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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Smith
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seinen Pick-up zwischen ihnen hindurchmanövrierte, sah er eine kleine Parade von weißen Familien – gut genährte Männer in den Dreißigern und deren fitnessstudiogeile Frauen und blasse Kinder – aus dem Tor kommen, in ihre Karren steigen und zu ihren Bilderbuchleben davonfahren.
    Das Haus verschwand in seinem Rückspiegel, und die Straße endete. Felsen und Büsche versperrten die Sicht auf den Ozean. Vernon parkte den Ford hinter den Granitbrocken, die das Haus flankierten und die kleine Bucht des Privatstrandes nach einer Seite hin begrenzten.
    Als er seinen massigen Körper aus dem Ford schob, langsam, weil das verkrüppelte Bein nach den Stunden hinterm Steuer ganz steif war, spürte Vernon, wie ihm der Schweiß auf der Brust und um dieEier klebte. Er fuhr sich durch das dunkle, wellige Haar, und seine Hand war sofort nass. Mit seiner mittelbraunen Haut und der geraden Nase ging er beinahe als attraktiv durch, bis er seine nachgemachte Ray-Ban-Sonnenbrille abnahm und die khakifarbenen Augen zum Vorschein kamen, zu klein und zu dicht an der Nase, als wollten sie sich in seinen Schädel zurückziehen. Pitbullaugen. Er putzte die Sonnenbrille und setzte sie wieder auf.
    Vernon schnappte sich eine warme Dose Cola und den noch unangerührten Big Mac in der Styroporverpackung und ließ den Pick-up mit dem murmelnden Funkgerät stehen. Im Gehen rückte er die Glock an seiner Hüfte zurecht und hinkte über die Felsen, die jetzt bei der tiefstehenden Sonne im Schatten lagen, wodurch sich seine graubraune Uniform kaum von ihnen abhob. Behutsam kletterte er über die vom Tang glitschigen Felsen, suchte nach festem Halt für seine Stiefel.
    Er ging an dem Felskamm entlang, bis der Ozean in Sicht kam, und blickte nach unten auf den Privatstrand. Ein Grüppchen Weiße stand um einen Tisch mit leeren Flaschen, der festlich mit Luftballons geschmückt war.
    Langsam stieg Vernon hinunter zum Wasser, vorbei an den Felsbrocken, die ihm die Sicht auf das Haus versperrten. Hier gab es keinen Strand, bloß einen steinigen Sockel, auf dem ein Schwarzer splitterfasernackt auf allen vieren herumkroch, sodass seine verfilzten Dreadlocks ins Meer hingen. Der Rasta schrie und stöhnte wie ein wildes Tier.
    »He! He, Bob Marley!«, rief Vernon.
    Vernon hatte keine Ahnung, wie der Irre hieß, aber er hörte inzwischen auf den Spitznamen, blickte auf und zeigte ein zahnlückiges Grinsen.
    »Zieh dir was über deinen Stinkearsch! Aber dalli!«
    Der Rasta stand auf und zog sich eine zerlumpte Khakihose über die baumelnden Eier. Sein nackter Oberkörper war so mager, dass die Rippen wie Xylofonstäbe gegen die Haut drückten.
    »Hier«, sagte Vernon und stellte die Cola und den Big Mac auf einen Stein.
    Der Rasta faltete die Hände und verbeugte sich. Vernon hatte noch nie auch nur einen verständlichen Laut aus dem Mund des Mannes gehört und vermutete, dass der Spinner nicht sprechen konnte. Was ihm nur recht war. Er musste sich da draußen schon genug Scheiß anhören, tagein, tagaus. Der Schwarze stürzte sich wie ein Wilder auf das Essen, stopfte es sich in den Mund.
    Vernon wandte ihm den Rücken zu, machte die Hose auf und pinkelte in hohem Bogen auf die Felsen. Dabei bewegte er die Schultern, um die Verspannung zu lockern. Dann zog er den Reißverschluss wieder hoch und setzte sich, das kranke Bein gerade ausgestreckt, klopfte eine Lucky Strike aus der Packung in seiner Tasche und zündete sie an, ließ den Rauch seine magische Wirkung tun, während er hinaus zum Horizont blickte. Die Ebbe hatte eingesetzt, und der heiße Wind, der von den Bergen herabfegte, trieb Wellen an Land.
    Der Schwarze hatte das Essen verschlungen und spülte jetzt mit der Cola nach, seine erbärmlichen Habseligkeiten um sich herum ausgebreitet. Eine zerrissene Decke. Ein paar Plastiktüten mit weiß der Geier was drin. Ein Stapel alter Zeitungen, die im Wind raschelten. Eine Reihe Plastikcolaflaschen, gefüllt mit Meerwasser. Diese Schwarzen tranken das Zeug als Abführmittel.
    Vor ein paar Wochen hatte Vernon den Rasta erstmals gesehen, wie er sich hierhergeschlichen hatte. Sein erster Impuls war gewesen, ihn in den Arsch zu treten und zum Teufel zu jagen. Aber irgendwas hatte ihn davon abgehalten. Irgendeine Ahnung. Und Vernon war ein Mann, der seinen Ahnungen vertraute, der nur allzu gut wusste, dass nicht alles immer so war, wie es auf den ersten Blick schien, und der Lauf des Lebens alles andere als ein schnurgerader Marsch war: Es konnte wie
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