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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt
Autoren: Catherine McKenzie
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einzuschränken, weil ich eigentlich alle Arten von Musik mag. In einem Moment mag ich einen Song von Britney Spears und im nächsten höre ich … Korn.«
    Habe ich gerade ernsthaft behauptet, dass ich die Musik von Britney Spears mag?
    Cora/Laetitia bemüht sich nicht länger, ihr Lachen zu unterdrücken, und ich kann es ihr nicht einmal verübeln. Elizabeths Art zu sprechen scheint ansteckend zu sein, denn von Sekunde zu Sekunde fällt es mir schwerer, mich zu artikulieren. Ich habe das Gefühl, mich übergeben zu müssen.
    »Erzähl uns von den Bands, die du in letzter Zeit besprochen hast. Wer sticht heraus?«, fragt ein älterer Mann, dessen Namen mir bei meinem Leben nicht mehr einfällt.
    »Also, diese kleine Band aus der Gegend hier hat mir echt gut gefallen … äh … einen Moment … der Name fällt mir sofort wieder ein …« Ich werde rot, während mein Gehirn endgültig auf Leerlauf schaltet. »Äh … Ich bin mir sicher, dass ich mich gleich an den Namen erinnern kann … Wie dem auch sei … Sie sind eine tolle Mischung aus … dieser Band, die jetzt ständig im Radio läuft …«
    Totale Panik. Ich weiß mehr über Musik als die meisten Teenager, doch im Augenblick fällt mir nicht einmal der Name einer der momentan angesagtesten Bands ein. Einer ihrer Songs lief sogar im Radio, als ich mit dem Taxi hierherfuhr.
    Ich bin fix und fertig.
    »Kate? Geht es dir gut?«, erkundigt sich Elizabeth.
    »Mir ist ein bisschen schwindelig. Könnte ich mich kurz entschuldigen? Ich müsste mal zur Toilette.«
    Bob oder Kevin oder wer auch immer er ist, runzelt die Stirn, aber Elizabeth erklärt mir, wo die Toiletten sind, und sagt, dass sie solange auf mich warten werden.
    Ich haste an »Pet Sounds« und »Nevermind« vorbei zur Damentoilette. Der scharfe Geruch nach Desinfektionsmittel steigt mir in die Nase. Ich spritze mir Wasser ins Gesicht und halte mich am Waschbecken fest, als der Raum sich zu drehen beginnt.
    Das kann nicht wahr sein! Bitte, bitte, bitte. Nicht heute, nicht heute, nicht heute.
    Mein Magen zieht sich zusammen, ich stürze in eine der Kabinen und übergebe mich.
    Und noch mal.
    Und noch mal.
    Als ich fertig bin, hocke ich auf dem Boden und presse meinen schmerzenden Kopf gegen die kühlen Wandfliesen. Ich wünschte, ich könnte mich in Luft auflösen. Was der beste Tag meines Lebens hätte werden sollen, entpuppt sich als der schlimmste. Ich kann nicht glauben, dass das Bewerbungsgespräch, auf das ich mein halbes Leben gewartet habe, diese Wendung nimmt.
    »Kate? Bist du hier?«
    Elizabeth. Na toll. Bitte, bitte mach, dass sich ein Loch im Boden auftut, in das ich versinken kann. Vielleicht komme ich durch das Loch direkt in die Hölle, wo ich hingehöre.
    »Ich bin gleich so weit.«
    Ich versuche, auf die Beine zu kommen, und wieder beginnt sich alles zu drehen. Hastig kauere ich mich über die Kloschüssel und entleere auch noch den letzten Rest meines Mageninhalts.
    Elizabeth klopft an die Tür. »Kate. Was ist da drin los? Kate?«
    »Mir ist nur ein bisschen übel …«
    Wieder muss ich kotzen, und was diesmal rauskommt, ähnelt nichts von dem, was ich je gegessen oder getrunken hätte, und hinterlässt einen widerlichen, metallischen Geschmack in meinem Mund.
    »Du bist betrunken, stimmt’s?«
    »Was? Nein! Ich habe nur etwas Schlechtes gegessen. Ich glaube, es war Sushi.«
    »Ich kann ihn riechen? Den Alkohol?«
    Als ihre Worte in mein Bewusstsein dringen, lasse ich mich entsetzt zurück auf den Boden sinken. Meine Beine sind zu schwach, um mich zu halten.
    »Vielleicht geht es mich ja nichts an? Aber ich habe das schon öfter gesehen? Es gibt gute Einrichtungen, weißt du? Für Menschen, die ein Alkoholproblem haben?«
    »Es geht gleich wieder, okay?«
    »Ich könnte dir den Namen geben? Von einer Gruppe? Kennst du die Anonymen Alkoholiker?«
    »Ich brauche nur noch einen Moment«, flüstere ich. »Nur einen Moment.«
    »Ich glaube nicht, dass es noch Sinn hat, das Gespräch fortzusetzen? Wenn du fertig bist, kannst du gehen?«
    Bewegungsunfähig höre ich zu, wie sie die Damentoilette verlässt. Ich weiß, dass ich gehen sollte, doch ich habe nicht die Kraft dazu.
    Das ist der schlimmste,
schlimmste
Tag meines Lebens.
    Mein 30 . Geburtstag ist der mit Abstand schlimmste Tag meines ganzen Lebens.

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    2. Kapitel
    Redemption Song
    A ls ich mich schließlich aufrappeln kann, schleiche ich mich aus dem Gebäude und schaffe es irgendwie, zurück in die Wohnung zu kommen,
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