Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Fahrgast, der dem Typen zum Verwechseln ähnlich sah, er ist ganz sicher, dass er es war. Und eben den hat er vor zwanzig Minuten an einem Lagerhaus in Portslade abgesetzt. Hier ist die Adresse.« Er knallte Grace einen Zettel auf den Tisch.
    Grace las ihn und schaute auf Potfings Liste. Es war genau dieser Schwefelsäure-Lieferant aus Portslade.

83
    PLÖTZLICH HATTE TOM EINE IDEE . Sein Handy war nicht da, dafür aber etwas anderes. Er spürte die harte Ausbuchtung in der Hosentasche. Verdammt, wieso war er nicht schon früher drauf gekommen?
    Er zog den Palm Pilot aus der Tasche und drückte einen der vier Knöpfe an der Unterseite. Sofort leuchtete das Display auf. Der Lichtschein wirkte beruhigender als tausend Taschenlampen.
    »Was ist das?«, rief Kellie.
    »Mein Palm!« Nun konnte er tatsächlich ihr Gesicht sehen!
    »Wie – wieso kannst du deine Hände bewegen?«, flüsterte sie.
    Der Lichtschein reichte nicht weit, half ihm aber, sich zu orientieren. Sie befanden sich in einem riesigen Lagerraum, die Decke mochte an die sechs Meter hoch sein, überall stapelten sich Hunderte, wenn nicht Tausende von Chemikalienfässern. Betonboden, keine Fenster, die Tür nicht zu erkennen. Angesichts der Temperatur und völligen Dunkelheit konnten sie sich durchaus in einem Keller befinden.
    Vermutlich gab es irgendwo eine breite Tür, da die Fässer nur mit einem Gabelstapler zu transportieren waren. Und auch einen Lastenaufzug.
    Tom untersuchte die Fessel an seinem Fußknöchel: eine breite Metallklammer mit einer Kette, die in einem Metallring an der Wand endete. Genau wie im Film. Kellie war ein Stück weiter an einen anderen Ring gekettet. Tom stand auf und ging einige Schritte zu ihr hinüber, doch als sich die Kette straffte, lagen noch immer drei Meter Abstand zwischen ihnen.
    »Du kannst mit dem Ding nicht telefonieren, oder?«
    »Nein.«
    »Was ist mit E-Mail?«
    »Dazu brauche ich mein Handy.«
    Er drehte sich um und pinkelte in den orangefarbenen Eimer. Nie hätte er sich erträumt, dass Pinkeln so selig machen konnte.
    »Vergiss nicht abzuziehen«, meinte Kellie.
    Er grinste, bewunderte sie für ihren Mut. Menschen überstanden solche Prüfungen, indem sie Humor und Kampfgeist bewahrten. »Klar. Und ich klappe auch den Deckel runter.«
    Tom trat zu dem Fass, das er vorhin geöffnet hatte, und suchte im Lichtschein nach dem Etikett, das er im Dunkeln ertastet hatte.
    Eine Hälfte war gelb mit schwarzer Aufschrift: ÄTZEND. Daneben auf dem weißen Teil des Etiketts: H 2 SO 4 KONZENTRIERT, 25 L.
    Würde sich dieses Zeug durch Metall fressen? Und wenn ja, wie schnell?
    Es gab nur eine Möglichkeit, er musste es herausfinden.
    Er legte den Palm auf den Boden und hob den Eimer hoch. Da erlosch das Display. Einen Moment fürchtete er, der Akku könne leer sein, dann fiel ihm ein, dass das Gerät nach zwei Minuten in den Ruhezustand schaltete. Rasch stellte er es so ein, dass es aktiv blieb, hob den Eimer wieder hoch und kippte den Inhalt so weit wie möglich von sich und Kellie aus.
    Dann konzentrierte er sich wieder auf das Fass. Den Verschluss hatte er zuvor schon entfernt, und aus der Öffnung stieg ein stark beißender Geruch auf. Seine bruchstückhaften chemischen Kenntnisse sagten ihm, dass manche Säuren Metall oder Kunststoff, nicht aber beides angriffen. Da diese Fässer aus Plastik bestanden, würde die – Säure den Eimer nicht zersetzen. Er holte tief Luft, umklammerte das Fass – bloß nicht dran denken, was geschehen würde, wenn er es umstieß –, neigte es so weit, dass etwas herausschwappte und auf dem Boden neben dem Eimer landete.
    »Scheiße.«
    Dampf stieg vom Boden auf. Die Säure reagierte mit etwas, ein gutes Zeichen.
    »Was tust du da?«
    »Ist nur ein Experiment.«
    »Wie bitte? Was soll das werden?«, fragte Kellie angespannt.
    Der beißende Gestank wurde schlimmer, die Dämpfe brannten in seiner Kehle. Tom trat zurück, holte wieder tief Luft, rückte am Fass und versuchte es erneut. Diesmal plätscherte die Säure in den Eimer. Er schüttete, bis dieser knapp zur Hälfte gefüllt war, stellte das Fass aufrecht hin und prüfte mit Hilfe der Displaybeleuchtung, ob auch keine Säure an den Eimergriff oder andere Stellen, die er berühren würde, gelangt war.
    Dann goss er ein wenig Säure auf zwei der Kettenglieder.
    Nichts geschah. Stinkende Schwaden wallten vom Boden hoch, doch gab es keine sichtbare Reaktion.
    Fluchend schaute Tom auf die Kette hinunter. Er hätte ebenso gut Wasser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher