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Stilettos für Anfänger

Stilettos für Anfänger

Titel: Stilettos für Anfänger
Autoren: Lori Foster
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geschlafen hatte. Mühsam setzte er sich auf und bedeckte sich, so gut er konnte.
    In einem Ton, mit dem er Ruhe und Gelassenheit vorzutäuschen hoffte, fragte er: “Was tust du hier, Daniel?”
    “Melissa weiß, wo du bist”, erwiderte Daniel ohne Zögern. “Und sie ist schon auf dem Weg.”
    “Was?” Das fehlte ihm gerade noch, dass Melissa hier erschien. Daniel als Beobachter war schlimm genug.
    “Dad hat ihr gesagt, dass du hier bist. Mit Annie. Ich kann es fast nicht glauben, aber er hat’s getan.” Daniel zuckte mit den Schultern.
    “Aber wo ist Annie?” Guy versuchte vergeblich, an Daniel vorbeizusehen. Und plötzlich merkte er, wie still es in der Hütte war. Als wäre sie leer.
    Erschrocken rutschte er zur Bettkante, um aufzustehen.
    Daniel kam zu ihm. “He, sei vorsichtig. Lass dir helfen.”
    Panik verdrängte Guys Schuldbewusstsein und seine Schmerzen. “Wo ist Annie?”
    Daniel, der seltsam zufrieden aussah, sagte: “Sie wollte ihre Sachen packen, um heimzufahren.”
    “Sie will heimfahren?”
    “Genau.” Daniel nahm Guys Arm und half ihm aufzustehen. Er grinste, als er sah, dass Guy nackt war. “Meinst du nicht, du solltest dich anziehen, bevor du meiner kleinen Schwester nachjagst?”
    Guy machte ein verständnisloses Gesicht. Er schüttelte den Kopf und sah sich nach seiner Kleidung um. Daniel kam ihm zu Hilfe und brachte ihm die Pyjamahose, die halb unter dem Bett gelandet war.
    Guy spürte, wie das Blut ihm in die Wangen schoss, als er daran dachte, wie Annie ihm die Pyjamahose ausgezogen hatte. Und nun stand ihr Bruder vor ihm.
    Mit erhobener Augenbraue fragte Daniel: “Du hattest es gestern Abend wohl ziemlich eilig mit dem Ausziehen, was?”
    Vorsichtig ließ Guy sich auf der Bettkante nieder und zog die Hose über die Schiene an seinem verletzten Knie. Daniels Frage ignorierte er, um ihm selbst eine zu stellen. “Warum fährt Annie heim?”
    Nachdem Daniel seine Brille zurechtgerückt hatte, erwiderte er gelassen: “Sie dachte wohl, sie wird nicht mehr gebraucht, jetzt, wo Melissa hier ist.”
    “Ist sie denn schon hier?”
    “Sie müsste jeden Augenblick erscheinen.”
    Sekunden später steckte Daniels jüngerer Bruder Max – Draufgänger, Weltenbummler und bekennender Schürzenjäger – den Kopf zur Tür herein. “Madame ist eben eingetroffen.”
    Es verblüffte Guy, Max Sawyers hier zu sehen. Er hatte gedacht, Max sei noch immer irgendwo in der kanadischen Wildnis.
    Daniel nickte, um Guys unausgesprochene Frage zu beantworten. “Ja, er ist zurück. Und die totale Abgeschiedenheit hat ihm offenbar nicht mal geschadet.”
    “Ich war ungemein entspannt”, erklärte Max. “Das heißt, bis deine Freundin darauf bestand, dass ich sie hierher brachte.” Max verzog das Gesicht. “Sie ist nicht sehr glücklich, diese Frau.”
    Melissa drängte sich an Max vorbei. “Was geht hier vor?”, fragte sie mit schriller Stimme.
    Guy, der noch immer schockiert war, Max nach so langer Zeit zu sehen, war gerade aufgestanden, ließ sich bei Melissas Anblick aber wieder auf das Bett zurücksinken.
    Die Ungeheuerlichkeit dessen, was er vorgehabt hatte, und die Erkenntnis, wie idiotisch das gewesen war, kamen ihm schlagartig zu Bewusstsein.
    Er hatte bereits beschlossen, Melissa nicht zu heiraten, doch nun erkannte er, dass er sie nie wirklich begehrt hatte.
    Jedenfalls nicht so, wie er Annie begehrte.
    Melissa stand in einer einstudierten Pose da, in einem pinkfarbenen Pullover, einem kurzen Rock und kniehohen Stiefeln, die rustikale Eleganz vermitteln sollten und dennoch ausgesprochen feminin waren. Ihr blond gefärbtes Haar war zu einer weichen Lockenfrisur aufgesteckt.
    Ihr Anblick ließ Guy kalt.
    In seinem Kopf war nur Platz für das Bild von Annie, wie sie in seinem viel zu weiten Flanellhemd vor ihm gestanden hatte.
    Von diesem Augenblick an hatte er gewusst, dass er mit ihr schlafen würde. Er hatte sich zwar dagegen gewehrt, aber längst nicht nachdrücklich genug.
    Max schlenderte ins Zimmer, ohne Melissa zu beachten – was sie noch mehr aufbrachte –, und richtete den Blick auf Guy.
    “Was hast du mit dir angestellt?”, fragte er verwundert, als er die Prellungen und Kratzer und Verbände sah.
    “Er hat sich mit einem Sattelschlepper angelegt. Und verloren”, klärte Daniel ihn auf. Mit einem Blick auf Melissa fügte er hinzu: “Annie hat ihn hier gepflegt.”
    Max straffte sich abrupt, als er das hörte. “Dazu war sie also hier? Und ich dachte, sie wäre uns auf
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