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Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Titel: Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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versuchten, sich gegenseitig »Severin« auf die Wangen zu malen. Bei der unruhigen Zugfahrt kein einfaches Unterfangen, doch beim Halt in Donaueschingen konnte man es als geglückt ansehen. Wieder stiegen zahlreiche Leute zu – nun war sogar ein Stehplatz kostbar.
    Über Döggingen, Löffingen und Rötenbach erreichte die Regionalbahn schließlich um kurz vor halb elf mit nur leichter Verspätung Neustadt.
    Das Schneetreiben hatte mittlerweile zugenommen.
    »Reisende zum Skisprung-Weltcup bitte hier aussteigen«, dröhnte es aus dem Lautsprecher.
    Tausende von Zuschauern waren auf dem Weg zur Hochfirstschanze, die gerade fünf Minuten vom Bahnhof entfernt in Richtung eines großen Viadukts lag, welches das Gutachtal überspannte.
    Am Straßenrand schob ein zum Pflug umgebauter Traktor den Schnee zu großen Haufen zusammen. Diesmal gab es ihn wirklich in Hülle und Fülle. Das Jahr zuvor war das noch ganz anders gewesen. Da hatten die Veranstalter eine ganze Armada von Lastwagen aufbieten müssen, um tonnenweise Schnee vom Sankt Gotthard in den Schwarzwald zu befördern.
    »Wusstet ihr, dass die Hochfirstschanze die größte Naturschanze Deutschlands ist?«, fragte Hubertus Martina und Marion. Die blickten sich verschwörerisch an.
    Auch Marion kannte offenbar schon Hubertus’ Hang zum Dozieren. Dann antworteten sie aber brav: »Nein.«
    »Schon vor über hundert Jahren wurde hier gesprungen. 1911 hat ein Gustav Tröndle einen überragenden Sieg errungen, aber damals standen noch keine kreischenden Teenager an der Schanze«, referierte Hubertus weiter.
    Den Mädchen schien das zu genügen. Martina, die mittlerweile eine lilafarbene Werbemütze einer Schokoladenfirma aufgesetzt hatte, sagte: »Wirklich interessant, Papi. Wir sind dann mal weg.«
    Sie stürzten in Richtung Schanze davon.
    »He!«, rief Hubertus ihr hinterher. »Und wann treffen wir uns wieder?«
    »Wir kommen schon nach Hause«, meinte Martina.
    »So geht das aber nicht«, sagte Hummel entrüstet, aber da waren die beiden schon in der Zuschauermasse verschwunden.
    »Huby«, ermahnte Klaus seinen Freund. »Deine Tochter ist fast erwachsen – ich bitte dich.«
    Langsam ließ das Schneetreiben etwas nach. Gut für die Springer, die bereits mitten im Probedurchgang waren. Schon von Weitem hörte man den Stadionsprecher, der um donnernden Applaus für jeden Springer bat. Eigentlich wäre das gar nicht nötig gewesen, denn die Stimmung war bereits ausgelassen.
    »Wir hätten früher aufstehen müssen«, ärgerte sich Hubertus, als sie wenig später die Einlasskontrolle passiert hatten. »Da ist ja alles voll.«
    »Einhundertsechzehn Meter für die Nummer einunddreißig, Stefan Thurnbichler aus Österreich«, dröhnte es aus dem Lautsprecher.
    »Lass uns später mal im Edelmann-Zelt ein Bier trinken«, sagte Klaus. »Vielleicht treffen wir ja jemanden von denen. Die sind doch Hauptsponsoren.«
    Hubertus nickte und kämpfte sich durch die Zuschauermassen.
    Lautes Hupen und Schreien ertönte. Mit Martin Schmitt war nun ein Deutscher dran. Ein Schwarzwälder sogar!
    Hubertus blickte abwechselnd auf die Schanze und die überdimensionale Leinwand, auf der das Geschehen übertragen wurde.
    »Ziiieh!«, echote die Menge im tausendfachen Chor, um dann laut loszujubeln.
    »Hundertachtunddreißig Meter, und das im Probedurchgang«, freute sich Klaus. »Das kann ja was werden. Die heimische Luft tut ihm wirklich gut.«
    Zwei Glühwein und eine Stunde später war der Mordfall weit weg.
    »Was für eine Atmosphäre«, schwärmte Hubertus. »Die Schanze, die Stimmung, die Landschaft, einfach toll. Wir müssen fürs zweite Springen morgen auch wieder Karten kaufen.«
    »Kannst du vergessen«, winkte Klaus ab. »Das ist doch längst ausverkauft. Außerdem sollten wir mal zum VIP-Zelt gehen. Ich will das Statement eines Edelmann-Vertreters.«
    Hubertus widersprach: »Der erste Wertungsdurchgang fängt doch gleich an!«
    Klaus zog ihn an seinem blau-weißen SERC-Schal, den Hubertus auch an diesem Tag trug. »Komm jetzt, am Anfang sind doch eh die Schwächeren dran. Und das Springen kannst du ja wohl auch so mitverfolgen.«
    Gemeinsam kämpften sie sich erneut durch die Massen. Hubertus blickte auf die Großbildleinwand. Wenige Meter entfernt entdeckte er eine kleine Kabine mit dem ZDF-Logo. Hubertus glaubte sogar, neben dem Moderator Sven Voss den Skisprungexperten Dieter Thoma auszumachen. Letzterer war am roten Haarschopf und seinem Stirnband zu erkennen. Der frühere
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