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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön
Autoren: Peter James
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gehabt hatte.
    Einige Monate später sollte Sergeant Jon Rye einen Bericht einreichen, der zum Urteil »Todesursache unbekannt« führte. Das war noch knapper und noch weniger aufschlussreich als eine Seewettervorhersage.
    Um halb fünf verließ Roy Grace schließlich die Brandstelle, das Feuer war noch längst nicht unter Kontrolle. Er fuhr geradewegs in die Notaufnahme des Royal Sussex County Hospital, um sich nach Glenn Branson zu erkundigen.
    Dessen hübsche Frau Ari war bereits dort. Sie hatte Grace nie besonders herzlich behandelt, weil sie ihm vermutlich die Schuld daran gab, dass ihr Mann so selten zu Hause war. An diesem Tag war die Stimmung noch frostiger. Glenn hatte Glück gehabt. Nur eine Kugel hatte ihn getroffen, den Bauch durchschlagen und die Wirbelsäule knapp verfehlt. Er würde noch eine Weile Schmerzen leiden, doch Grace bezweifelte nicht, dass er sich seine Genesung mit vielen Filmen versüßen würde, in denen die Helden angeschossen wurden und überlebten.
    Auf der Intensivstation traf er Emma-Janes Eltern. Ihre Mutter, eine attraktive Frau Mitte vierzig, begrüßte ihn mit stoischem Lächeln, während der Vater einen gelben Tennisball zusammendrückte, als hinge das Leben seiner Tochter davon ab. Es hieß immerhin, Emma-Jane sei langsam auf dem Weg der Besserung.
    Niedergeschlagen verließ er das Krankenhaus und fragte sich, welch lausiger Teamchef seine Mitarbeiter derart in Lebensgefahr brachte. Er machte einen Abstecher in eine Arbeiterkneipe, wo er ein riesiges warmes Rührei mit Toast verdrückte, das er mit einer Tasse starken Tees hinunterspülte.
    Danach ging es ihm besser. Er erledigte noch einige Anrufe und wollte gerade aufstehen, als sein Handy klingelte. Nick Nicholas wollte wissen, wie es ihm ging. Er habe noch gar nicht über sein Treffen mit dem Beamten von der Met berichten können. Die Spur mit dem toten Mädchen in Wimbledon habe sich als falsche Fährte erwiesen, es sei reiner Zufall gewesen, dass sie eine Kette mit einem Skarabäusanhänger trug. Ihr Freund habe den Mord bereits gestanden. Bella Moy könne ebenfalls keine Belege für weitere Morde finden, bei denen ein Skarabäus am Tatort entdeckt worden war.
    Vielleicht hatten sie ja Glück gehabt und die Täter frühzeitig erwischt, dachte Grace. Leider nicht früh genug, um die arme Janie Stretton zu retten.
    Er wies den jungen DC an, nach Hause zu gehen, seine schwangere Frau zu umarmen und ihr zu sagen, dass er sie liebe. Nicholas bedankte sich in überraschtem Ton, doch Grace hatte aus ehrlichem Gefühl heraus gesprochen. Das Leben war kostbar. Und zerbrechlich. Man wusste nie, was hinter der nächsten Ecke lauerte. Daher musste man es genießen, solange es ging.
    Als er ins Auto stieg, rief Cleo an. Sie klang ausgesprochen fröhlich.
    »Hi, tut mir Leid, dass ich erst jetzt anrufe. Kannst du reden?«
    »Und wie.«
    »Super. Ich hatte einen furchtbaren Tag. Vier Leichen, du weißt ja, wie es nach dem Wochenende ist!«
    »Klar doch.«
    »Ein Motorradunfall, ein Einundfünfzigjähriger, der von der Leiter gefallen war, und zwei alte Damen. Ganz zu schweigen von einem männlichen Kopf mit einem bisschen dran, den sie mir gestern gebracht haben. Der dürfte dir wohl nicht unbekannt sein.«
    »Hab davon gehört.«
    »Um die Mittagszeit bin ich in die Stadt gefahren, um ein Geburtstagsgeschenk für meine alten Herrschaften zu kaufen.«
    »Aha.«
    »Und dann steckte mein Wagen doch tatsächlich in der Tiefgarage unter dem Civic Square fest. Ein Bombenalarm, kannst du dir so was vorstellen?«
    »Was du nicht sagst.«
    »Als ich den Wagen schließlich wieder hatte, war die ganze Stadt lahmgelegt. Stau, wohin man blickte.«
    »Ja, das hab ich am Rande mitgekriegt.«
    »Und wie war’s bei dir?«
    »Ach, so lala.«
    »Keine Sensationen?«
    »Nee.«
    Zwischen ihnen herrschte ein angenehmes Schweigen, bis Cleo sagte: »Ich hab mich den ganzen Tag nach dir gesehnt, wollte mit dir reden. Aber erst, wenn wir richtig Zeit füreinander haben. Es sollte nicht das übliche Hi, toller Fick letzte Nacht sein.«
    Grace musste lachen. Plötzlich schien es unglaublich lange her, seit er aus vollem Herzen gelacht hatte. Die letzten Tage kamen ihm vor wie eine ganze Ewigkeit.
    Viel später, nachdem er im Büro begonnen hatte, sich durch die Papierberge zu arbeiten, die ihn gewiss noch den Rest der Woche beschäftigen würden, fuhr er zu Cleo nach Hause.
    Als sie sich geliebt hatten, schlief er wie ein Baby in ihren Armen ein. Schlief wie ein
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