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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt
Autoren: Catherine McKenzie
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Stadtteile gezogen. Sie arbeiten in Kanzleien und Investmentbanken, haben dunkle Schatten unter den Augen und blasse Haut. Ihr Jahreseinkommen ist doppelt so hoch wie die Kosten für meine Ausbildung, und die einzigen Veranstaltungen, auf die sie gehen, sind die Cocktailpartys, die ihre Firmen für wichtige Klienten ausrichten.
    Überwiegend finden sie die Art, wie ich lebe, nicht gut – jedenfalls den Teil, der ihnen bekannt ist –, aber mir ist das überwiegend egal. Denn das ist
mein
Leben. Ich lebe meinen Kindheitstraum, über Musik zu schreiben. Es ist kein gutbezahltes Leben, doch es ist das Leben, das ich mir ausgesucht habe. An den meisten Tagen bin ich glücklich.
    Und wenn ich diesen Job bei
The Line
bekomme, werde ich sogar überglücklich sein.
     
    Um kurz nach acht treffe ich mich mit Greer in unserem Lieblingspub. Ich trage Outfit Nr.  2 : eine hautenge Jeans, die ich in burgunderrote Boots gesteckt habe, dazu das Band-Shirt und einen schwarzen Cordblazer, um mir die Kälte der Frühlingsnacht vom Leib zu halten.
    Die Bar verströmt ein original Irish-Pub-Flair (jagdgrüne Tapeten, eine Theke aus dunkler Eiche, Spiegel mit dem
Guinness
-Schriftzug an der Wand hinter dem Tresen, ein Hauch von abgestandenem Lagerbier in der Luft), aber uns gefallen die entspannte Atmosphäre, die günstigen Pints und die gelegentlichen Begegnungen mit einem irischen Rugby-Team.
    Greer sitzt auf ihrem Stammhocker an der Theke und flirtet mit dem Barkeeper. Im Hintergrund läuft
I Gotta Feeling
von den Black Eyed Peas. Als ich mich neben sie setze, bestellt sie mir ein Bier und einen Whiskey.
    »Hey, du hast versprochen, dass es bei
einem
Drink bleibt.«
    »Ein Kurzer ist kein Drink. Es ist höchstens ein kleiner Vorgeschmack aufs Trinken.«
    Greer kommt aus Schottland. Sie hat langes rotbraunes Haar, grüne Augen, einen Porzellanteint und einen Akzent, der Männer um den Verstand bringt. Manchmal hasse ich sie.
    Heute Abend trägt sie einen weichen Pullover in der Farbe von frischem Gras, die genau zu ihren Augen passt, und dazu eine lässige Jeans, die ihre große, schlanke Figur perfekt zur Geltung bringt. Ich bin froh, dass ich mir wenigstens die Zeit genommen habe, mein kastanienbraunes Haar zu föhnen und die richtige Menge Mascara aufzulegen, so dass meine Augen himmelblau leuchten. Niemand möchte auf seiner »Heute ist fast mein dreißigster Geburtstag«-Party überstrahlt werden.
    Greer hebt ihr Whiskeyglas und stößt mit mir an. »Happy birthday, Süße. Trink aus.«
    Ich sollte das wirklich nicht tun, aber … Na ja. Was soll’s? Morgen
ist
schließlich mein Geburtstag.
    Ich stürze den Whiskey hinunter und nehme ein paar große Schlucke von meinem Bier, um nachzuspülen.
    »Danke, Greer.«
    »Gern geschehen. Also, jetzt erzähl mal von diesem wichtigen Vorstellungsgespräch. Geht es um einen Job nach dem Abschluss?«
    Job nach dem Abschluss? Oh, richtig! Der größte Nachteil einer falschen Studenten-Persönlichkeit? Den Überblick über meine beiden Leben zu behalten.
    »Nein … Genau genommen denke ich darüber nach, eine ganz andere Richtung einzuschlagen. Es geht um einen Job bei einem Musikmagazin.«
    »Tja, das Mädel wird langsam erwachsen.«
    »Musste ja mal so kommen.«
    Steve, der Barkeeper, bringt uns noch zwei Schnäpse, für die Greer mit einem Lächeln bezahlt. Er berechnet ihr nur ungefähr jeden vierten Drink, aber da ich oft ebenfalls davon profitiere, bin ich die Letzte, die sich darüber beklagt.
    Sie schiebt mir eines der kleinen Gläser herüber.
    »Nein, ich kann nicht.«
    »Einen zu zwitschern bringt dich schon nicht um.«
    »Es gibt keinen Menschen mehr, der den Ausdruck ›einen zwitschern‹ benutzt, oder?«
    »So sagt man das halt bei uns, und ich kann den Ehrenkodex meines Landes nicht brechen. Jetzt trink aus, Süße, bevor ich ihn für dich austrinke.«
    Ich stürze auch diesen Schnaps hinunter und verschlucke mich fast, als Scott mir unvermittelt auf den Rücken schlägt. Er studiert Geschichte, und ich habe ihn vor einem Jahr – wer hätte es geahnt – bei Wein und Käse auf einem studentischen Treffen kennengelernt. Wir freundeten uns an, als wir darüber diskutierten, wer das größere Wissen über U 2 und die Counting Crows hat (ich und ich). Sein durchtrainierter Körper, sein sandfarbenes Haar und sein offenes Gesicht sind schön anzuschauen, und angesichts der Tatsache, dass wir beide Singles sind, bin ich mir nicht sicher, warum wir nie zusammengekommen
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