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Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)

Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)

Titel: Stipatus - Der silberne Nebel (German Edition)
Autoren: Geraldine Hauck
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Liebe«, murmelte er leise. »Nicht mehr lange und ich finde das Tor, das mich zu dir führt.«
    Einige Regentropfen fielen in sein Gesicht. Er nahm einen kräftigen Zug an seiner Zigarette, zog seinen alten Hut tiefer in sein Gesicht und lief eilig auf sein Auto zu.  Auf dem Weg dorthin stieß er mit einem Jungen zusammen.
    »Hey! Passt doch auf!«, sprach dieser zornig und mit einem leicht russischen Akzent.
    »Tut mir leid«, sagte Jon und musterte den Jungen, der vom Aussehen um die vierzehn sein musste. Sein Haar war völlig zerzaust und schneeweiß, seine Augenbrauen waren buschig und seine Nase ein wenig groß. Konnte man deswegen jedoch nicht sagen, er wäre nicht ansehnlich. Etwas wovon das Kind sich mehr als bewusst war und ihm einem gehässigen Eindruck verlieh. Seine blasse Haut war fast genauso weiß wie seine Haare, wodurch seine smaragdgrünen Augen noch mehr hervorgehoben wurden.
    »Ist irgendwas?«, fragte der Junge ihn genervt und zeigte dabei seine spitzen Zähne, wie ein Hund, der Zähne fletschend seinen Feind anknurrt.
    Jon blieb weiter stumm und musterte ihn genauer. Seine Zähne waren rasiermesserscharfe Reißzähne und seine Pupillen waren lange Schlitze wie bei einer Katze. Ob er einer von ihnen war? Er könnte aber auch eine Chimäre sein.
    »… Es ist nichts«, sagte Jon nach einiger Zeit. »Ihr seht nur jemandem sehr ähnlich.«
    Sichtlich verwirrt über die Antwort sah ihn der Junge stumm an. Jetzt sahen seine Zähne und Augen genau wie bei einem Menschen aus. Jon fragte sich, ob er sich das nur eingebildet hatte, oder ob er vielleicht doch einer von ihnen war.
    Die Erde bebte für einen Moment und kurz darauf fuhr ein gewaltiger Zug ratternd über ihren Köpfen hinweg. Das Kind sah ihn die ganze Zeit an, als würde er versuchen, seine Gedanken zu lesen. Etwas ließ ihn nachdenken. Im nächsten Augenblick jedoch verdunkelte sich seine Miene bevor er seinen Kopf voller Zorn schüttelnd von ihm abwandte. Er flüsterte etwas leise in Russisch und lief langsam auf das alte Gebäude zu, aus dem Jon gerade kam.
    »Hmm«, sprach eine elektronische Stimme nicht weit von ihm entfernt mit einem starken englischen Akzent. »Das ist also einer der Zwillinge?«
    Jon suchte nach dem Ursprung und fand sie bei einem alten, rot weiß gestreiften Wagen, der in unmittelbarer Nähe des Einganges Parkte. Seine Scheinwerfer leuchteten in einem dunklen violetten Licht. Erst sah es so aus, als würden sie auf das Gebäude sehen, doch dann richteten sie sich auf ihn.
    »Ist was?«, fragte das Auto. Jon blinzelte.
    »Nein, nein eigentlich nicht.«
    »Gut«, sprach der Wagen mit wenig heuchelndem Interesse. »Sagt, kennt Ihr etwa jemanden in diesem Gebäude? Und zwar einen Jungen mit grünen Haaren?«
    »Meinst du etwa Murdock?«
    »Ja genau!« Das Auto machte vor Freude einen kleinen Hüpfer und fuhr näher an Jon heran. »Was könnt Ihr mir über ihn sagen?«
    »Eigentlich gar nichts. Ich kenne nur Nathaniel.«
    »Oh, ach so«, sagte das Auto und sank enttäuscht weiter zu Boden.
    »Murdock, Vincent, Nathaniel und Lukas. Andere Namen, andere Leben, doch im Grunde ein und dasselbe«, sprach eine Stimme aus einer Seitengasse direkt neben dem Haus. Jon drehte sich um. Von seiner Position aus konnte er nichts erkennen, weshalb er sich der Gasse langsam näherte. Was er sah überraschte ihn ein wenig. Ein großer Androide stand im Schatten der Gebäude und war damit beschäftigt in den Mülltonen zu wühlen.
    »Passt auf Sir!«, sprach das Auto beunruhigt. »Dieser Roboter ist nicht normal.« Jon hörte ihm jedoch gar nicht zu und näherte sich langsam dem Roboter, der noch immer in aller Seelenruhe die Mülltonnen durchsuchte.
    Die Maschine überragte ihn um mehrere Zentimeter, was selbst von diesem Abstand her sofort auffiel. Diese Größe war aber nur seinen Beinen zu verdanken, die für seinen Körper viel zu lange waren. Selbst sein Hals erinnerte stark an die langen Hälse einiger Vögel wie der Schwan oder der Kranich. Seine rechte Hälfte war vollkommen weiß, die mit einem gezackten Muster in seine linke, schwarze Hälfte überging. Er hatte ein seltsames Geweih, das einen glauben lässt, aus seinem Kopf würden zwei dünne Arme wachsen. Das Weiße wie scharfe Klauen, das Schwarze wie abgeschnittene Stummel.
    Der Roboter hielt kurz inne und sah mit seinen drei Augen zu Jon hinüber. Das Linke blau, das Rechte grün und das in der Mitte eine Art Mischung aus Gold und Silber. Er legte seinen Kopf schief und
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