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Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt
Autoren: Catherine McKenzie
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sind. Vielleicht liegt es daran, dass er erst 22 ist, womit er an der äußersten Grenze meiner »Die Hälfte plus sieben«-Regel liegt. ( 30  ÷ 2  + 7  = 22 . Eine gute Regel, die man tunlichst befolgen sollte, um altersmäßig unangemessene romantische Verwicklungen zu vermeiden.)
    Scott bestellt noch eine Runde und schiebt mir Schnaps Nr.  3 zu. Ich widerspreche, aber er blickt mich mit seinen blauen Augen an, lächelt breit, und schon hat er mich überredet. Zu diesem Schnaps und dem nächsten. Als Rob und Toni eine Weile später dazukommen, spendieren sie die nächsten beiden Runden. Nachdem auch diese Gläser leer sind, wirkt der Raum mit einem Mal verschwommen. Die Drinks, die dann kommen, zähle ich nicht mehr mit.
    Der Rest der Nacht verliert sich in einer Aneinanderreihung von Bildern: Rob und Scott, die unanständige Rugby-Songs singen. Toni, die mir erzählt, dass sie in der Woche zuvor Angst gehabt habe, schwanger zu sein. Ich, wie ich darüber schwafele, dass ich mein Vorstellungsgespräch morgen schaffen werde, ja, schaffen werde! Greer, die auf dem Tresen eine
Coyote Ugly
-Nummer abzieht, während Steve ihr noch mehr Schnaps verabreicht. Irgendjemand, der mich vor meiner Haustür abstellt, klingelt und dann kichernd davonrennt. Eine enttäuscht und resigniert wirkende Joanne, die eine Decke über mich breitet.
    Ich liege auf der Couch im Wohnzimmer, während das Zimmer sich dreht, und bin froh, dass ich so viele gute Freunde und einen phantastischen Job in Aussicht habe, der nur darauf wartet, dass ich ihn mir schnappe.
    Morgen, morgen, morgen. Ich hebe den Arm, um einen Blick auf die Leuchtziffern meiner Uhr zu werfen. 3 : 40  Uhr. Ich glaube, es ist schon heute. Hey, ich habe Geburtstag.
Happy birthday to me, happy birthday to me, happy birthday, happy birthday, happy birthday to me.
     
    »Katie!«
    Jemand schüttelt mich heftig.
    »Katie! Steh auf!«
    Das Schütteln wird noch schlimmer.
    »Lass mich!«
    »Katie, du musst aufstehen. Sofort!«
    Joanne reißt mir die Decke vom Gesicht, und gleißende Helligkeit überflutet mich.
    »Was zum Teufel ist los mit dir?«, murmele ich.
    »Katie, hör mir zu. Du hast in fünfzehn Minuten ein Vorstellungsgespräch!«
    Nur langsam dringt die Wirklichkeit in mein noch immer benebeltes Hirn vor.
    Ich. Habe. Ein. Vorstellungsgespräch. In. 15 . Minuten.
    Oh, mein Gott.
The Line.
Der perfekte Job. Das Vorstellungsgespräch, das ich schaffen will. Das Vorstellungsgespräch, das in 15  Minuten stattfindet.
    Ich springe aus dem Bett und torkele Richtung Badezimmer. Das Gesicht, das mich im Spiegel begrüßt, sieht furchtbar aus. Mein Haar steht in alle Himmelsrichtungen ab, meine Augen sind verschmiert von der Wimperntusche und dem Lidschatten der vergangenen Nacht. Ich bin mir nicht sicher, doch eventuell bin ich sogar ein bisschen grün im Gesicht.
    Ich atme ein paarmal tief durch und befehle mir selbst, mich zusammenzureißen. Unter Joannes vorwurfsvollem Blick beginne ich fieberhaft, mich zurechtzumachen. Energisch wasche ich mein Gesicht, während ich gleichzeitig mit der Zahnbürste den Nachgeschmack der letzten Nacht aus meinem Mund putze. Nach ein paar Strichen mit der Bürste binde ich meine Haare zu einem lockeren Knoten zurück und schnappe mir die Klamotten, die noch immer ausgebreitet auf meinem unberührten Bett liegen.
    »Was ist gestern Nacht mit dir passiert?«, fragt Joanne.
    Ich schlüpfe in meinen Rock und ziehe den Pullover über meinen Kopf. »Nichts.«
    »Ja, das sieht man.«
    »Danke, dass du mich geweckt hast.«
    »Weißt du, eines Tages werde ich nicht mehr da sein, um mich um dich zu kümmern.«
    »Joanne …«
    »Du solltest dich besser auf den Weg machen.«
    Ein letzter Blick in den Spiegel (gar nicht mal so schlecht, wenn man die Umstände bedenkt), und kurz darauf renne ich auf der verzweifelten Suche nach einem Taxi auf die Straße. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, die U-Bahn zu nehmen, um Geld zu sparen, aber den Plan kann ich ganz eindeutig vergessen.
    Wenigstens habe ich Glück: Ich hebe nur kurz den Arm, um zu winken, und augenblicklich kommt neben mir ein Taxi schlitternd zum Stehen. Während es auf dem Weg in die Innenstadt im dichten Verkehr immer wieder ruckweise anfährt, um dann genauso ruckartig wieder anzuhalten, kämpfe ich gegen meine Übelkeit an und beobachte nervös, wie die Minuten auf der Uhr verstreichen.
    8 : 56  Uhr. 8 : 57  Uhr. 8 : 58  Uhr. 8 : 59  Uhr.
    Bitte, bitte, bitte.
    9 : 00
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