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Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)

Titel: Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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»Ich kenne die Eltern deiner Freundin nicht, aber dich nehme ich so nicht mit.«
    Martina schmollte, zupfte an ihrem Nasenpiercing und fragte dann: »Fahren wir jetzt eigentlich mit dem Zug oder mit dem Auto? Ich muss Marion noch Bescheid geben.«
    Das war eine gute Frage. Zwar hatte Hubertus am Vorabend wortreich erklärt, er werde nie wieder in einen Zug steigen, aber da die Straßenlage nun offenbar noch dramatischere Ausmaße angenommen hatte, bot sich doch eher die Bahn an. Zudem hatte man mit einer Eintrittskarte fürs Springen freie Fahrt bis Neustadt.
    »Mit dem Zug«, entschied Hubertus. »Sag Marion, wir holen sie um zehn nach neun ab.« Als Eisenbahnersohn war es für ihn Ehrensache, die Abfahrtzeiten seines Heimatbahnhofs im Kopf zu haben.
    »Da hätten wir ja auch allein gehen können«, bemerkte Martina enttäuscht. »Ich kann’s kaum erwarten, bis ich endlich den Führerschein habe.«
    Hubertus winkte ab und studierte die Zeitung. Natürlich: Auf Klaus war Verlass. »Brutaler Mord in der Schwarzwaldbahn«, lautete die riesige Überschrift auf der Titelseite des Schwarzwälder Kuriers. Es war ein längerer, blumig ausgeschmückter Artikel, den Klaus per iPhone an die Spätredaktion durchgegeben hatte. Er hatte sich im Eifer ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt, das würde womöglich Ärger geben.
    »Ob Schlenker seiner Weigerung, die Bären-Brauerei zu verkaufen, zum Opfer fiel, ist derzeit noch unklar«, hatte Riesle einfach mal gemutmaßt.
    Kopfschüttelnd nahm Hubertus auch einen weiteren Satz von Klaus zur Kenntnis: »›Ich hatte Todesangst, als ich Herrn Schlenker auf der Zugtoilette entdeckte‹, sagte ein Zeuge, der anonym bleiben wollte, exklusiv gegenüber dem Schwarzwälder Kurier.«
    Dass es sich bei diesem Zeugen um Klaus selbst handelte, hatte er wohlweislich verschwiegen.
    »Interessant, was du unter seriösem Journalismus verstehst, Klaus«, sagte Hubertus wenige Minuten später am Telefon.
    »Das gehört zum Geschäft«, konterte dieser trocken.
    »Deine Skrupellosigkeit scheint auch mit jedem Artikel zu steigen«, rügte Hubertus. »Kommt der Herr Anonymus denn nachher zu Fuß bei mir vorbei?«
    »Na klar, laut Bahnauskunft fahren die Züge heute Morgen wieder normal. Und vielleicht kriege ich am Bahnhof ja noch was raus. Ich laufe dann zu dir runter.« Er wohnte in einem Hochhaus in der ansonsten von eingeschossigen Flachdachhäusern geprägten, etwas höher gelegenen Siedlung Hammerhalde.
    Kurz nach neun holte er Hubertus und Martina ab. Sie stapften durch die verschneite Saarlandstraße, wo Martinas Freundin Marion wohnte. Sie war ein Jahr jünger als Hubertus’ Tochter, hatte sich wie Martina dick eingemummt und trug eine lustige Pudelmütze. Sie sagte artig: »Guten Morgen, Herr Hummel«, und reichte auch Klaus die Hand.
    Hummel war etwas verlegen. Eigentlich war es ihm gar nicht recht, wenn er privat mit seinen Schülerinnen zu tun hatte. Vor allem, wenn die gemeinsam mit seiner Tochter am helllichten Samstagmorgen in der Villinger Innenstadt »Severin, Severin, Skisprung-Gott!« skandierten. Und das noch in der Nähe »seiner« Schule, dem Gymnasium am Romäusring.
    Gerade als sie den Kiosk kurz vor dem Bahnhof passierten, schaute der Betreiber heraus und rief: »He, Klaus, was für eine Supergeschichte!« Er deutete auf die Schlagzeile mit dem Mord. Klaus winkte ihm im Weitergehen zu. Wenig später waren sie am Bahnhofsvorplatz. Neun Uhr fünfundzwanzig, noch dreizehn Minuten bis zur Abfahrt des Zuges.
    Klaus war voll im Recherchefieber. Er befragte zwei Bahnangestellte nach neuen Erkenntnissen zum Mord, konnte jedoch keine besonderen Neuigkeiten in Erfahrung bringen.
    Gleis 1 füllte sich derweil mit zahllosen Menschen. Auch eine Abordnung des »Martin-Schmitt-Fanklub Tannheim« nebst Fahne war zu sehen.
    »Unangenehm, zwölf Stunden nach dem Mord wieder im Zug zu sitzen«, murmelte Hubertus.
    »Keine Sorge«, entgegnete Klaus. »Diesmal gibt’s nur Großraumwagen, keine Abteile. Und es wird so voll, da wirst du höchstens versehentlich erdrückt.«
    Aus Rottweil traf die Regionalbahn ein. Hummel und sein Begleittrupp stiegen ein. Dass der Bären-Brauerei-Chef ermordet worden war, hatte in den beiden Waggons das Skispringen als Hauptthema verdrängt.
    Hubertus rutschte auf seinem Sitz nervös hin und her und blickte sich in alle Richtungen um. Seit dem gestrigen Abend hatte er eine Zugphobie.
    Martina und Marion in der Reihe hinter ihnen nahmen davon keine Notiz. Sie
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