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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle
Autoren: P Bordage
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neben dem Strauch mit den glänzenden und
dem mit den roten Blüten. Seine Blüten waren von reinstem Weiß, so strahlend, dass das menschliche Auge ihren Glanz nicht ertragen konnte.
     
    Ein junger schüchterner Mann trat vor Sri Hampra. Der alte Mann hatte die Angewohnheit, jede Nacht auf einen Hügel zu steigen, den er Arratan nannte, und von dort aus den Sternenhimmel zu betrachten.
    Der junge Mann war Syracuser, was an seiner Kleidung zu erkennen war. Seit dreißig Jahren trugen sie keinen Colancor mehr, sondern eine Art Trikot, das bis zum Hals reichte, den Kopf aber frei ließ.
    »Ich bin Messaodyne Jhû-Piet«, sagte der junge Mann, »und schreibe eine Dissertation über die Krieger der Stille und die Legenden, die sie umgeben. Darf ich mit Ihnen darüber sprechen?«
    »Ich habe bereits von Ihnen gehört«, entgegnete Sri Hampra. »Es heißt, Sie seien der größte Dichter der ersten Postang’schen Periode. Brillant und zudem ein Charmeur, ein Liebling der Damen und von den Herren gehasst! Sie müssen nicht glauben, dass wir auf Neorop nichts vom Universum wissen.«
    Der junge Mann verneigte sich respektvoll und sagte: »Das Kompliment kann ich zurückgeben. Wie es heißt, haben Sie Sri Lumpa gekannt und als Einziger Hyponeros erforscht. Stimmt das?«
    »Beides hat miteinander zu tun. Ich lernte Sri Lumpa auf einem Planeten kennen, der Hyponeros hätte sein können. Ich bin mir dessen nicht sicher. Ich bin jetzt über zweihundert Standardjahre alt, junger Mann. Der Tod will noch nichts von mir wissen …«
    Die Augen Messaodyne Jhû-Piets glänzten in der neoropäischen
Nacht. Er brauchte sein kleines Holoaufzeichnungsgerät nicht. Diese Unterhaltung würde er nie vergessen.
    »Sri Lumpa hat mich das Antra gelehrt«, sprach Sri Hampra weiter. »Ich rede nicht von diesen lächerlichen Praktiken, die falsche Krieger der Stille vermarkten«, spuckte er aus, »sondern vom Klang des Lebens, einer psychokinetischen Reise.«
    »Ich habe einen solchen Kurs mitgemacht«, gestand Messaodyne Jhû-Piet enttäuscht.
    »Also überhaupt nichts gelernt«, brummte Sri Hampra. »Ein Antra zum Billigtarif! Fliegendreck! Doch sollten Sie es wünschen, junger Mann, zeige ich Ihnen was eine wirkliche Initiation ist.«
    »Aber gerne!«, rief der Syracuser.
    »Ihr Enthusianismus gefällt mir. Wie ist die Lage auf Syracusa?«
    »In weniger als einem Jahrhundert haben wir es auf neunundzwanzig Regierungen gebracht. Kaufleute drängen die Völker der Satellitenstaaten zum Aufruhr, um die Aristokraten zu stürzen. Sie wollen eine Demokratie errichten. Andere Welten haben uns unseren hegemonialen Wahnsinn nicht verziehen und meiden uns. Prosperität und Stabilität, darauf werden wir noch länger warten müssen. Darf ich Ihnen eine andere Frage stellen? Warum dieser Name, Sri Hampra? Ich glaube, es bedeutet ›Seigneur Affe‹ in der Sprache der Sadumbas. Aber Sie sind nicht sehr behaart …«
    »Als ich vom Planeten Arratan kam …«
    » Arratan?«
    »Ein anderer Name für Hyponeros. Als ich von dort zurückkam, hatte mein Körper eine quasi animalische Gestalt angenommen …«

    »Wissen Sie, was aus den Kriegern der Stille geworden ist? Es heißt, dass jedes Mal, wenn einer von ihnen dieses Universum verlässt, ein Strauch auf Terra Mater erblüht.«
    »Wie viele Sträucher gibt es bereits?«
    »Zwölf. Und diese Blüten haben eine besondere Eigenschaft, ihre Formen und Farben sind sehr verschieden …«
    Sri Hampra deutete auf den Sternenhimmel. »Betrachte ihn, Messaodyne, und du siehst, wonach du suchst. Ganz links die Konstellation Fracist und Ghë in Form eines Jabaïb, eines Geiers. Sie beschützen die Heiler und die Reisenden.«
    »Fracist? Ist das Fracist Bogh, der Muffi Barrofill der Fünfundzwanzigste?«
    »Einige Gelehrte behaupten es. Daneben eine Konstellation San Francisco und Phoenix, in Gestalt eines Schnee-Tigerbären. Zu ihnen wird gebetet, wenn man unfruchtbar ist. Etwas weiter die Konstellation Whu Phan-Li, in den Noten eines Trillers, der Beschützer der Krieger und der Eremiten.
    »Ist das kein Widerspruch?«
    »Eremiten und Krieger der Seele. Richte jetzt den Blick auf die rechte Seite des Himmels. Dort siehst du die Konstellation Yelle und Jek, in Form eines Auges, das Symbol der Hellsichtigkeit und des Mutes. Und da, ein fliegender Stein, die Konstellation Shari und Oniki, ein Sinnbild der Initiation und der Ergebenheit. Der einsam strahlende Stern, das ist Tau Phraïm, ihr Sohn, der ewige Wächter der
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