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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig
Autoren: Peter James
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anhielt und die Augen zukniff. Undenkbar, er hätte ihr Gelächter nicht ertragen, wenn die Schweinehunde zurückkamen und ihn mit nasser Hose vorfanden.
    Allmählich überfiel ihn die Klaustrophobie. Der weiße Satin um ihn herum drängte näher und näher an sein Gesicht heran.
    Im Licht der Taschenlampe sah Michael, dass es zwei Uhr siebenundvierzig war. Scheiße.
    Was hatten die verdammt noch mal vor? Zwei Uhr siebenundvierzig. Wo zum Teufel steckten sie? Irgendwo total besoffen in einem Nachtklub?
    Er starrte auf den weißen Satin, mit hämmerndem Kopf, ausgedörrtem Mund, zusammengepressten Beinen, unterdrückte die Schmerzen, die von seiner Blase ausstrahlten. Er wusste nicht, wie lange er den Drang noch aufhalten konnte.
    Frustriert schlug er mit den Knöcheln gegen den Deckel und brüllte »Hey, ihr Schweinehunde!«
    Schaute wieder aufs Handy. Kein Signal. Er klickte sich bis zu Lukes Nummer durch und wählte trotzdem. Ein scharfes Piepsen, auf dem Display erschienen die Worte kein Empfang.
    Er tastete nach dem Walkie-Talkie, schaltete es ein und rief erneut die Namen seiner Freunde. Und dann die andere Stimme, an die er sich schwach erinnerte.
    »Davey? Hallo, Davey?«
    Nur atmosphärisches Rauschen.
    Er lechzte verzweifelt nach Wasser, sein Mund war trocken und pelzig. Hatten sie ihm etwas zu trinken dagelassen? Er hob den Kopf, so weit es ging, sah die Flasche aufschimmern, griff nach unten. Famous Grouse Whiskey.
    Enttäuscht riss er das Siegel auf, schraubte den Deckel ab und nahm einen Schluck. Einen Moment lang tat die Flüssigkeit ungeheuer gut, verwandelte sich dann in Feuer und brannte in Mund und Kehle. Dennoch fühlte er sich besser. Trank noch einmal. Genoss es, nahm einen dritten Schluck und schraubte die Flasche wieder zu.
    Er schloss die Augen. Seine Kopfschmerzen waren einen Tick besser geworden. Das Pinkelbedürfnis ließ nach.
    »Schweinehunde…«, murmelte er.
     

    8
     
     
     
    ASHLEY SAH AUS WIE EIN GESPENST. Ihr langes, braunes Haar umrahmte ein Gesicht, das ebenso farblos wirkte wie die Gesichter der Patienten in den Betten hinter ihr, die an Infusionsschläuche, Beatmungsgeräte und Monitore angeschlossen waren. Sie lehnte an der Empfangstheke der Intensivstation des Sussex County Hospital und kam Mark in ihrer ganzen Verletzlichkeit noch schöner vor als sonst.
    Er war noch benommen von der schlaflosen Nacht, trug aber einen eleganten Anzug und makellose schwarze Gucci-Slipper. Er ging auf sie zu und umarmte sie fest, wobei er über ihre Schulter auf einen Verkaufsautomaten, einen Wasserspender und ein Münztelefon unter einer durchsichtigen Plastikkuppel blickte. In Krankenhäusern wurde ihm immer ganz flau, seit er seinen Vater nach einem beinahe tödlichen Herzanfall besucht und erlebt hatte, wie aus dem ehemals so starken Mann eine zerbrechliche, erbarmungswürdige, nutzlose und verängstigte Erscheinung geworden war. Er drückte Ashley auch, um sich selber Mut zu machen. Neben ihrem Kopf blinkte ein Cursor auf einem grünen Computerbildschirm.
    Sie klammerte sich an ihn, als wäre er eine rettende Planke im sturmgepeitschten Ozean. »Oh, Gott, Mark, ich bin so froh, dass du hier bist.«
    Eine Krankenschwester telefonierte; es klang, als spräche sie mit einem Angehörigen. Die andere tippte gerade etwas in den Computer ein.
    »Das ist furchtbar«, sagte Mark, »unfassbar.«
    Ashley nickte und schluckte mühsam. »Ohne deinen Termin wärst du – «
    »Ich weiß. Ich muss dauernd dran denken. Wie geht es Josh?«
    Ashleys Haar roch frisch gewaschen, in ihrem Atem schwang ein Hauch von Knoblauch mit. Die Mädchen hatten am Vorabend in einem italienischen Restaurant ihren Junggesellinnenabschied gefeiert.
    »Nicht gut. Zoe ist bei ihm.« Er folgte mit den Augen ihrem ausgestreckten Finger, quer über mehrere Betten, vorbei an zischenden und klickenden Beatmungsgeräten und blinkenden Digitalanzeigen bis ganz zum Ende der Station, wo er Joshs Frau gebückt auf einem Stuhl sitzen sah. Sie trug ein weißes T-Shirt, Joggingjacke und Schlabberhose, die wirren blonden Locken fielen ihr ins Gesicht.
    »Michael ist immer noch nicht aufgetaucht. Wo ist er, Mark? Du musst es doch wissen.«
    Als die Krankenschwester das Telefonat beendete, piepste der Apparat erneut. Sie meldete sich.
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    Ashley sah ihn eindringlich an. »Aber ihr habt das doch seit Wochen geplant – Lucy sagte, ihr wolltet Michael all die Streiche
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