhar von dem plötzlichen Umschwung des Prinzen überrascht wurde, wunderte Laisa sich nicht. Sie hatte Elandhor ebenso gut kennengelernt wie seine Schwester und wusste, wie hoch die beiden Ehre und Respekt hielten. Im Land einer Feindfarbe zu erfahren, dass die Gefangenschaft ihres Vaters bei weitem nicht so schlimm gewesen war, wie dessen Boten es ihnen ausgemalt hatten, war ein Schock für sie.
    »Wenn Arendhar nichts für dich zu tun hat, kannst du mich begleiten«, schlug Laisa dem Prinzen vor.
    Im ersten Augenblick sah es so aus, als würde Arendhar zustimmend nicken, dann aber schüttelte er den Kopf. »Ich freue mich, dass Ihr bleibt, Prinz Elandhor. Es wird meiner Gemahlin gefallen, ihren Bruder bei sich zu wissen.«
    Dann forderte der König einige Diener auf, seine Gäste in ihre Gemächer zu führen. Als auch Kedellen den Saal verlassen wollte, hielt ihn Arendhar zurück.
    »Ihr, Baron Kedellen, werdet den König von Urdil auf schnellstem Weg zur Maraand-Fähre bringen, so dass er nach Westen fahren kann. Wenn Ihr gleich aufbrecht, könnt Ihr heute noch etliche Meilen schaffen!«
    Der Baron hob erschrocken die Rechte. »Aber Eure Majestät! Ich muss doch bei Eurer Heirat anwesend sein. Immerhin haben wir Herren auf M’hiir das Recht, den linken Zipfel Eures Umhangs zu tragen.«
    »Rechte kann man gewinnen und wieder verlieren, Baron M’hiir. Gehorcht
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