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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Smith
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blauen Himmel.
    Das Meer leckte ihm eisig an den Zehen, als er das Segelboot ins Wasser setzte. Ganz gleich, wie heiß der Tag war, der Ozean blieb kalt. Er riskierte einen Blick über die Schulter und sah erleichtert, dass Caroline im Haus verschwunden war und Sunny in ihrem Badeanzug auf ihn zugehüpft kam. Lachend und planschend lief sie zu dem Modellboot, und während sie es anstupste, um es über das seichte Wasser gleiten zu lassen, sang sie mit ihrer hohen, niedlichen Stimme ein kleines Lied vor sich hin – » Sun -ny Ex -ley hat heute Ge-burts-tag« –, immer und immer wieder, wie einen Abzählvers.
    Der Tag hatte nicht gut angefangen. Vernon Saul war in der Nacht zuvor von Alpträumen geplagt worden – sein Unterbewusstsein hatte Kindheitserinnerungen an Schmerz und Qual an die Oberfläche befördert –, als er schließlich wach geworden war, war er schweißgebadet gewesen, und der Gestank seines längst toten Vaters hatte wie etwas Lebendiges in dem stickigen Schlafzimmer gehangen.
    Den ganzen Tag über fühlte er sich müde und kribbelig, und als er später an diesem höllisch heißen Nachmittag eingezwängt hinterm Steuer des engen Ford Pick-ups saß, pochte ihm ein altbekannterSchmerz hinter der Stirn. Er war ganz und gar nicht in der Stimmung, sich von der neuen Tussi in der Zentrale anmeckern zu lassen, bloß weil er seine Überstundenabrechnung noch immer nicht abgegeben hatte.
    »Blöde Fotze«, sagte Vernon ins Mikrofon, dessen Kabel sich zum Funkgerät am Armaturenbrett kringelte, und hoffte, dass die Tussi, ein fettes weißes Miststück mit Pickeln und einer eiterfarbenen Haartönung, das noch mitkriegte, ehe er sich abmeldete.
    Sie kriegte es mit. »Wie war das?« Ihre Stimme schrillte durch das statische Rauschen.
    »Du hast mich genau verstanden«, sagte Vernon, hängte das Mikro ein und musste lachen bei der Vorstellung, wie sie in der Zentrale in Hout Bay vor Entrüstung schäumte.
    Er nahm ein paar Schmerztabletten aus dem Handschuhfach, schluckte sie trocken runter und spürte den Säuregeschmack auf der Zunge, als hätte er an einer Batterie geleckt. Er brauchte eine Pause, um sich die Beine zu vertreten, zu pinkeln, zu rauchen. Und nach einem seiner Projekte zu sehen.
    Vernon haute den Gang rein. Der rote Ford schoss vom Seitenstreifen auf die Straße, die sich in Serpentinen runter nach Llandudno wand, dem Villenvorort, der sich an den Berghang klammerte und am Strand entlangschlängelte. Ein Ort, den kein Schwein buchstabieren und die Hälfte der Leute in den Gettos der Cape Flats nicht mal aussprechen konnte. Kein Wunder.
    Als er an dem hölzernen Sniper-Wachhäuschen vorbeikam, das die Straße sicherte, drückte Vernon auf die Hupe und schreckte den fetten Schwarzen auf, der darin döste. Warnend, mit ausgestrecktem Finger, drohte er ihm, während der Uniformierte von seinem Hocker hochsprang und in der offenen Tür zackig Haltung annahm, wie Idi Amin auf Truppeninspektion.
    Vernon fuhr zum Ozean, vorbei an glitzernden Bauten aus Stein und Glas, die sich hinter hohen Mauern und Elektrozäunen versteckten und an denen größtenteils das rote Schild von Sniper Security prangte.
    Es war Samstag, und das bedeutete, dass Hunderte Autos die Straßen verstopften, weil Menschen von der gesamten Kap-Halbinsel zum Baden an den Llandudno-Strand kamen, ein beliebtes Ausflugsziel für picknickende Familien, Surfer und Bodyboarder. Parkplätze in Strandnähe waren rar gesät, weshalb die Tagesausflügler unweigerlich die Einfahrten der reichen Drecksäcke blockierten, die dann prompt bei Sniper anriefen, damit die sich darum kümmerten.
    Vernon hatte sich zwar einigermaßen an den Statusverlust gewöhnt, der mit dem Absturz vom Detective bei der Polizei zum uniformierten Wachmann einhergegangen war, aber er kam nicht damit klar, sich als besserer Parkwächter mit den sonnenverbrannten Weißen anzulegen, damit diese ihre Autos wegsetzten. Er hatte nicht vor, sich länger hier aufzuhalten. Also winkte er den beiden Sniper-Leuten an dem Schlagbaum zu, mit dem sie die Autoflut regulierten, und fuhr am Strand entlang, bis die Straße sich verengte, die Häuser immer weniger wurden und bloß noch ein einsamer Glaskasten für sich allein dastand. Durch die Spiegelung von Ozean und Himmel in den Fenstern sah es aus, als würde das Haus schweben und bald mit der Ebbe hinaustreiben.
    Ein Haufen Mercedesse, BMWs und klobige Geländewagen standen kreuz und quer auf der Straße vor dem Haus. Während Vernon
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