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Stoff für viele Leichen

Stoff für viele Leichen

Titel: Stoff für viele Leichen
Autoren: Léo Malet
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aber wir beide, wir sind wie die Brüste von Martine Carol. Sieht man den
einen, ist der andere nicht weit. Ich mach Ihnen ein Geständnis: Ich war mit
ihm in dem Bistro verabredet. Und weil ich nicht gern untätig bin, wenn ich
warte, hab ich den vier Gangstern auf Ihrer Liste den Tag versaut, nur so zum
Zeitvertreib. Ist ungefähr zur gleichen Zeit in der Gegend vielleicht eine
Concierge vergewaltigt worden? Das kann ich auch noch gleich gestehen, wenn Sie
Wert drauf legen. Wird mir weibliche Kundschaft einbringen.“
    „Reden Sie keinen Quatsch“, sagte Faroux.
    Dabei zwinkerte er Monsieur Grandjean
komplizenhaft zu, damit dieser nicht zu ernsthaft an Sicherheitsverwahrung
dachte.
    „...Monsieur Burma muß auf seinen Ruf als
Scherzkeks achten“, versuchte er zu erklären.
    „Ich weiß, ich weiß“, nickte der
Dienststellenleiter zustimmend. So ganz war er aber nicht davon überzeugt.
Meinen Humor (wenn man das so nennen kann!) schien er jedenfalls nicht
übermäßig zu schätzen.
    „Reden Sie keinen Quatsch“, wiederholte Faroux.
„Péronnet ist ein Gangster der feinsten Sorte. Vielleicht haben Sie von ihm
gehört...“
    „Hab nicht die Ehre“, sagte ich.
    „Aber Monsieur Grandjean kennt ihn.“
    „Ja. Nachdem Sie mir auf die Sprünge geholfen
haben“, sagte der. „Der Kerl von Champigny.“
    „Von Champigny und von Maisons-Laffitte. Zwei
Villen, die von uns umstellt worden sind, und beide Male für die Katz. Dieser
Péronnet hat davon erfahren und ist getürmt. Wir werfen ihm mehrere Überfälle
und Betrügereien vor, nicht zu reden von seiner mehr oder weniger erwiesenen
Zugehörigkeit zur Gestapo während der Okkupation und seiner vermutlichen
Beteiligung an einem Devisenbetrug. Als wir ihn tatsächlich mal festgenommen
hatten, konnte er aus dem Untersuchungsgefängnis entwischen. Einer von uns hat
ihm wohl dabei geholfen. Muß ziemlich gute Verstecke haben. Unmöglich, ihn zu
fassen. O nein! Das ist kein gewöhnlicher Gangster. Hat bei Stavisky gelernt.“
    „Jetzt weiß ich, wen Sie meinen“, sagte ich.
„Das führt aber auch nicht weiter.“
    „Schade“, sagte Faroux.
    „Also“, mischte sich Monsieur Grandjean ein,
„dann gehörten Bertaud und Jacquel zu seiner Bande? Na ja, dann brauchen wir
hinter den beiden wenigstens nicht mehr herzurennen. Und wenn ich Ihre
Bemerkung über die Generäle richtig verstanden habe, Kommissar, dann glauben
Sie, daß Péronnet mit denen zusammen in diesem Bistro saß, und daß Dante es
besonders auf ihn abgesehen hatte, na ja...wenn er Zeit dazu gehabt hätte
    „Genau.“ Faroux wandte sich wieder mir zu: „In
den Vierzigern, graue Haare, fast weiß, 1,70 m, feistes Gesicht, etwas plump.
Kurzsichtig, trägt immer eine Brille. Schläft mit Brille, um immer startbereit
zu sein.“
    „Ein Gangster mit Brille?“
    „Aber trotzdem gefährlich. Seine Eltern waren
bestimmt nicht sehr gesund. Das rechte Ohrläppchen ist an der Wange
festgewachsen. Sie haben nicht zufällig jemand an der Theke bemerkt, auf den
diese Beschreibung paßt?“
    „Fünfundzwanzig Jahre“, sagte ich und runzelte
die Stirn, so als wollte ich damit meinem Gedächtnis nachhelfen.
„Kastanienbraunes Haar. Grüne Augen. Sah aus wie eine Katze. Und ein Paar
herrlicher...“
    „Ich mein es ernst…“
    „Ich auch. In diesem Viertel seh ich mir keine
Männer an. Tut mir leid, Faroux, aber ich kann mich an keinen erinnern, auf den
Ihre Beschreibung paßt. Wirklich.“
    Er zuckte die Achseln, drehte sich zu seinem
Kollegen um, der mich mißbilligend ansah.
    „Dante hatte einen Bruder“, erklärte Faroux.
„Emilio, genannt ,Der Fotograf’, weil er sich hin und
wieder als Straßenfotograf tarnte. Dante hat immer mehr oder weniger alleine
gearbeitet. Sein Künstler-Bruder war Péronnets Komplize. Vor kurzem ist er
gestorben. Wurde auf einem unbebauten Grundstück gefunden, übel zugerichtet.
Ich mein jetzt Emilio. Laut Dr. Paul war er den Folgen einer etwas zu
ausgedehnten Schlägerei erlegen. War wohl zu reichlich bedacht worden. Wir
haben Grund anzunehmen, daß er abgemurkst wurde, weil es zwischen ihm und
Péronnet Differenzen gegeben hatte. Kein Zweifel, heute abend wollte Emilios
Bruder sich an Péronnet rächen, zusammen mit einem Landsmann. Waren aber nicht
schnell genug.“
    „Mit diesen Korsen gibt’s ständig Ärger“,
seufzte Grandjean mit ostfranzösischem Akzent. „Ich erinnere mich an den Fall
Stéfani...“
    Ich mich auch.
    „Damals“, sagte ich, „wurde in der
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